Wie in Japan Forschende und Lehrende voneinander lernen, darüber berichtete Professorin Yuri Uesaka auf dem Potsdamer Symposium. Pro Schule gebe es in Japan eine Person, die sich permanent um Unterrichtsforschung kümmere, berichtet Dumont, die sich vor Ort selbst ein Bild machen konnte. Dabei gewann sie den Eindruck, dass sich japanische Lehrkräfte viel stärker, motivierter und sogar in ihrer Freizeit in wissenschaftliche Projekte einbringen, um von- und miteinander zu lernen. Schule und Hochschule seien dort „nicht so getrennte Welten“ wie oftmals noch in Deutschland. Schulen in Japan holten sich ganz bewusst Neues aus der Wissenschaft in den Unterricht. Es gebe ein ständiges internes Qualitätsmanagement. Die Schulleitungen investierten einen großen Teil ihrer Arbeitszeit, um im Unterricht zu hospitieren und den Lehrkräften ein tiefgehendes Feedback zu geben. Zudem stünden immer alle Türen offen. „Man schaut beim anderen vorbei, um voneinander zu lernen“, berichtet Hanna Dumont und lässt dies von der Master-Studentin Lan Yu-Jr bestätigen, die derzeit ein Praktikum in Potsdam absolviert. Auch dies ein Ergebnis der neuen Kooperation mit der Graduate School of Education der Universität Tokyo.
Viele weitere solcher wissenschaftlichen Begegnungen sollen folgen, ob bei Forschungsaufenthalten, bei Konferenzen oder in der Lehrkräftebildung. Aufgrund der räumlichen Entfernung könnten für den Austausch künftig auch viel stärker digitale Möglichkeiten genutzt werden, schlägt Hanna Dumont vor. Ihre japanische Kollegin Yuri Uesaka will zum Beispiel ein digitales Lesson Study-Format schaffen, das dann auch in Potsdam genutzt werden kann.
Im Bund-Länder-Projekt „Leistung macht Schule“ (LemaS) befasst sich eine Potsdamer Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Miriam Vock schon seit längerem mit der aus Japan stammenden Methode „Lesson Study“: Kleine Teams von Lehrkräften bereiten gemeinsam den Unterricht vor, der dann von einer Lehrkraft gehalten wird, während die Teamkollegen hospitieren und die Lernprozesse systematisch beobachten. Anschließend wird gemeinsam reflektiert. „Diese Methode ist für deutsche Lehrkräfte innovativ, da sie bisher sehr wenig kooperieren“, sagt Miriam Vock. „Wir haben die Methode etwas adaptiert und konnten zeigen, dass sie auch an deutschen Schulen gut funktioniert“, so die Professorin, die ebenso mit Professorin Yuri Uesaka von der Universität Tokyo, aber auch mit anderen Forschenden, insbesondere von Universitäten in Kyoto und Nagoya, kooperiert. „Auch könnte die Deutsche Schule Tokyo Yokohama ein toller Partner sein, wenn Potsdamer Lehramtsstudierende ihr Praxissemester dort absolvieren könnten“, ergänzt Miriam Vock.
Es gibt also bereits eine Reihe von Anknüpfungspunkten für weitere deutsch-japanische Projekte, die Hanna Dumont als Koordinatorin der Kooperation anregen und unterstützen möchte. Während in Deutschland eher quantitative Bildungsforschung betrieben werde, nähmen die japanischen Kollegen häufiger Mikroprozesse in den Blick und würden dabei experimentell und qualitativ vorgehen, betont sie und nennt, um Interesse zu wecken, ein Beispiel: „Forschungsteams arbeiten mit Gruppen von Schülerinnen und Schülern meist über längere Zeiträume. Sie bringen ihnen neue Lernstrategien bei und beobachten dann über ein Jahr, ob und wie sie funktionieren.“ Auch methodisch gebe es hier spannende Ansätze für den wissenschaftlichen Austausch, so Hanna Dumont. Wer daran interessiert ist, kann sich direkt an sie wenden: hanna.dumontuuni-potsdampde