Nach der umjubelten Aufführung von Shakespeares „Der Sturm“ im vergangenen Frühjahr bringt das Potsdamer Integrationstheater „Sanssouci avec Shakespeare“ nun das Stück „Der Kaufmann von Venedig“ auf die Bühne. Studierende der Universität spielen gemeinsam mit jungen Migranten aus 14 Ländern und sprechen dabei verschiedene Sprachen. Die ungewöhnliche Inszenierung von Regisseur Kaspar von Erffa hat am 8. März um 19:30 Uhr im Potsdamer Treffpunkt Freizeit Premiere. Weitere Vorstellungen gibt es am 9. März um 19:30 Uhr und am 11. März um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Um Anmeldung wird gebeten.
Erzählt wird die Geschichte des venezianischen Kaufmanns Antonio, der zwar reich, aber unglücklich verliebt in Bassanio ist. Bassanio wiederum ist arm, liebt aber die reiche Portia. Um Portia heiraten zu können, bittet Bassanio Antonio um ein Darlehen. Antonio jedoch hat sein ganzes Vermögen fest angelegt und wendet sich deshalb an seinen Feind Shylock. Der leiht ihm das Geld unter einer Bedingung: Wenn Antonio nicht pünktlich zurückzahlt, darf er ihm ein Pfund Fleisch aus seinem Körper schneiden. Kaum hat Antonio zugestimmt, gibt es Turbulenzen an der Börse …
Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ ist ein Lehrstück über Rivalität, Rache und Recht. Da Shylock ein „böser“ Jude ist, galt das Stück in Deutschland lange als unspielbar. „Dabei reagiert Shylock als Sinnbild jedes Ausgegrenzten nur auf die ihn systematisch ausgrenzende Mehrheitsgesellschaft“, erklärt Regisseur Kaspar von Erffa. Das Schauspielensemble, bestehend aus Menschen mit 14 Nationalitäten und drei Glaubensrichtungen, wolle beweisen, dass das „Wir“ stärker ist als jedes „Wir gegen die Anderen“, so der Lehrbeauftragte an der Uni Potsdam.
Im Team wurde deshalb eine mehrsprachige Stückfassung erarbeitet, die auf Shakespeares englischem Originaltext und Übersetzungen ins Deutsche, Arabische, Persische, Russische, Türkische, Italienische und Französische beruht. So können die jungen Schauspieler nun Teile des Textes in ihrer Muttersprache vortragen, ohne dass darunter die Verständlichkeit der Handlung leidet. „Sowohl die Studierenden als auch die Geflüchteten lernen, in der gemeinsamen künstlerischen Arbeit die kulturellen Unterschiede zu erkennen und zu akzeptieren. So erfahren sie, dass das Fremde zur Bildung der eigenen Identität dazugehört“, sagt Projektleiterin PD Dr. Ljuba Kirjuchina, die sich an der Universität Potsdam auf die Vermittlung interkultureller Kompetenzen spezialisiert hat.
Die Aufführung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universitätsgesellschaft Potsdam e. V. mit dem Zentrum für Sprachen und Schlüsselkompetenzen der Universität Potsdam, gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, der Stadt Potsdam im Rahmen des Förderschwerpunktes „Refugees Welcome“ und des Rotary Clubs Potsdam.
Zeit: 08. und 09.03.2018, 19:30 Uhr und 11.03.2018, 18:00 Uhr
Ort: Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, 14469 Potsdam
Anmeldung: Tel. 0151 / 46 99 42 82 oder E-Mail: kaufmann_von_venediguwebpde
Kontakt: PD Dr. Ljuba Kirjuchina, Bereich Studiumplus/Schlüsselkompetenzen
Telefon: 0331/977-1789
E-Mail: ljuba.kirjuchinauuni-potsdampde
Foto: Das Integrationstheater „Sanssouci avec Shakespeare“ führt die Komödie „Der Kaufmann von Venedig“ in mehreren Sprachen auf (Foto: Uni Potsdam / Max Kattner)
Medieninformation 26-02-2018 / Nr. 030
Antje Horn-Conrad
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