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Zehn Fragen für ein Spiel – „Lesson Study“

Vier Personen stehen in einem Hörsaal nebeneinander und präsentieren ein Spiel
Photo : N. van Dongen
Das Team hinter „Lesson Study – Das Spiel“

Zehn Fragen für ein Spiel, gestellt an Miriam Vock, Klara Kager, Swantje Bolli, Julian Bucher und Anne Jurczok, die Herausgeber:innen des Spiels „Lesson Study, Universitätsverlag 2024.

Worum geht es in Ihrem Spiel – in drei Sätzen?

In unserem Spiel lernen Lehrkräfte auf unterhaltsame Weise die aus Japan stammende Methode „Lesson Study“ kennen. Mit Lesson Study können kleine Lehrkräfteteams kontinuierlich ihren Unterricht weiterentwickeln und das Lernverhalten ihrer Schüler:innen besser verstehen. Im Spiel wird ein Lesson-Study-Prozess anhand eines Fallbeispiels aus der Schulpraxis nachgespielt.

 

Hat Ihr Spiel eine Geschichte?

Das Spiel wurde im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule“ (LemaS) entwickelt, an dem viele Wissenschaftler:innen und Lehrkräfte aus ganz Deutschland beteiligt sind. Es geht bei LemaS um die Weiterentwicklung von Schule und Unterricht mit Fokus auf die besonders begabten und potenziell besonders leistungsfähigen Schüler:innen. Zu unserer Arbeit gehört dabei, die Methode Lesson Study mit Lehrkräften zu erproben und an Schulen zu implementieren. Wir suchten dafür nach innovativen Fortbildungsmethoden. Ein kooperatives Brettspiel erschien uns als eine gute Idee: Es macht Spaß, kann auch ohne Fortbildner gespielt werden und die spielenden Lehrkräfte tauchen gleich in die Teamarbeit ein. Basis des Spiels ist ein echter Lesson-Study-Prozess einer unserer Projektschulen aus der Schulpraxis.

 

Warum ist Ihr Spiel wie kein anderes?

Es bringt eine kleine Gruppe von Lehrkräften dazu, sich besser kennenzulernen, zusammen zu lachen und den Einstieg in eine nützliche Methode für die eigene Arbeit zu finden. Das Spiel führt durch einen echten Lesson-Study-Prozess, in dessen Verlauf Lehrkräfte den Raum bekommen, über ihre eigenen Erfahrungen zu reflektieren und voneinander zu lernen. Es schafft somit ein interaktives, praxisorientiertes und kollaboratives Lernumfeld.

Der Prototyp des Spiels wurde von Lehrkräften und Lehramtsstudierenden erprobt, auch Wissenschaftskolleg:innen haben wir um Feedback gebeten. Mit einer englischen Version des Spiels haben wir auf einer internationalen Konferenz Spielrunden mit Lesson-Study-Expert:innen durchgeführt und auch deren Feedback eingesammelt. Nach drei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit entstand so das evaluierte und nun publizierte Spiel.

 

Sie veröffentlichen im Universitätsverlag Potsdam – und damit open access. Warum?

Wir möchten, dass das Spiel von vielen Schulen genutzt wird, und wollen es daher leicht zugänglich machen. Man kann das Spiel entweder komplett als Box kaufen oder aber alle Bestandteile kostenlos downloaden, farbig ausdrucken und selbst basteln. Darüber hinaus wurde die Arbeit an dem Spiel im Rahmen der LemaS-Initiative vom BMBF gefördert, was eine Open-access-Publikation voraussetzt.

 

Wer sollte Ihr Spiel spielen – und wann?

Alle Lehrkräfte, Lehramtsstudierenden und weitere Interessierte im Bildungsbereich, die ausprobieren möchten, was es mit Lesson Study auf sich hat. Für das kooperative Brettspiel braucht man ein Team aus drei bis sechs Personen und etwa zwei bis drei Stunden Zeit. Es eignet sich damit auch sehr gut für schulinterne Fortbildungen oder Lehrveranstaltungen mit Studierenden.

 

Was spielen Sie selbst?

