Milaycan Ecem Yalman ist seit Oktober 2023 in Potsdam. Ihr Mitstudierender Mehmet Kotil – ebenfalls aus der Türkei – kam bereits im Juli 2023 nach Golm, da er vor seinem Austauschjahr an der Uni Potsdam noch ein ERASMUS-gefördertes Praktikum in der Arbeitsgruppe von Katja Arndt, Professorin für Molekulare Biotechnologie, absolviert hat. Er weiß bereits: Bei ihr möchte er auch seine Abschlussarbeit absolvieren. „Es waren die Arbeitsgruppe von Professorin Arndt und die Forschung an der Uni Potsdam, die mich hierhergebracht haben. Und ich wusste schon, dass das deutsche Wissenschaftssystem sehr gut ist, vor allem in den Naturwissenschaften. Das hat mich gereizt: Ich wollte es selbst kennenlernen und ausprobieren“, so Kotil.
Dazu passen auch die Sprachenkenntnisse der beiden türkischen Studierenden: „Deutsch ist eine sehr technische Sprache“, sagt Mehmet Kotil. Erst um an der TDU zu studieren, habe er ernsthaft Deutsch gelernt. Das Schuldeutsch – die zweite Fremdsprache der beiden nach Englisch – für zwei Stunden pro Woche, beschränkte sich auf Zahlen, Tiernamen und Smalltalk. „Das war für Studienzwecke nicht besonders hilfreich“, meint Kotil. Um an der TDU zugelassen zu werden, müssen zukünftige Studierende einen Sprachtest bestehen, der ihre Deutschkenntnisse mindestens auf dem Niveau B2 des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen einstuft. Auch Yalman mag die deutsche Sprache inzwischen sehr gern und hat keine Probleme mit Lehrveranstaltungen auf Deutsch an der Uni Potsdam.
Wie sie die verschiedenen Wissenschaftssysteme erleben? Vor allem die Abschlussprüfungen unterscheiden sich. In der Türkei gebe es zusätzlich zur Modulabschlussprüfung auch Zwischenprüfungen, in Deutschland nicht. Zudem seien die Vorlesungen und Praktika anders strukturiert: Türkinnen und Türken absolvieren diese gleichzeitig im Studium, während sie an deutschen Universitäten zeitlich versetzt stattfinden. Auch der Lehrstil sei teilweise unterschiedlich: „Hier geht es mehr um Fragen der Studierenden“, sagt Yalman, „während in der Türkei die Vorlesungen anders strukturiert sind und Fragen – wenn überhaupt – erst am Schluss gestellt werden.“ Auch sind die Vorlesungen in Deutschland und in der Türkei nicht gleich lang. Generell unterscheide sich die TDU aber von anderen türkischen Universitäten: Der Lehrplan enthält vor allem deutsche und englische Literatur und die Schwerpunkte des Studiums liegen anders. „Die Professor*innen und Dozierenden der TDU haben meist in Deutschland studiert oder an deutschen Gymnasien in der Türkei gelehrt“, weiß Mehmet Kotil.
Auch Yalman möchte ihre Abschlussarbeit voraussichtlich in Potsdam absolvieren. Nach dem Bachelorstudium will sie außerdem einen Master anschließen. Auf die Frage, wo sie in Zukunft arbeiten wollen, antwortet Mehmet Kotil: „Vielleicht kehre ich in einigen Jahren, nach dem Abschluss meiner Ausbildung, in die Türkei zurück, um etwas zurückzugeben an die nächste Generation. Wir haben gute Bildungschancen und ich möchte gerne, wenn ich mich bereit zu fühle, auf bestimmte Zeit zurückkehren und beispielsweise als Dozent etwas für die folgende Generation in der Türkei tun. Das kann gerne auch im Wissenschaftssystem sein.“
Die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) in Istanbul ist ein Projekt der deutsch-türkischen Wissenschafts- und Bildungskooperation. Seit 2013 lernen und forschen Studierende an den fünf Fakultäten der Hochschule. Aktuell bietet sie 21 Studiengänge an, wobei die Türkei auch Gebäude, Gelände und Infrastruktur stellt und die laufenden Kosten trägt. Deutschland entsendet dabei Dozierende, entwickelt Curricula und Material für den Aufbau eines Sprachenlernzentrums, vergibt Stipendien sowie Fortbildungsmaßnahmen.
Außerdem koordiniert(e) die Universität Potsdam den Aufbau der naturwissenschaftlichen Fakultät an der TDU – in Kooperation mit Partnern aus mehreren deutschen Hochschulen und Potsdamer Forschungseinrichtungen und in enger Abstimmung mit den türkischen Gründungspartnern.
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