Aus Anlass des 100. Jahrestags des Ersten Weltkriegs beleuchtet eine internationale Tagung an der Universität Potsdam eine bisher kaum beachtete Frage: Wie nahmen die Juden Ost- und Mitteleuropas den Krieg wahr? Zu der literatur- und geschichtswissenschaftlichen Tagung „Erster Weltkrieg. Jüdische Erfahrungen in Ost- und Mitteleuropa“, die am 13. und 14. November 2014 auf dem Campus Am Neuen Palais stattfindet, werden Literatur- und Kulturwissenschaftler sowie Historiker aus Polen, der Ukraine, Israel und Österreich erwartet.
Für Europa und auch für die dort lebenden jüdischen Gemeinschaften bedeutete der Erste Weltkrieg eine traumatische Neuordnung. Doch stand die Verarbeitung dieser Katastrophe lange im Schatten des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die literatur- und geschichtswissenschaftliche Tagung an der Universität Potsdam widmet sich nun den Erlebnissen in diesem ersten Weltkrieg des vergangenen Jahrhunderts. Im Zentrum steht die Frage nach der zivilisatorischen Zäsur in ihrer besonderen Bedeutung für das Judentum in Mittel- und Osteuropa.
Die Forscherinnen und Forscher befassen sich sowohl mit Einzelschicksalen als auch mit jüdischen Gemeinschaften und diskutieren dafür vor allem Beiträge jüdischer Historiker und Schriftsteller. So wird beispielsweise die Perspektive von Literaten wie Max Brod und Arnold Zweig auf die Konsequenzen des Krieges für das Ostjudentum erörtert. Der Krieg veränderte das Denken über die eigene nationale Identität, und er veränderte zionistische Konzepte. So war es das erste Mal, dass jüdische Soldaten in verschiedenen europäischen Armeen kämpften, auch in der deutschen – nicht zuletzt in dem Glauben, dadurch als Deutsche akzeptiert zu werden. Im Vordergrund stand jedoch der Schrecken dieser großen Zäsur in der europäischen Geschichte, zu deren Opfern, Teilnehmern und Zeugen die jüdische Bevölkerung zählte – zwischen allen Fronten.
Veranstaltet wird die Konferenz von Barbara Breysach von der Europa-Universität Viadrina, Birgit Krehl und Magdalena Marszałek von der Universität Potsdam und Jolanta Żyndul vom Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau. Sie wird gefördert von der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung (DPWS) und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).
Zeit: 13.11.2014, 16.00–19.30 Uhr; 14.11.2014, 9.30–17.00 Uhr
Ort: Campus Am Neuen Palais, Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam, Haus 08, Foyer 0.60/0.61
Kontakt: Dr. Birgit Krehl, Institut für Slavistik
Telefon: 0331 977-4158
E-Mail: krehluuni-potsdampde
Internet: www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/slavistik/images/Plakat_Tagung_Erster_Weltkrieg.pdf
Medieninformation 06-11-2014 / Nr. 199
Jana Scholz
Universität Potsdam
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Online gestellt: Edda Sattler