Heute geht es für uns nach einem kurzen Frühstück um 7:30 Uhr los. Insgesamt liegen 180 Kilometer entlang des Alaknanda von Srinagar nach Badrinath vor uns. Was sich normalerweise nach keiner langen Strecke anhört, kostet uns fast 9 ½ Stunden. Einerseits liegt das an dem gewaltigen Höhenunterschied von knapp 2.500 Metern (von 560 Meter auf ca. 3.100 Meter), den wir überwinden müssen. Andererseits sind die Straßen nicht immer zweispurig befahrbar, da an vielen Stellen Erdrutsche oder Felsstürze die Straße teilweise blockieren. Für den Straßenbau werden die Hänge angeschnitten, um eine ebene Fläche zu schaffen. Dieser Eingriff erzeugt lokal sehr steile Böschungen, die in der Monsunzeit anfällig für Erdrutsche sind.
Während der Fahrt nehmen mit zunehmender Höhe nicht nur die die Temperaturen ab (von 25°C auf 10°C), sondern auch die Landschaft verändert sich und wir passieren die verschiedenen Vegetationszonen des Gebirges. Srinagar befindet sich im Niederen Himalaya. Die dort vorkommenden Pflanzenarten sind an die warmen Temperaturen angepasst und weisen Ähnlichkeiten mit der europäisch-mediterranen Vegetation auf. Mit zunehmender Höhe dominieren Subtropische Kiefernwälder, die zwischendurch von Westlichen Himalaya-Laubwald unterbrochen wird, der mit der Höhe immer stärker vertreten ist und schließlich dominiert. In höheren Lagen wird der Laubwald von gemäßigtem, subalpinem Nadelwald ersetzt, der besser an die niedrigen Durchschnittstemperaturen und die höhere Sonneneinstrahlung angepasst ist. Kurz vor Badrinath passieren wir die Baumgrenze, danach kommen westliche Himalaya-Alpensträucher und -wiesen vor.
Nach der langen Autofahrt erreichen wir schließlich Badrinath. Hier befindet sich ein Tempel, der dem Gott Vishnu gewidmet ist – einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte des Hinduismus. Im Jahr 2022 wurden hier innerhalb von nur zwei Monaten 2,8 Millionen Pilger registriert. Aufgrund der extremen Wetterbedingungen wird die gesamte Stadt von Anfang November bis Ende April geschlossen und die ansässigen Menschen ziehen in ihre Winterquartiere weiter südlich.
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