Am ersten ganzen Tag in Erbil widmen wir uns ganz unserem City Mapping-Projekt. Wir fahren früh am Morgen zur Tishk International University und treffen die Koordinatoren des Vorhabens. Sie haben uns im Vorfeld Texte zu ausgewählten Kirchen und Moscheen zugeschickt, die wir nun gemeinsam bearbeiten und verfeinern. Einige der Teilnehmenden kennen sich bereits, während andere einander zum ersten Mal sehen. Nachdem wir uns bei Kaffee und Keksen ausgetauscht und das weitere Vorgehen besprochen haben, werden ein paar konkrete Dinge aus den Texten angesprochen und kleine Gruppen gebildet. Diese sollen am nächsten Tag gemeinsam zum Freitagsgebet in die vorgestellten Moscheen gehen und noch ein paar Dinge in Erfahrung bringen.
Nach unserer Besprechung haben wir freie Zeit und können den restlichen Tag selbst gestalten. Um ein paar Andenken und Mitbringsel zu kaufen, fahren wir Studierenden gemeinsam auf den Basar. Der riesige Markt liegt in der Innenstadt direkt neben der Zitadelle von Erbil, die zu den am längsten durchgängig besiedelten Orten der Welt gehört. Die ersten Erwähnungen der Festung stammen aus dem alten Orient und die Nachweise ihrer Besiedlung reichen bis ins fünfte Jahrtausend vor Christus zurück. Sowohl die Zitadelle als auch der Basar sind aus sandfarbenem Stein gebaut, die Straßen zwischen den Ständen führen in ein kleines Labyrinth von Geschäften. Hier werden kurdische Süßigkeiten und buntes Geschirr, aber auch gefälschte Sonnenbrillen und Gold verkauft. Nach dem Rundgang treffen wir uns in einer Teestube gegenüber und sitzen gemeinsam mit zwei Studenten der Tishk-Universität bei Tee und Shisha zusammen. Später am Abend bringen sie einige von uns noch zu einer Straße, auf der verschiedene Speisen angeboten werden und wir sitzen schließlich in einem Park mit Tischen, an denen Männer Domino und Karten spielen. Frauen sind keine zu sehen. Genauso wie allein Taxifahren ist auch der Öffentliche Raum abends den Männern vorbehalten.
Am nächsten Morgen mache wir uns in Zweiergruppen mit unseren Begleitern auf den Weg zum Gebet in die Moscheen. Dort fällt uns auf: Die Frauen beten in einem abgetrennten Raum, der auch in den größeren, prächtigeren Moscheen eher klein gehalten ist. Der Vortrag der Imame vor dem Gebet ist von Moschee zu Moschee unterschiedlich, mal werden Frauen zum Wählen aufgerufen, mal wird der Schulbesuch ohne Kopftuch als Sünde bezeichnet. Es wird deutlich, dass die Weltanschauungen von Moschee zu Moschee stark variieren. Nach dem Gebet werden manche von uns noch von ihren Begleitern durch die Stadt geführt, bis wir uns am Abend am Hotel wieder treffen. Zum Essen sind wir bei Familie Bala eingeladen. Die beiden arbeiten mit uns am City Mapping-Projekt und servieren uns anatolisches Essen aus ihrer Heimat. Trotzdem endet der Abend früh, da am nächsten Tag ein Ausflug ansteht.