Skip to main content

Unterwegs in Indien – Tag 6: Im Tal des Dhauliganga

Potsdamer Studierende auf Exkursion zu Naturgefahren im Himalaya

Einer von vielen Erdrutschen in der Region.
Ein verflochtener Fluss und der Ort unserer Feldübung.
Felsbrocken an den steileren Hängen des Flusslaufs.
Diskussion der Gruppenarbeit auf einer Flussterrasse.
Das Bergdorf Balgaon.
Photo : Dr. Wolfgang Schwanghart
Einer von vielen Erdrutschen in der Region.
Photo : Dr. Wolfgang Schwanghart
Ein verflochtener Fluss und der Ort unserer Feldübung.
Photo : Johann Kunzelmann
Felsbrocken an den steileren Hängen des Flusslaufs.
Photo : Johann Kunzelmann
Diskussion der Gruppenarbeit auf einer Flussterrasse.
Photo : Jürgen Mey
Das Bergdorf Balgaon.

Nach einem herzhaften Frühstück macht sich unsere gut ausgeruhte Gruppe von Joshimath auf den Weg und folgt dem Tal entlang des Dhauliganga. Unterwegs halten wir, um ein Lehrbuchbeispiel eines Erdrutsches zu besichtigen, der sich auf der gegenüberliegenden Talseite befindet. Der Fluss hat offenbar den Hang soweit unterschnitten, dass sich ein 100 Meter breiter Bereich talabwärts bewegte. Durch die deutlich ausgeprägte Abrisskante können wir die Geometrie dieser Massenbewegung sehr gut nachvollziehen.

Wir fahren am Rishiganga-Wasserkraftwerk vorbei, das durch die Sturzflut im Bezirk Chamoli in Uttarakhand im Februar 2021 vollständig zerstört wurde. Dieses Wasserkraftwerk befand sich in der Bauphase und hatte eine geplante Kapazität von 13,2 Megawatt.

Unsere Fahrt führt uns weiter durch eine Schlucht mit vertikalen Felswänden. Plötzlich weitet sich das Tal zu einer alluvialen Schotterfläche, auf der sich der Fluss in mehreren Armen entlangschlängelt. Hier führen wir eine geomorphologische Kartierübung durch. Dazu gehört die Identifizierung der Substrate und die Markierung markanter Merkmale der zugrundeliegenden Prozesse, die die Landschaft formten, sowie der daraus resultierenden Landformen. Außerdem zeichnen wir den Flusslauf und sein Höhenprofil unter Verwendung topografischer Merkmale sowie den auf der Karte angegebenen Höhenlinien.

Nach Abschluss der Übung versammeln wir uns im Garten einer örtlichen Grundschule, um unsere Ergebnisse zu besprechen. Wir lernen, dass der Fluss in der Vergangenheit durch einen Felssturz aufgestaut wurde. Der resultierende See verlandete allmählich und zurück blieb die Schotterfläche und ein Knickpunkt im Flusslängsprofil. Solche Knickpunkte können auch einen anthropogenen Ursprung haben z.B. künstliche Dämme von Wasserkraftwerken.

Nach der geomorphologischen Analyse des 2300 Meter langen Abschnitts des Dhauliganga besuchen wir ein Dorf namens Balgaon, das sich mehrere Hundert Höhenmeter über dem Fluss an die Bergflanke schmiegt. Es ist nur über eine Hängebrücke zu Fuß zu erreichen. Die Dorfbewohner erzählen uns, welche Arten von Feldfrüchten sie in den Bergen anbauen. Im Wesentlichen sind das Hirse, Gerste, Kartoffeln, Spinat, Kohl und Bohnen. Die Felder sind terrassenförmig aufgebaut, um die Gebirgslandschaft optimal zu nutzen. Allgemein hat der biologische und ökologische Anbau eine große Bedeutung in Uttarakhand, da viele der landwirtschaftlichen Praktiken noch traditionell und nachhaltig sind.

Dennoch ist Landflucht hier ein ernstes sozioökonomisches Problem, das seit Jahrzehnten andauert. Die Region ist stark von Abwanderung betroffen, vor allem in ländlichen Berggebieten, wo der Exodus junger Menschen, insbesondere in Städte und Ebenen, eine ganze Reihe von Problemen verursacht.

Die landwirtschaftlichen Erträge in den Bergen sind aufgrund schwieriger geografischer Bedingungen gering. Der Boden ist oft wenig fruchtbar, und die Flächen sind klein und steil. Hinzu kommt der Mangel an Bewässerung und moderner Technik. Da das Einkommen aus der Landwirtschaft gering ist, suchen viele Menschen nach besseren Möglichkeiten außerhalb ihrer Dörfer. Das führt dazu, dass in vielen Dörfern heute nur noch ältere Menschen leben, da die Jüngeren in Städte gezogen sind. Solche Dörfer werden oft als „Geisterdörfer“ bezeichnet, weil sie kaum noch bewohnt sind. Die Folgen sind nicht nur der Verlust des sozialen und kulturellen Zusammenhalts, sondern auch die Aufgabe der traditionellen Landwirtschaft.

Zur Übersichtsseite des Reisetagebuchs „Unterwegs in Indien 2024“

Zu den bisher veröffentlichten Reisetagebüchern: https://www.uni-potsdam.de/de/up-entdecken/upaktuell/up-unterwegs-reisetagebueche