Podiumsgespräch mit Wegbegleitern von Zbigniew Herbert verbunden mit einer Lesung seiner Gedichte
Zbigniew Herbert – Dramatiker, Lyriker, Essayist, weltweit bekannt und geschätzt, um ein Haar Nobelpreisträger… So wird der Dichter von seinen Lesern wahrgenommen. Am 16. November fand ein Treffen mit den Wegbegleitern von Zbigniew Herbert statt. Nach der Begrüßung der Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, Prof. Julia von Blumenthal zeichneten die eingeladenen Gäste ein lebhaftes Portrait des Schriftstellers. Für Ryszard Krynicki, den Krakauer Dichter, war Zbigniew Herbert ein „Retter“. Während seines Wehrdienstes entdeckte er in der Bibliothek der Kaserne einen Gedichtband von Zbigniew Herbert mit dem Titel „Hermes, Hund und Stern“. Die Lektüre dieser Texte half dem jungen Soldaten, die schwierige Zeit zu überstehen. Persönlich trafen sich Herbert und Krynicki erst 1972 während eines Poeten-Festivals. Auch der Münchener Dichter und Verleger Michael Krüger erinnerte sich an seine erste Begegnung mit dem polnischen Literaten in Berlin 1966 – er kam auf Einladung von Walter Höllerer und las aus seinem Buch. Herberts erster Gedichtband „Inschrift“ in der Übersetzung von Karl Dedecius war für ihn sehr ergreifend und seiner Meinung nach ein bedeutendes literarisches Werk. Zum Schluss erinnerte sich Krüger an die wunderbare Bibliothek von Herbert mit zehntausend Bänden, in der jedes Blatt mit Kommentaren versehen war. Danach ergriff Rafał Żebrowski, Herberts Neffe, das Wort. Gleich nach seiner Geburt schrieb er ihm, „er könne es kaum erwarten, sich mit ihm über Pascal und Horaz zu unterhalten“ – so groß war seine Freude und Hoffnung. Weiter sprach er von Herberts Reisen und schwierigen Zeiten im sozialistischen Polen vor 1989. Durch das Gespräch mit Heberts Freunden und Familie führte die anwesenden Gäste Bernhard Hartmann – ein hervorragender Übersetzer und Kenner Herberts.
Im zweiten Teil des Abends sollte der Dichter selbst zu Wort kommen – seine Gedichte lasen abwechselnd auf Deutsch und Polnisch Ryszard Krynicki und Michael Krüger – darunter die sehr bekannten Werke „Rückkehr des Prokonsuls“, „Nike“, „Warum Klassiker“ und „Kiesel“. Danach folgten die sehr persönlichen Gedichte: „An Michael Krüger“ und „An Ryszard Krynicki – ein Brief“.
Die musikalische Untermalung verlieh dem Abend einen besonderen Glanz und war eine großartige Ergänzung zum gesprochenen Wort. Dies war dem Komponisten Karol Borsuk und seinen Freunden – dem Violocellist Bernd Goebel und der Sopransängerin Joanna Petryka-Wawrowska– zu verdanken.
Das Podiumsgespräch fand im Rahmen der Initiative „Kleine Fächer – Große Potenziale. Kleine Fächer-Wochen an deutschen Hochschulen” statt und wurde gefördert von der Hochschulrektorenkonferenz mit Mitteln des BMBF.