Den Vorstellungen vom idyllischen Landleben widmet sich eine Tagung, die vom 1. bis 3. Dezember am Institut für Slavistik stattfindet. Unter dem Titel „Potemkinsche Dörfer der Idylle. Imaginationen und Imitationen des Ruralen“ diskutieren internationale Expertinnen und Experten unterschiedliche Entwürfe idyllischer Dörflichkeit in den west- und osteuropäischen Kulturen und Literaturen. Die Konferenz ist Teil des Verbundprojekts „Experimentierfeld Dorf. Die Wiederkehr des Dörflichen als Imaginations‑, Projektions- und Handlungsraum“, an dem Forscher der Universitäten Halle, Konstanz, Potsdam und Weimar beteiligt sind.
Wenn lediglich die Fassaden eines Dorfes herausgeputzt werden, um seine Verwahrlosung zu verbergen, spricht man von einem „Potemkinschen Dorf“. Einer Legende nach geht der Ausdruck auf den russischen Feldmarschall Potjomkin zurück, der durch diese Taktik angeblich die russische Zarin Katharina II. beeindrucken wollte. Der Schriftsteller und Ästhetiker Jean Paul definierte die Idylle einst als „Vollglück in der Beschränkung“. In der Moderne entwickelte sich das Dorf zum topografischen Inbegriff des Idyllischen: Individuelle und kollektive Wunschvorstellungen, Fluchtgedanken, zivilisationsskeptische Ideen sowie Träume von einem friedlichen Leben im Einklang mit der Natur werden auf das Landleben projiziert. Gleichzeitig steht das Dorf als Anti-Idylle für Ängste, Traumata und dystopische Szenarien. Auf der Potsdamer Tagung gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den zahlreichen Entwürfen idyllischer Dörflichkeit nach, die in den Kulturen und Literaturen West- und Osteuropas entstanden sind.
Eröffnet wird die Tagung im Haus für Poesie in der Knaackstraße 97 in Berlin-Prenzlauer Berg: Unter dem Titel „Fliegen in der Milch“ findet eine Lesung und Diskussion mit dem weißrussischen Schriftsteller Alhierd Bacharevič (Minsk) und seinem Übersetzer Thomas Weiler (Leipzig) statt. Am nächsten Tag führt Prof. Dr. Magdalena Marszałek (Lehrstuhl Slavische Literatur- und Kulturwissenschaft / Schwerpunkt Polonistik) mit ihrem Vortrag „Idylle und Dörflichkeit“ in die Tagung ein.
Die VolkswagenStiftung fördert das Forschungsprojekt.
Zeit: 1.12.–3.12.2016
Ort: Universität Potsdam, Campus Am Neuen Palais, Haus 9, Senatssaal und Haus für Poesie (Literaturwerkstatt), Knaackstr. 97, 10435 Berlin
Kontakt: Yaraslava Ananka, Institut für Slavistik
Telefon: 0331 977-4170
E-Mail: anankauuni-potsdampde
Internet: www.dorfatlas.uni-halle.de/images/pdf/Potemkinsche-Doerfer_Potsdam.pdf
Medieninformation 23-11-2016 / Nr. 172
Jana Scholz
Universität Potsdam
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