Wie lebten die sephardischen Juden im frühneuzeitlichen Afrika und Amerika? Welche jüdischen Kulturen entwickelten sich in den europäischen Kolonien? Wie verhielten sich Juden zu Sklaverei, Rassismus und Migration? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Tagung „Colonial History – Sephardic Perspectives“, die vom 27. bis 29. Oktober an der Universität Potsdam stattfindet. Organisatorin ist Prof. Dr. Sina Rauschenbach vom Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft. Die Konferenz nimmt die Geschichte sephardischer Juden vom 16. bis zum 19. Jahrhundert als Teil der Kolonialgeschichte in den Blick. Einen Höhepunkt bildet die Uraufführung eines Liederzyklus über den mexikanischen Juden Luis de Carvajal in der Potsdamer Schinkelhalle.
„Weiße“ und „Schwarze“, „Zivilisierte“ und „Primitive“, „Kolonisatoren“ und „Kolonisierte“ – solche binären Kategorien stellen Wissenschaftler zunehmend infrage. Jüngere Untersuchungen zur Kolonialgeschichte werfen ein neues Licht auf die Machtverhältnisse und unterschiedlichen Richtungen des Wissens- und Kulturtransfers zwischen dem frühmodernen Europa und der nichteuropäischen Welt. Auch die Jüdischen Studien sind von diesen Entwicklungen nicht unberührt geblieben. Dennoch steckt die Erforschung frühmodernen Judentums außerhalb von Europa nach wie vor in den Kinderschuhen. Nur wenige Arbeiten beschäftigen sich mit den Erfahrungen, Kulturen und Gedanken jüdischer Händler, Siedler, Schmuggler und Arbeiter in und zwischen verschiedenen europäischen Kolonien und Ländern.
Die englischsprachige Konferenz „Colonial History – Sephardic Perspectives“ an der Universität Potsdam zielt darauf ab, dieses junge, vielversprechende Forschungsfeld zu stärken und gleichzeitig das Interesse für Sephardische Studien an deutschen Universitäten zu stärken. Die Referenten präsentieren ihre Forschungsergebnisse am Schnittpunkt von frühneuzeitlicher Kolonialgeschichte und sephardischer Geschichte, wobei es sich sowohl um „Perspektiven von Sepharden“ als auch um „Perspektiven auf Sepharden“ handelt. Gleichzeitig soll in den Diskussionen überprüft werden, inwieweit Schlüsselbegriffe und -konzepte aus den Postkolonialen Studien für die Jüdische Geschichte fruchtbar gemacht werden können.
Die dreitägige Konferenz endet mit einem Konzertbesuch in der Schinkelhalle, wo der Liederzyklus „Verfolgt und verbrannt. Mexikos geheime Juden“ von Osias Wilenski mit Originaltexten von Luis de Carvajal dem Jüngeren uraufgeführt wird. Prof. Dr. Sina Rauschenbach von der Universität Potsdam und Prof. Dr. Héctor Pérez-Brignoli von der Universidad de Costa Rica haben das Konzertprojekt während ihres gemeinsamen Aufenthalts am Konstanzer Kulturwissenschaftlichen Kolleg 2012 initiiert.
Zeit: Tagung: 27.-29.10.2015; Konzert: 29.10.2015, 20 Uhr
Ort: Tagung: Universität Potsdam, Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam, Haus 8, Raum 0.60/0.61;
Konzert: Schinkelhalle, Schiffbauergasse 4A, 14467 Potsdam
Kontakt: Maria Seidel, Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft
Telefon: 0331 977-1254
E-Mail: marseideuuni-potsdampde
Internet: http://www.uni-potsdam.de/js-rw/aktu.html
Medieninformation 21-10-2015 / Nr. 140
Jana Scholz
Universität Potsdam
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