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Unterwegs in Indien – Tag 8: Besuch der Tehri-Talsperre

Potsdamer Studierende auf Exkursion zu Naturgefahren im Himalaya

Der Steinschüttdamm von Tehri ist mit 261 Metern Höhe derzeit je nach Zählweise die fünft- bis zehnthöchste Talsperre der Erde.
Straßenszene auf dem Weg zum Flughafen. Das Verbrennen von abgeernteten Stoppelfeldern und des Hausmülls tragen zu einer erheblichen Luftverschmutzung bei.
Photo : Jürgen Mey
Der Steinschüttdamm von Tehri ist mit 261 Metern Höhe derzeit je nach Zählweise die fünft- bis zehnthöchste Talsperre der Erde.
Photo : Jürgen Mey
Straßenszene auf dem Weg zum Flughafen. Das Verbrennen von abgeernteten Stoppelfeldern und des Hausmülls tragen zu einer erheblichen Luftverschmutzung bei.

Der letzte Tag beginnt wie jeder andere früh um 7 Uhr. Es gibt ein traditionelles indisches Frühstück im Resort mit weitreichendem Blick über das umliegende Tal. Nach einer kurzen Tischtennis- und Billard-Frühschicht wird die vergangene Woche rekapituliert. Anschließend brechen wir in Richtung Tehri-Talsperre auf. Dort treffen die beiden Flüsse Bhagirathi und Bhilangna aufeinander und werden durch einen 261 Meter hohen Steinschuttdamm gestaut. Dieser erfüllt gleich mehrere Funktionen: Stromerzeugung, Versorgung mit Trinkwasser und Bewässerungswasser sowie Schutz vor Überflutung bei Starkregen-Ereignissen. Der Staudamm spielt eine zentrale Rolle für die Wasserversorgung Delhis (300 Kilometer entfernt), das unter Wassermangel leidet.

Beim Einlass werden wir von ernst blickenden Soldaten des CISF (Critical Infrastructure Security Forces) gemustert und nach kurzer Kontrolle hereingewunken. Da der Tehri-Damm zur kritischen Infrastruktur von nationaler Bedeutung gehört, wird er rund um die Uhr bewacht. Fotografieren ist nicht erlaubt. Vielen Dank an Ankit, der es mit großem Aufwand geschafft hat, dass wir den Staudamm – mit einer relativen großen Gruppe von Ausländern – besuchen dürfen.

Wir werden herzlich vom Direktor mit einer kleinen Belegschaft begrüßt. Direkt am Wasser bekommen wir einen Vortrag über technische Details des Damms, wie Stauvolumen, Durchfluss, maximale Leistung, verbaute Materialien aus der Umgebung, das Tunnelsystem, die Entlastungsanlagen sowie die notwendige Umsiedelung der ehemaligen Anwohner des Tals. Sichtlich stolz werden neugierige Fragen zu dem monumentalen Damm beantwortet. Er ist der größte Steinschuttdamm Asiens und sein Stauraum hat ein Volumen, das ca. 15 Mal größer ist als das der größten Talsperren in Deutschland. Währenddessen schwimmen unbeeindruckt von unserer Präsenz einige Fische an der Wasseroberfläche und schnappen vereinzelt nach Luft. Für sie wird diese unüberwindbare Barriere wohl trotz informativem Vortrag für immer ein großes Rätsel bleiben. Die anschließende Führung im Museum gibt einen tieferen Einblick in die Geschichte des Projekts, das bereits kurz nach der Unabhängigkeit Indiens initiiert und in Kooperation mit der ehemaligen UdSSR ab Anfang der 1970er Jahre realisiert wurde. Historische Aufnahmen zeigen den ursprünglichen Fluss, die einzelnen Bauschritte und die verwendeten Baumaterialien. Das gesamte Tal mit dem Damm und den verbauten Tunnelsystemen können hier noch einmal anhand eines detailgetreuen Modellbaus begutachtet werden. Anschließend tritt ein Teil der deutschen Teilnehmer etwas abrupt die Heimreise an. Die Sorge, den Heimflug zu verpassen, überwiegt und ist durchaus berechtigt, wie die vergangene Woche gezeigt hat. Wer die Himalaya-Berge bereist, muss Zeit und einen stabilen Magen mitbringen, wird dafür allerdings immer wieder mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt.

Die Übriggebliebenen dürfen das Herz des Damms besuchen, das Haus mit den Turbinen im Inneren des Berges. Dafür fahren wir die trockene Seite der Talsperre hinunter und gelangen nach erneuter Sicherheitskontrolle durch einen kurzen Tunnel in das Kernstück des Damms. Im Inneren des Tunnels löst der Anblick von kaltem und hartem Stein ein leichtes Beklemmen aus. Ein Blick auf die massiven Wasserleitungen in schwindelerregender Tiefe, durch die das Wasser zu den Turbinen geleitet wird, oder die Kräne, die zur Wartung benötigt werden, lassen das mulmige Gefühl schnell wieder vergessen. Die Generatoren laufen während unseres Besuches zum Glück nicht, sonst wäre es vermutlich zu heiß und laut, um sich überhaupt zu unterhalten. Erst ab dem späten Nachmittag hat Uttar Pradesh Strom bestellt, ein Bundesstaat mit ca. 200 Millionen Einwohnern.

Nach dem Aufenthalt im Inneren gibt es noch ein paar abschließende Worte an der Hochwasserentlastungsanlage, die im Hochwasserfall das Wasser, das nicht gestaut werden kann, sicher nach unten abführt. Ein letztes Gruppenfoto und dann treten auch wir die Heimreise nach Roorkee an. Auf halber Strecke treffen wir noch eine Reisegruppe aus Berlin, die in Richtung Badrinath unterwegs ist. Das Himalaya-Gebirge ist und bleibt trotz seiner Naturgefahren ein beliebtes Ausflugsziel für In- und Ausländer. Das unterstreicht noch einmal, wie wichtig die Untersuchung von Naturgefahren in der Region ist. Eines der Hauptziele des Co-Prepare Projekts, das uns diese Reise überhaupt erst ermöglicht hat.

Zur Übersichtsseite des Reisetagebuchs „Unterwegs in Indien 2024“

Zu den bisher veröffentlichten Reisetagebüchern: https://www.uni-potsdam.de/de/up-entdecken/upaktuell/up-unterwegs-reisetagebueche