Wie den Satiriker und TV-Journalisten Jan Böhmermann, der im Oktober in Griebnitzsee aus dem Nähkästchen plauderte. Einen Monat später kam der erfahrene Journalist Claus Kleber, der seine Rolle als Moderator beim „heute-journal“ des ZDF kritisch reflektierte. „Angefangen haben wir mit dem Politiker und Anwalt Gregor Gysi“, erinnert Schladebach. „Das war eine Hausnummer, vor allem der tosende Beifall im Hörsaal, der gar nicht abebben wollte.“ Für den Juraprofessor, der 2017 an die Universität Potsdam berufen wurde, „ein unvergessener Moment – auch weil Gysi so sympathisch zurückhaltend reagierte“. Marcus Schladebach freut sich über die positive Resonanz, auch wenn die Organisation mitunter viel Zeit kostet: telefonieren, mit Agenten verhandeln, Termine finden. „Meine E-Mails enden meist mit ‚besten Grüßen aus der Medienstadt Potsdam-Babelsberg‘, weil unser Standort perfekt zum Juristischen Salon passt. Da werbe ich natürlich mit und als Netzwerker kenne ich einfach viele Promis aus Film und Fernsehen.“
Seine zweite Herzensangelegenheit ist das Weltraumrecht. Auch hierzu bietet Schladebach in loser Folge „Space Lectures“ an. Seit rund zwanzig Jahren beschäftigt er sich mit rechtlichen Fragen der Müllentsorgung oder des Rohstoffabbaus im Weltraum. „Raumfahrt ist eine moderne Wissenschaft, die viele Disziplinen betrifft“, so Schladebach. „Juristen machen nur einen kleinen Teil aus.“
Zwei Mitarbeiterinnen unterstützen bei der Organisation und sind zugleich begeisterte Besucherinnen des Salons im Hörsaal. „Wie nahbar und locker Gysi beispielsweise war – einmalig“, begeistert sich Catinca Barsan noch immer. „Anschließend sprachen alle auf dem Campus über den Juristischen Salon.“ Ihre Kollegin, Jacqueline Banzer, ergänzt: „Das ist nicht nur Unterhaltung, die Gespräche liefern auch juristischen Tiefgang, das hätte ich gerade bei Jan Böhmermann gar nicht erwartet.“ Ansporn für sie, genauso weiter zu machen. „Zwar lässt sich die Gästeliste auf diesem Niveau nicht beliebig verlängern“, räumt Marcus Schladebach ein. „Doch Mediengrößen wie die Journalistin Natalie Amiri oder Claus Kleber kommen wieder, wenn etwas Zeit vergangenen ist.“ Das hätten sie schon durchblicken lassen. „Interessant wäre gewiss auch ein zweiter Besuch von Patricia Schlesinger“, so Schladebach, „die damals noch als rbb Intendantin im Juristischen Salon auftrat. Wenn sie irgendwann bereit wäre, ihre Sicht auf die Krise im rbb darzustellen, hätten wir bestimmt ein weiteres Highlight.“ Bei manchen Anfragen aber beißt sich der Rechtswissenschaftler auch die Zähne aus oder es kommt gar keine Reaktion wie bei Klaus Wowereit, dem früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin.
Auch wenn der Juristische Salon launig daherkommt, ist Marcus Schladebach der wissenschaftliche Anspruch wichtig. „Die Veranstaltungen sollen Hand und Fuß haben“, erläutert er. „Ein cooler Schauspieler aus Babelsberg trägt nicht. Aber der Salon über die ARD-Anwaltsserie ‚Legal Affairs‘ war der Sechser im Lotto.“ Der bekannteste Medienanwalt Deutschlands – Prof. Dr. Christian Schertz, der inzwischen auch Honorarprofessor an der Universität Potsdam ist – lieferte die Vorlage und diskutierte in Griebnitzsee mit zwei Drehbuchautoren. „Das war ein mediales Spitzenereignis“, bilanziert Prof. Schladebach. „Empathie, Glamour, Verhandlungstaktik, aber auch Rückschläge waren dabei, einfach alles, was Juristen im späteren Berufsleben auch erleben können. Dazu verpackt in einem modernen TV-Format.“ Im Sommer wird der Juristische Salon fortgesetzt. „Mein Ziel ist es, das Moderne der Universität Potsdam weiterzuentwickeln“, betont der Jurist. „Dabei können Promis aus den Medien und Orchideen-Themen wie Weltraumrecht einen Beitrag leisten“, zwinkert Prof. Schladebach.