Das Spiel wurde von verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Spielvorlieben entwickelt, sodass die Bandbreite hier von UNO über Quizspiele bis zu vierstündigen Expertenspielen reicht. Zurzeit spielen wir Arcs, Everdell, Ganz schön clever, Hitster, Micro Macro, Pagan und Robinson Crusoe. Mit dem Team der ganzen Arbeitsgruppe hatten wir auch schon viel Spaß in den Exitroom Escape Rooms in Potsdam.

 

Was hat Spaß gemacht beim „Spielmachen“ – und was eher nicht?

Spaß gemacht hat vor allem, Kreativität ausleben zu können und etwas „Greifbares“ zu erschaffen, was beim wissenschaftlichen Arbeiten manchmal zu kurz kommt. Zu sehen, wie andere Leute mit dem Prototyp des Spiels erfolgreich in Lesson Study eintauchen, war sehr motivierend. Eher lästig war die zehnte Überarbeitungsrunde und Formatierung bis zur finalen Publikation.

 

Auf einer Skala von 1 bis 10: wie gut ist Ihr Spiel?

Das können am besten die Spielenden bewerten! Bei der Entwicklung haben wir festgestellt, dass es nur sehr wenig Lern- oder Planspiele für Lehrkräfte gibt. Wir haben daher kaum Vergleichswerte.

In unseren Evaluationen bewerteten die allermeisten unserer Testpersonen das Spiel als unterhaltsames und ansprechendes Fortbildungsformat, das sie motiviert, stärker zu kooperieren und zukünftig Lesson Study an ihrer Schule auszuprobieren.

Wenn Sie könnten: Würden Sie sich für das Spiel einen Preis verleihen – und wenn ja, welchen?

Einen Preis für Lernspiele für Erwachsene gibt es unseres Wissens nach nicht. Aber im Ernst: Einen Preis braucht das Spiel eigentlich auch nicht. Wir wünschen uns, dass es viele Lehrkräfte inspiriert, mehr mit ihren Kolleg:innen zusammenzuarbeiten und gemeinsam den eigenen Unterricht immer wieder weiterzudenken.

 

Zuletzt noch kurz etwas zu Ihnen:

Prof. Dr. Miriam Vock ist Professorin für Empirische Unterrichts- und Interventionsforschung an der Universität Potsdam. An der Universität Potsdam lehrt sie seit 2011 Schulpädagogik und Didaktik. Gemeinsam mit ihrem Team forscht sie zum Umgang mit heterogenen Lerngruppen, zu schulischer Begabungs- und Hochbegabtenförderung und zur Lehrkräfteaus- und -fortbildung. Sie war Steuergruppenmitglied des BMBF-geförderten Bund-Länder-Projekts „Leistung macht Schule“ (LemaS) und befasst sich als Projektleitung in LemaS-Transfer weiterhin mit der kooperativen Unterrichtsentwicklung durch Lesson Study.

 

Dr. Klara Kager ist seit 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam und hat zu den Gelingensbedingungen von Lesson Study promoviert. Als international anerkannte Expertin für die Implementation von Lesson Study liegen ihre Forschungsschwerpunkte unter anderem im Bereich der Professionalisierung und dem nachhaltigen Transfer von Bildungsinnovationen.

 

Swantje Bolli ist seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam. Die Psychologin forscht und promoviert zur Motivationsentwicklung von Schüler:innen und zu der Frage, wie die Unterrichtsgestaltung zur Motivation beiträgt.

 

Julian Bucher ist seit 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Potsdam. Er studierte Mathematik und Informatik auf Lehramt. Als Doktorand liegen seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte in den Bereichen evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung und Lesson Study in Japan und Deutschland.

 

Dr. Anne Jurczok promovierte an der Universität Potsdam zum Thema Schulwahl und war bis 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-geförderten Bund-Länder-Projekt

„Leistung macht Schule“ (LemaS) tätig. Derzeit ist sie in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie tätig.

 

„Zehn Fragen für ein Spiel“ öffnet die Tür zum Potsdamer Universitätsverlag und stellt regelmäßig Neuerscheinungen vor. „Lesson Study – Das Spiel“ ist online hier verfügbar kann hier als Spiel bestellt werden. Weitere Neuerscheinungen aus dem Universitätsverlag hier.