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Das Fußballmärchen 2024 auf der Couch? – Befragung zeigt, was Berliner und Brandenburger von der Fußball-EM erwarten

Ein Fußball auf einem Spielfeld mit buntem Konfetti
Photo : AdobeStock/Corri Seizinger
Das Fußballmärchen 2024 auf der Couch? – Befragung zeigt, was Berliner und Brandenburger von der Fußball-EM erwarten.

Euphorie oder alles egal? Stadion, Public Viewing oder die Couch zu Hause? Und wer wird eigentlich Europameister? Wenn heute die Fußball-EM der Männer mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland startet, dürften neben den 66.000 Fans im Stadion Millionen Menschen vor Fernsehern, Leinwänden und Monitoren sitzen. Es werden Daumen gedrückt, Rituale vollzogen und mitgefiebert. Forschende von der Uni Hohenheim und der Uni Potsdam wollten es genauer wissen und haben nachgefragt. Mit einer Umfrage wollten sie mehr darüber erfahren, was die Menschen in Deutschland von der EM erwarten, wie sie das Turnier sehen, was sie von den Spielern halten und wo sie die Partien verfolgen. Die Potsdamer Marketing-Expertin Prof. Dr. Uta Herbst und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Jacqueline Sube haben gemeinsam mit Studierenden die Befragung in Berlin und Brandenburg durchgeführt. Matthias Zimmermann sprach mit Jacqueline Sube über große Begeisterung, beliebte Spieler – und auch Siegtipps von Mensch und KI.

Sie haben Berlin-Brandenburger anlässlich der heute beginnenden Fußball-EM befragt. Wie stehen sie zum Großereignis?

Das Interesse an der Europameisterschaft ist bei den Befragten relativ groß: Auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 6 (sehr groß) lag der Mittelwert bei 3,85. 60 Prozent gaben an, dass das Interesse an der Fußball EM mindestens eher groß ist, während nur etwa 15 Prozent gar nicht vorhaben, das Turnier zu verfolgen. Mehr als Dreiviertel (78 Prozent) der Befragten wollen die Spiele zu Hause schauen. Die wenigsten (nur jeweils 1 Prozent) gaben dafür den Arbeitsplatz und das Fußballstadion an.

Wen haben Sie eigentlich gefragt?

An der Befragung haben 769 Personen teilgenommen, das Durchschnittsalter lag bei 47 Jahren. Davon waren 372 männlich, 389 weiblich, 8 divers. 437 kamen aus Berlin, 332 aus Brandenburg.

Was erwarten die Menschen von der EM – im Guten wie im Schlechten?

64 Prozent der Befragten erwarten, dass sich die EM positiv auf die wirtschaftliche Lage auswirkt. Vor allem lokale Unternehmen in den EM-Städten werden profitieren (meinten 82 Prozent). Gut die Hälfte (55 Prozent) hofft auf eine Verbesserung der Sportinfrastruktur in Deutschland infolge des Turniers. Allerdings befürchtet auch knapp die Hälfte (49 Prozent), dass es rund um die Fußball-Spiele zu Ausschreitungen kommt.

Und wie schätzen sie die Chancen der deutschen Mannschaft ein?

Tatsächlich ist Deutschland für die Befragten der klare Favorit auf den Turniersieg. Mehr als jeder Dritte denkt, die deutsche Nationalmannschaft wird Europameister, während nur sechs Prozent mit einem Vorrundenaus rechnen. Auffällig ist: Je größer das bekundete Interesse an Fußball, desto optimistischer die Prognose. Die weiteren Kandidaten: 23 Prozent erwarten, dass Frankreich den Titel holt und 11 Prozent tippen auf England.

Sepp Herberger und Fritz Walter – die Helden des ersten deutschen WM-Triumphs von 1954 – sind bis heute Nationalhelden. Wie werden die aktuellen Spieler und Trainer gesehen?

