Wir sind in den vergangenen zwölf Jahren gemeinsam sehr gut vorangekommen. Kaum eine andere deutsche Universität ist in dieser Zeit so stark gewachsen wie wir. Rein quantitativ gesehen sind Nettofinanzierung und Personalbestand um etwa ein Drittel angestiegen. Dafür sind wir insbesondere dem Land Brandenburg zu großem Dank verpflichtet. Mit diesen finanziellen Aufwüchsen war es möglich, nicht nur „more of the same“ zu betreiben, sondern auch qualitativ deutlich zuzulegen. Neue Fächer und Fakultäten kamen hinzu, und die Studienqualität konnte wesentlich gesteigert werden, auch weil die Studierendenzahlen eben nicht proportional angestiegen sind. Der Generationswechsel und unser innovatives Tenure-Track-Programm habe es uns ermöglicht, zahlreiche Professuren hochkarätig neu zu besetzen. Umstrukturierungen wurden vorgenommen, um die Universität auf die anstehenden Herausforderungen vorzubereiten – so die Gründung eines CIO-Bereichs, der IT/ZIM und Universitätsbibliothek überspannt, oder unseres neuen Dezernats 5 „Bau- und Facilitymanagement“. Aber auch die Lehramtsbildung wurde neu strukturiert, insbesondere durch die Neuaufstellung des „Zentrums für Lehramtsbildung und Bildungsforschung“ sowie die Einführung des Lehramtsfachs „Kunst“, des Berufsschullehramts und der Inklusionspädagogik.
All diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass die UP in nahezu allen relevanten Hochschulrankings vom unteren Mittelfeld in das obere Drittel oder sogar Viertel der deutschen Universitäten aufgestiegen ist. Zwei DFG-Sonderforschungsbereiche, zahlreiche DFG-finanzierte Graduiertenkollegs und Forschungsgruppen, zwei Alexander von Humboldt-Professuren und vielfältige Erfolge bei der Einwerbung der heiß begehrten ERC Grants auf EU-Ebene sprechen ihre eigene Sprache, was die Forschung angeht. Im Gründungsradar des Stifterverbands, der auf die Unterstützung unserer Forschenden und Studierenden bei Unternehmensgründungen abhebt, landeten wir erneut bundesweit auf Platz 3. Und einen ersten Platz gab es in einer Untersuchung, die den Anteil von Frauen bei den Professuren erhob. Mit über 40 Prozent Professorinnen haben wir unter allen beteiligten Hochschulen mit Abstand den Spitzenplatz erobert. Darauf sind wir stolz, und Dank gilt hier insbesondere unserem Koordinationsbüro für Chancengleichheit.
Wie geht es nun weiter? Was die Forschung angeht, erwarten wir zeitnah die Rückmeldungen zu mehreren eingereichten Anträgen auf Exzellenzcluster und Sonderforschungsbereiche – den deutschen „Goldstandards“ in der Bewertung von Forschungsstärke. Hieraus werden sich konkrete Personal- und Raumbedarfe ableiten, die wir in die Verhandlungen mit dem Land einfließen lassen werden. Insbesondere die Raumsituation muss dringend adressiert werden. Hier brauchen wir mehr Beinfreiheit, was Bauherreneigenschaft und Finanzierungsmodelle angeht. Und für die Rekrutierung von Spitzenforscherinnen und -forschern werden wir neben Tenure Track auch weiterhin innovative Formate nutzen wie themenoffene Ausschreibungen oder Ausschreibungen mit offener Eingruppierung. Dass auch für Kolleginnen und Kollegen in frühen Karrierephasen die Grundsätze „guter Arbeit“ gelten – d.h. längerfristige Verträge mit genügend Zeit für die weisungsungebundene Forschung –, versteht sich von selbst.
In der Lehre steht bald die nächste Systemreakkreditierung an. Als eine der ersten systemakkreditierten Universitäten bundesweit haben wir mit den einschlägigen Prozessen umfangreiche Erfahrung vorzuweisen. Ein Fokus wird auf der besseren Integration ausländischer – insbesondere auch geflüchteter – Studierender und Forschender liegen. Neben ganz praktischen Dingen wie Wohnraum und Sprachkursen spielen hierbei kulturelle Fragen eine wichtige Rolle. Die Universität Potsdam ist stolz auf ihre Diversität und ihre Kultur der Toleranz und der Redefreiheit auf unseren Campi. Zudem trägt der internationale Austausch mit unseren Partnerhochschulen – u.a. im Kontext unserer Europäischen Universitätsallianz EDUC – ganz wesentlich zur Persönlichkeitsbildung unserer Studierenden bei und lindert nebenbei den Fachkräftemangel, indem auf diesem Wege hoch talentierte Menschen den Weg nach Brandenburg finden.
Beim Transfer in die Wirtschaft und die Gesellschaft hinein steht die UP seit vielen Jahren auch im nationalen Vergleich sehr gut da. Gerne wollen wir unsere Studierenden und Forschenden weiterhin dabei unterstützen, ihre Ideen über eine Firmengründung selbst in die Umsetzung zu bringen. Hier erwägen wir, über aktive Beteiligungen noch mehr konkrete Unterstützung leisten und so ein Portfolio von Unternehmensbeteiligungen aufbauen zu können. Nicht um Gewinne zu erzielen, sondern um so unseren Beitrag zum Gemeinwohl dieser und zukünftiger Generationen weiter steigern zu können. Aber auch die Weiterbildung gehört zum Transfer. Insbesondere in der Lehramtsweiterbildung liegt in Deutschland viel im Argen – nicht nur was die Digitalisierung des Klassenzimmers angeht – und als eine der führenden lehramtsbildenden Hochschulen werden wir in den kommenden Jahren innovative Lösungen vorschlagen und umsetzen. Apropos Digitalisierung: Auch bei der Digitalisierung der Verwaltung gibt es viel Luft nach oben, hier wollen wir noch einige dicke Bretter bohren.
Leistungsfähige Universitäten sind gerade in politisch bewegten Zeiten gefragt, im engen Schulterschluss mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Beiträge zum Gemeinwohl zu leisten und zur Sicherung unserer freiheitlichen Demokratie beizutragen. Ich freue mich, die Universität auf diesem Weg noch einige Jahre begleiten zu dürfen und auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen allen.
Dieser Text erscheint im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2023.