Franziska Kühne leitet die Psychologisch-Psychotherapeutische Ambulanz der Universität in der Potsdamer Innenstadt. Verhaltenstherapeutische Behandlungen für Erwachsene werden hier bereits seit vielen Jahren mit der universitären Lehre und Forschung verknüpft. Das bildet ihr besonderes Profil. Mit dem neuen Studiengang kommen nun aber größere Aufgaben auf sie zu. „Auch wenn die neuen Studierenden nicht alle gleichzeitig vor der Tür stehen, so müssen wir doch ordentlich aufstocken: räumlich und personell“, sagt Kühne und kündigt an, dass neben den Räumen in der Posthofstraße eine psychotherapeutische Ambulanz für Kinder und Jugendliche in der Straße Am Kanal eingerichtet wird. Eine entsprechende Professur sei bereits ausgeschrieben, um auch die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben. „Das ist der große Vorteil einer Hochschulambulanz, dass die Ausbildung hier auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht“, so die Dozentin. „Wir wollen, dass unsere Studierenden diesen Forschungsbezug verinnerlichen und als berufliche Haltung lebenslang beibehalten.“
Gut erforschte Spezialgebiete der universitätseigenen Einrichtung sind Krankheitsängste und Zwangserkrankungen, für die sich die Kognitive Verhaltenstherapie als wirksames Verfahren erwiesen hat. Aber auch bei vielen anderen psychischen Problemen, die hier behandelt werden, setzt das Team auf Therapieformen, in denen die Betroffenen selbst aktiv werden und lernen, Dinge in ihrem Alltag tatsächlich und dauerhaft zu ändern. Für Zwangsstörungen ist ein Behandlungsansatz erstellt worden, mit dem die Therapie nicht nur schrittweise verbessert, sondern auch empirisch geprüft werden kann, wie sich die Symptomatik verändert. Das hilft, die therapeutische Arbeit immer wieder zu hinterfragen und zu verbessern. „Ein ständiger Abgleich von Theorie und Praxis, der dazu beiträgt, unseren Qualitätsanspruch zu sichern“, betont Franziska Kühne, die sich auf dem Feld der psychotherapeutischen Kompetenzforschung habilitiert hat.
Die Patientinnen und Patienten, die sich in der Hochschulambulanz behandeln lassen, können zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen. „Wir informieren sie ausführlich, woran und mit welchen Methoden wir arbeiten und sichern selbstverständlich ihre Anonymität“, erklärt Kühne. „Wenn sie ihr Einverständnis geben, füllen sie Fragebögen aus oder stimmen einer Videoaufzeichnung zu.“ Der Patientenschutz stehe dabei aber immer im Vordergrund, die therapeutische Beziehung dürfe nicht gefährdet werden, betont die erfahrene Psychologin. Gleiches gelte in der Ausbildung, wenn Studierende an diagnostischen und psychotherapeutischen Behandlungen beteiligt sind. „Menschen, die zu uns kommen, wissen das meist. Wichtig für ihre Zustimmung ist jedoch, dass wir ihnen genau erklären, was die Studierenden hier tun. Dann unterstützen sie das auch. Es gibt sogar Patienten, die später ins Seminar kommen und von ihrem Behandlungsverlauf berichten.“
Das Therapieangebot der Ambulanz steht natürlich auch den Mitgliedern der Universität Potsdam offen, Studierenden genauso wie Beschäftigten. Hier sei aber auf Patienten- wie auf Therapeutenseite sorgfältig zu prüfen, ob bei der Nähe zum Arbeitgeber die erforderliche Distanz gewahrt werden könne. Nicht selten kommen Personen auch auf direkte Empfehlung der psychologischen Beratungsstelle der Universität, berichtet Kühne.
Der erste Kontakt läuft in der Regel über das Sekretariat, wo das psychische Problem kurz, aber nicht zu detailliert geschildert wird. Häufig geht es um Depressionen, verschiedene Ängste oder auch somatoforme Störungen, so die Leiterin der Ambulanz. Um die Stärke der Belastung festzustellen, sind zunächst Fragebögen auszufüllen. Es folgt eine genaue Diagnostik, in deren Anschluss die Behandlung gemeinsam festgelegt wird. „Wir empfehlen nichts, was der Patient oder die Patientin nicht mitträgt oder nicht versteht“, sagt die Psychologin, denn sie weiß: „Nur wer gut informiert ist, kann kompetent entscheiden und geht dann auch aktiver in die Therapie.“
Kontakt zur Hochschulambulanz
www.uni-potsdam.de/ppt-ambulanz/ambulanz-ppa
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2023 „Mentale Gesundheit“ (PDF).