Wir haben nach der Sympathie für die Spieler gefragt und nach einer Bewertung ihrer Leistung. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen beidem: Spieler, die als sympathisch eingeschätzt wurden, galten den Befragten tendenziell auch als leistungsstark. So wurde Toni Kroos von den Befragten nicht nur als am sympathischsten, sondern als leistungsstärkster Spieler eingeschätzt. Die geringsten Sympathiewerte bekam Antonio Rüdiger und die „schlechteste“ Leistungseinschätzung unter den Feldspielern Robin Koch.
Was den Trainer angeht, so ist das Vertrauen in Julian Nagelsmann höher als bei seinen beiden Vorgängern, aber nur minimal. Joachim Löw und Hansi Flick wurden ebenso als gut eingestuft.

Sportliche Großereignisse gelten als Segen und Fluch zugleich: Chance zum Imagegewinn, Milliardengrab. Wie bewerten die Berliner und Brandenburger die Fußball-EM? Immerhin finden sechs EM-Spiele in Berlin statt …

Wir haben danach gefragt, wie sich das Turnier auf das Ansehen Deutschlands im Ausland und die Außenbeziehungen auswirkt und welche Umweltschäden als Folge des Turniers erwartet werden. Dabei hat sich gezeigt, dass Männer und Frauen diese Frage unterschiedlich beantworten: Männer schätzen die EM und ihre Auswirkungen im Mittel positiver ein als Frauen. Eine ähnliche Differenz zeigt sich mit Blick auf das Alter der Befragten: Ältere Menschen schätzen die EM und ihre Auswirkungen positiver ein als jüngere. Diese Unterschiede könnten mit dem Interesse für Fußball und die EM zusammenhängen, das bei Männern und älteren Personen ausgeprägter ist.

Warum haben Sie die Umfrage durchgeführt?

Die Fußball-EM vereint auch viele verschiedene Marketingaspekte, weshalb sie für unseren Lehrstuhl von besonderem Interesse ist, auch in der Lehre. Angefangen beim Sponsoring über den Einsatz der Fußballer in Werbespots, Anreizen zum Kauf von Fanartikeln bis hin zu der sogenannte Event Social Responsibility, die die UEFA trägt und die sich auf das Image der UEFA auswirken kann. Uns ist es wichtig, dass die Studierenden an unserem Lehrstuhl nicht nur theoretische Konzepte lernen, sondern diese auch in ihrem alltäglichen Leben wiederfinden, einordnen und anwenden können. Daher verknüpfen wir gerne solche aktuellen Themen mit den Lerninhalten unserer Veranstaltungen.

Wer hat sie durchgeführt?

Der Lehrstuhl für Marketing & Business Development der Universität Hohenheim führt diese Studie schon seit Jahren unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Voeth durch. Durch die enge Zusammenarbeit unserer beiden Lehrstühle haben wir uns in diesem Jahr dazu entschieden, die Daten für die Länder Berlin und Brandenburg beizusteuern und darauf aufbauend weitere Erkenntnisse für unsere Region abzuleiten. So wurde die Befragung für die Region Berlin/Brandenburg von Prof. Dr. Uta Herbst geleitet und von mir in Zusammenarbeit mit zehn Studierenden aus unserem Bachelorkolloquium des Sommersemesters 2024 durchgeführt. Die Studierenden verfassen nun ihre Bachelorarbeiten zu Marketingkonzepten im Rahmen der Fußball-EM in Deutschland. Zur Auswertung und Aufbereitung der Daten für diese Pressemitteilung haben maßgeblich Georg Mahr und Martin Ick, die beide für unseren Lehrstuhl tätig sind, beigetragen.

Ihr Tipp: Wer wird Europameister und wie weit kommt die deutsche Mannschaft?

Da wir uns aktuell am Lehrstuhl intensiv mit der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Marketing und auch in der Forschung beschäftigen, haben wir ChatGPT dazu befragt. Laut KI wird Frankreich als Sieger aus dem Turnier hervorgehen, unsere Daumen sind aber natürlich für Deutschland gedrückt!

Vielen Dank!

Die Ergebnisse der Studie aus Hohenheim sind hier zusammengefasst: https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?tx_ttnews%5Btt_news%5D=62669&cHash=570e64948fbed6b692b73e59a3b92178

Published

Online editorial

Sabine Schwarz