Frauen in geistlichen Führungspositionen – das ist im Judentum wie im Christentum ein relativ junges Phänomen. Die Geschichte von Frauen im Rabbineramt und darüber hinaus erörtert die internationale Konferenz „The Role of Women’s Leadership in Faith Communities“, die vom 17. bis zum 19. November an der Universität Potsdam, in der Potsdamer St. Nikolaikirche sowie im Berliner Centrum Judaicum stattfindet. Ausrichter sind das Abraham Geiger Kolleg und die School of Jewish Theology der Universität Potsdam. Den Festvortrag „The Presence and Absence of Women in the Intellectual History of the Jewish Community“ zur Eröffnung hält Prof. Dr. Rachel Elior von der Hebrew University of Jerusalem im Berliner Centrum Judaicum. Über 40 Referentinnen und Referenten aus Europa, Israel und den USA beteiligen sich an der englischsprachigen Tagung. Sie wird von der Kulturstiftung des Bundes finanziert und ist öffentlich.
2015 jährt sich die Ordination von Regina Jonas (1902–1944) zum 80. Mal. Die Berlinerin war die erste Rabbinerin weltweit. Lange war dieser Umstand jedoch vergessen: Als 1972 in den USA Sally Priesand ordiniert wurde, galt diese als erste Rabbinerin der Welt. Dass vor ihr bereits 1935 eine Absolventin der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums diesen Status erreicht hatte, gelangte erst rund zwei Jahrzehnte später wieder ins allgemeine Bewusstsein. Heute sind weltweit etwa 1.000 Rabbinerinnen tätig, darunter auch Absolventinnen des Abraham Geiger Kollegs.
Das Abraham Geiger Kolleg und die School of Jewish Theology nehmen den Jahrestag zum Anlass, mit der interdisziplinär ausgerichteten Konferenz die erfolgreiche Emanzipationsgeschichte jüdischer Frauen in Deutschland ins öffentliche Gedächtnis zurückrufen. Der Vergleich mit Reformprozessen in den Kirchen zeigt dabei die Nähe von Judentum und Christentum in ihrer jeweiligen Auseinandersetzung mit Tradition und Erneuerung. „Unsere Tagung trägt dazu bei, die Pluralität bereits bestehender jüdischer Frauenforschung erkennbar zu machen, Synergien zwischen Forschenden und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland zu ermöglichen und so schließlich auch die Genderkompetenz unserer Einrichtungen und die Internationalisierung des Wissenschaftsstandortes Potsdam voranzutreiben“, erklärt Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka, Geschäftsführender Direktor der School of Jewish Theology.
Den Auftakt macht Prof. Dr. Pamela S. Nadell von der American University, Washington D.C. mit „Women Who Would Be Rabbis. A History of Women’s Ordination, 1889–2010“. Am Mittwochabend findet an der Universität Potsdam die Ehrenpromotion von Prof. Dr. Günter Stemberger aus Wien statt, zu der Prof. Dr. Charlotte E. Fonrobert von der Stanford University die Laudatio halten wird. Den Abschlussvortrag bestreitet die Präsidentin der Central Conference of American Rabbis, Rabbinerin Denise L. Eger, DD aus Los Angeles. Sie hält am 19. November um 18 Uhr die erste „Regina Jonas Lecture“ in der Potsdamer St. Nikolaikirche.
Foto: Regina Jonas, vermutlich nach 1939 © Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
„Fähigkeiten und Berufungen hat Gott in unsere Brust gesenkt und nicht nach dem Geschlecht gefragt. So hat ein jeder die Pflicht, ob Mann oder Frau, nach den Gaben, die Gott ihm schenkte, zu wirken und zu schaffen.“ Regina Jonas (C.-V.-Zeitung, 23. Juni 1938).
Zeit: 17.-19.11.2015
Ort: Campus Am Neuen Palais, 14469 Potsdam, Haus 8, Auditorium Maximum
sowie die Potsdamer St. Nikolaikirche sowie das Berliner Centrum Judaicum
Kontakt: School of Jewish Theology und Abraham Geiger Kolleg
Telefon: 0331 977-4358
E-Mail: albrecht.dreissiguuni-potsdampde (Anmeldung und Programm)
Internet: www.abraham-geiger-kolleg.de/news-and-events/women-in-the-rabbinate/
Medieninformation 10-11-2015 / Nr. 156
Jana Scholz
Universität Potsdam
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