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„Nicht SPORTlehrer, sondern SportLEHRER!“ – Wolfgang Brix erinnert an seine Studienzeit an der Pädagogischen Hochschule

Dr. Wolfgang Brix
Vor 50 Jahren: Seminargruppe an der Pädagogischen Hochschule
Nach 50 Jahren: Seminargruppe beim Alumnitreffen 2022 auf dem Campus Am Neuen Palais
Photo : Danny Gohlke
Dr. Wolfgang Brix
Photo : privat/Brix
Vor 50 Jahren: Seminargruppe an der Pädagogischen Hochschule
Photo : privat/Brix
Nach 50 Jahren: Seminargruppe beim Alumnitreffen 2022 auf dem Campus Am Neuen Palais

50 Jahre ist es her, dass Wolfgang Brix an der Pädagogischen Hochschule „Karl- Liebknecht“ sein Lehrerdiplom in Geschichte und Sport erhielt. Im vergangenen Sommer traf er sich mit seiner ehemaligen Seminargruppe auf ihrem Campus Am Neuen Palais, der heute zur Universität Potsdam gehört.

Herr Brix, was bewegte Sie, so viele Jahre nach Ihrem Abschluss an die Universität Potsdam zu kommen?

In erster Linie wollten wir Erinnerungen an unsere Studienzeit austauschen. Uns hat aber auch interessiert, was sich in der Lehrerbildung verändert hat. Ausdrücklich möchte ich dem Alumni- Team der Uni für die Unterstützung bei der Vorbereitung danken. Der Tag war erlebnisreich und informativ zugleich. Großen Anteil daran hatten Dr. Heike Zimmermann und Andreas Philipp, die uns sehr lebendig die heutigen Strukturen, Methoden und Probleme der Sportlehrer-Ausbildung erläuterten.

Welche Unterschiede sehen Sie zu Ihrer Studienzeit an der damaligen „Pädagogischen Hochschule Karl Liebknecht“?

Unterschiedlich sind vor allen Dingen die studentischen „Strukturen“. Zu unserer Zeit war die Seminargruppe die grundlegende Organisationsform des Studienbetriebs. Es gab Pläne für Vorlesungen und Seminare, Übungen und Praktika, deren Besuch verpflichtend war. Dies wurde auch kontrolliert und am Semesterende durch die Lehrkraft bestätigt. Nur dann war man für die Prüfung zugelassen. Darüber hinaus wurde sehr viel Wert auf praktische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gelegt. Neben vielen schulpraktischen Übungen erwartete die Hochschule, dass wir uns als Übungsleiter betätigen und in den Semesterferien in Kinderferienlagern arbeiten. Auch die für uns obligatorische „musisch-ästhetische“ Bildung in Chor, Tanzgruppe oder einem künstlerischen Zirkel war für unsere persönliche Entwicklung von Vorteil.

Beschreiben Sie doch mal Ihren Studienalltag!

Im ersten Studienjahr war der Alltag durch den „Stundenplan“ der Vorlesungen und Seminare und die individuelle Organisation des Selbststudiums geprägt. Das hatte sehr viel Ähnlichkeit mit der Erweiterten Oberschule. Dennoch blieb Zeit für Sport im Verein und andere „studentische Vergnügungen“. In der Spezialfachausbildung, also im dritten und vierten Studienjahr, löste sich die Seminargruppe mehr oder weniger auf und das Studium wurde individueller. Während des „Großen Schulpraktikums“ bestimmte der Schulbetrieb den Alltag. Aber auch in dieser Zeit blieb Raum für andere Betätigungen, z.B. als Komparse beim Film, um damit das Stipendium ein wenig aufzubessern. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass alle Studierenden ungeachtet ihrer Herkunft ein monatliches Stipendium von 190 Mark erhielten, das man nicht zurückzahlen musste. Der Wohnheimplatz kostete 10 Mark warm und die sogenannte „Sportler-Vollverpflegung“ 65 Mark im Monat. Zudem wurden alle Studierenden nach erfolgreichem Abschluss in Schulen vermittelt. Nicht immer entsprach der Ort dem persönlichen Wunsch, aber eine Lehrerstelle war jedem und jeder sicher und somit eine berufliche Perspektive. Ganz nebenbei trug dies auch zur Einhaltung der „Regelstudienzeit“ bei.

Sie trafen sich hier mit Ihrer ehemaligen Seminargruppe der Sektion Sport. War der Zusammenhalt bereits während des Studiums stark?

Einerseits war der Zusammenhalt durch die politisch- administrativ festgelegte Seminargruppe vorgegeben, andererseits durch die Unterbringung in verschiedenen Wohnheimen erschwert. Während die Frauen an den Wochenenden oft nach Hause fuhren, blieben wir Männer meist in Potsdam und organisierten gemeinsame Unternehmungen. Damals entstanden Freundschaften, die bis heute Bestand haben.

Heute laufen Absprachen zwischen Studierenden und Dozierenden viel über digitale Kommunikationsdienste ab. Wie funktionierte der Austausch damals?

Telefonische Absprachen oder Beratungen mit Lehrkräften wären außerordentlich bis unmöglich gewesen. Wir hätten das vielleicht auch gar nicht gewollt. Uns blieb also „nur“ das persönliche Gespräch. Im Übrigen sollte man dies auch heute stärker pflegen, trotz digitaler Kommunikationstechnik.

Gab es Schlüsselmomente während Ihres Studiums, die Sie nachhaltig geprägt haben?

Prägend war die Vorbereitung auf das und die Teilnahme am V. Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig. Hier bekamen wir sehr nachhaltig die gesellschaftliche Bedeutung des Sports zu spüren.

Wie erlebten Sie den Übergang ins Berufsleben?

Anfangs erhielt ich, wie die meisten anderen, große Unterstützung durch das Kollegium und die Fachberater. Das hat den Start sehr erleichtert. Überdies zeichnete sich schon in der Startphase unseres Berufslebens ab, dass wir an der PH Potsdam eine solide Ausbildung erhalten hatten. Unser Alumnitreffen vermittelte uns den Eindruck, dass auch heute in der (Sport-)Lehrerbildung an der Universität sehr gute Arbeit geleistet wird.

Hat sich der Lehrerberuf in den vergangenen Jahrzehnten verändert?

Ja, sehr. Die Eigenverantwortung ist höher und mehr Kreativität in der Gestaltung des Unterrichts gefragt. Demgegenüber stehen die Unterschiedlichkeit der Bildungsinhalte und die Länderhoheit in der Bildung. Das schränkt die Kreativität und Eigenverantwortung wieder ein.

Gibt es etwas, das Sie heutigen Studierenden für ihre studentische Laufbahn mitgeben würden?

Es ist schwer, Ratschläge zu geben. Dazu sind unsere Erfahrungen zu weit auseinander, zu unterschiedlich. Aber ungeachtet der jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse gilt vielleicht jenes Credo, das man uns schon damals mit auf den Weg gab: „Denkt daran: Ihr werdet nicht SPORTlehrer, sondern SportLEHRER!

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Transfer - 2022/2023 (PDF).