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Wissenschaft mit Wort und Witz – Hochschul-Präsenzstellen und Uni Potsdam bringen junge Forschende ins Rampenlicht

Abstimmung beim Science Slam in Golm.
Thoralf Dietrich slammt im Waschhaus zum Thema Vulkane.
Photo : Josephine Stolte
Abstimmung beim Science Slam in Golm.
Photo : Susanne Schilling
Thoralf Dietrich slammt im Waschhaus zum Thema Vulkane.

Es war ein heißer Sommer. Doch wie Pflanzen auf Hitzestress reagieren und dass sogenannte „Wuschelkopf-Pflanzen“ zwar auch keinen kühlen Kopf bewahren, aber für die Pflanzenbiologie von Interesse sind, war für viele der Gäste des ersten Science Slams der Uni Potsdam im Juli auf dem Campus Golm vermutlich neu. Auch von „Olaf, dem Sauerstoff“ dürften die meisten noch nie etwas gehört haben – und genau darum ging es auch: Erkenntnisgewinn der etwas anderen Art!

Mit dem Science Slam in Golm wurde eine Erfolgsgeschichte der Slam-Bewegung in Brandenburg fortgesetzt, die Ende 2019 ihren Anfang nahm. Nachdem die sieben Präsenzstellen der brandenburgischen Hochschulen ihre Arbeit aufgenommen hatten, stellten sie sich gemeinsam eine Frage: Wie kann es gelingen, im Sinne der Transferstrategie des Landes die Zusammenarbeit der Wissenschaft mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu verbessern? Mehr noch: Wie lässt sich den Menschen außerhalb der Universitäten zeigen, was Wissenschaft kann, was sie will und warum sie so wichtig für uns alle ist? Die Antwort war so einfach wie verblüffend: mit Science Slam! Was mit Literatur so erfolgreich funktioniert, lässt sich auch auf Wissenschaft übertragen. Hier werden also keine Eulen nach Athen getragen, sondern beschwingt von Wissen ins weite Land geschickt. Ganz konkret dahin, wo die Menschen gern Freizeit und gute Laune miteinander teilen. Statt in Hörsälen präsentieren Forschende kurz, knackig und möglichst witzig ihre Arbeit in Theatern, Kneipen oder Clubs. Die Präsenzstelle Schwedt | Uckermark war es, die Ende 2019 bereits gute Erfahrungen mit einem ersten regionalen Science Slam sammelte und damit den Grundstein für die Brandenburger Slam-Bewegung legte.

Nach intensiver Vorbereitung und allen Widrigkeiten der Pandemie zum Trotz fand schließlich im Mai 2022 zeitgleich an allen sieben Standorten der Präsenzstellen jeweils ein Science Slam statt, bei dem Forschende unterschiedlicher Einrichtungen und Hochschulen des Landes gegeneinander antraten. Mitorganisiert wurde das Ganze von Josephine Stolte, Standortmanagerin der Präsenzstelle O-H-V | Velten, die rückblickend über die ein oder andere Sorge im Vorfeld nur schmunzeln kann: „Am Anfang stellten wir uns schon die Frage, ob sich auf den Aufruf hin überhaupt genug Leute bewerben und Lust und Zeit in dieses Format investieren würden, das ja auch mit einiger Vorbereitung in Workshops verbunden war. Doch besonders an der Uni Potsdam konnten wir uns vor Bewerbungen kaum retten. Alle standen voll und ganz hinter dem Ziel, Wissenschaft in unterschiedliche Regionen zu tragen. Eine wunderbare Gelegenheit, Forschung der Gesellschaft zu präsentieren.“

Das sah auch das Publikum so. Ob im Theatersaal in Oranienburg, im Brauhaus in Finsterwalde oder in der Kulturfabrik in Fürstenwalde: Die Resonanz vor Ort war groß und die jeweils bis zu 120 Gäste lauschten interessiert, offen und gut gelaunt den Vorträgen, um später umso begeisterter abzustimmen. Auch das 150-Personen-starke Jury-Publikum beim Science Slam in Golm ließ sich mitreißen. Schon der Auftakt versprach einiges, als sich der voll besetzte Hörsaal plötzlich verdunkelte und sich alle Augen auf die Bühne richteten, auf der sechs Studierende und Promovierende ihre Forschungsprojekte präsentieren sollten. Noch glänzten sie durch Abwesenheit, dafür entzündete Slam-Initiator und Chemiedidaktiker Prof. Dr. Amitabh Banerji dramaturgisch effektvoll und mit gebührendem Pathos die „Flamme des Wissens“. Spätestens da war das Feuer der Leidenschaft für jedwede wissenschaftliche Thematik bis in die letzten Reihen entfacht.

Im November verwandelte sich dann auch das Potsdamer Waschhaus im Kunst- und Kulturquartier Schiffbauergasse zu einem Ort gelebter Wissenschaft. Potsdam Transfer und die Öffentlichkeitsarbeit der Universität boten im Herzen der Stadt einen Science Slam vor ausverkauftem Haus. Einen Abend lang gab es Gelegenheit, über den Tellerrand des eigenen Wissens zu blicken: Sechs Slammerinnen und Slammer unterhielten die Publikums-Jury mit der „Physik der Orgelpfeifen“, ließen Vulkane brummen, ergründeten „Crypto Magic“ oder surften mit philosophischer Geradlinigkeit durch Youtube. Mit dem Biologie-Doktoranden Bryan Nowak führte ein versierter und selbst prämierter Science Slammer mit Witz und Leidenschaft durch den Abend, den letztlich die Bioinformatikerin Neeltje Schilling mit ihrem Slam über den programmierten Zelltod von Pflanzen für sich entschied. Ein mehr als gelungener Abschluss des Science-Slam-Jahres 2022 und zugleich vielversprechender Auftakt für alles, was da noch kommt.

Derzeit laufen die Ausschreibungen für den nächsten Potsdamer Science Slam am 4. Mai um 20 Uhr in der Waschhaus Arena und den 2. Golm Science Slam am 13. Juli um 17 Uhr auf dem Campus Golm.  Wer Interesse hat, daran teilzunehmen, kann sich anmelden unter: scienceslamuni-potsdamde

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Transfer - 2022/2023 (PDF).