Die Kinder des Potsdamer Horts „Am Schulplatz 1“ haben das Angebot der Uni getestet und sich das Video angeschaut. Der 17-minütige Film ging den Neun- und Zehnjährigen viel zu schnell vorüber. Gerne hätten sie noch mehr erfahren und Steffen Ramm ihre Fragen gestellt. „Sie waren wirklich sehr aufmerksam, obwohl sie schon einen anstrengenden Schultag hinter sich hatten“, sagt Hort-Leiterin Claudia Horn-Husche. „Ich werde die Filme der Kinderuni auf jeden Fall unseren Eltern empfehlen“, so ihr Fazit.
Von der Erde bis ins Weltall
Alljährlich strömen am letzten Freitag im September bis zu 2000 Mädchen und Jungen in die Kinder-Universität auf den naturwissenschaftlichen Campus in Golm. Normalerweise. Da das wegen der Pandemie schon im vergangenen Herbst nicht mehr möglich war, wurden die Vorlesungen an den Arbeitsplätzen der Wissenschaftler gedreht und als Videos auf der Webseite www.uni-potsdam.de/kinderuniversität veröffentlicht.
Die Professorin für Immuntechnologie Katja Hanack ist mit dem Film „Wie bleibe ich gesund“ dabei und lässt die Kinder in ein Forschungslabor schauen. Darüber hinaus können sie einen digitalen Ausflug in die Sternwarte der Universität Potsdam unternehmen: Der Astrophysiker Dr. Martin Wendt lädt auf eine Reise „Von der Erde bis ins Weltall“ ein und erklärt unterwegs, wie ein Teleskop funktioniert und was passiert, wenn Galaxien zusammenstoßen. Pünktlich zum Jahresende drehte der Religionswissenschaftler Prof. Johann Hafner ein Video in der Kirche St. Peter und Paul, in der er die Geschichte des Weihnachtsmanns erzählte. Und die Chemiker Prof. Andreas Taubert und Prof. Amitabh Banerji zeichneten eine Weihnachtsvorlesung mit effektvollen Experimenten auf. Für Abwechslung zwischen den digitalen Vorlesungen sorgen auf der Website eine Video-Tour über den Campus Golm mit Studentin Lilly und kurze Yoga-Videos vom Zentrum für Hochschulsport, die zum Mitmachen einladen.
„Es ist natürlich schade, dass die Kinder-Universität nicht vor Ort stattfinden kann“, sagt Claudia Horn-Husche. „In einem echten Hörsaal zu sitzen, ist für Kinder sehr beeindruckend.“ Umso wichtiger findet die Hortleiterin die digitale Alternative. „Es ist ja momentan leider so, dass wir wenig mit den Kindern unternehmen können, da nutzen wir die digitale Kinderuni sehr gern.“
Auch Gartenpädagoge Steffen Ramm, dessen Metier die Arbeit mit Kindern ist und der seiner regulären Arbeit momentan nur eingeschränkt nachgehen kann, sieht die digitale Kinder-Uni als Chance: „Dass wir jetzt überhaupt eine Alternative haben, ist toll, und ich konnte endlich mal wieder meinem Job nachgehen. Das war in den zurückliegenden Monaten schon schwierig.“ Ohnehin biete die Kinder-Universität im digitalen Gewand auch Vorteile, glauben die Beteiligten: Man erreiche so mehr Schülerinnen und Schüler und das Material lasse sich möglicherweise besser in den Unterricht integrieren. „Ich finde es sehr wichtig, dass wir die Kinder zu uns einladen, um sie für Dinge zu begeistern, die nicht unbedingt Teil des Unterrichts an den Schulen sind“, erklärt der Experte für Paläoklimadynamik, Prof. Martin Trauth, der im vergangenen Herbst eine Video-Vorlesung live vor rund 1.200 Kindern hielt. „Die Mädchen und Jungen sehen bei uns an der Uni, wie neues Wissen entsteht, das später Eingang in ihre Schulbücher findet. Und vielleicht kommen einige von ihnen eines Tages als Studenteninnen und Studenten an die Universität zurück“, hofft Martin Trauth, der sich vorstellen kann, bald eine weitere Vorlesung aufzunehmen. Ihm gefallen die Videos, die das Filmteam vom Zentrum für Informationstechnologie und Medienmanagement zu den Vorträgen produziert, richtig gut.
Ein Lied für die Kinderuni
Genauso geht es den Kindern aus dem Hort „Am Schulplatz 1“, die auch selbst an der Kinderuni beteiligt sind. Mit ihrem Erzieher, dem Lehramtsstudenten Johannes Müller, haben sie ein eigens für die Kinderuni komponiertes Lied einstudiert und im Tonstudio der Universität eingesungen. Für die Mädchen und Jungen eine spannende neue Erfahrung. „Sie haben auch schon als Chor auf dem Weihnachtsmarkt am Belvedere gesungen. Das Tonstudio war dann aber eine ganz andere Herausforderung. Es hat ihnen richtig Spaß gemacht“, so Hortleiterin Horn-Husche.
Komponiert hat das Lied Tobias Wilke, der an der Universität Potsdam studiert und das Musiktheater Giocoso leitet. Da coronabedingt derzeit nicht geprobt werden kann, war die Vertonung des Liedes eine willkommene Abwechslung. „Ich hatte verschiedene Melodien komponiert und Kommilitonen vorgespielt und dann die eingängigste verwendet“, sagt Wilke. Auch für ihn war die Zusammenarbeit mit den Kindern neu. „Natürlich war am Anfang alles ungewohnt: Die Musik kam aus dem Kopfhörer und sie sollten dazu singen. Doch schon nach kurzer Zeit waren sie drin. Dank ihrer Beteiligung ist das Lied erst richtig fetzig geworden“, so der Lehramtsstudent, der selbst auch eine Strophe des Liedes eingesungen hat.
Sobald die Pandemie es zulässt, werden die Kinder das Lied in ihrem Hort live singen können. Dann nämlich will Claudia Horn-Husche ihre von der LSB SportService gGmbH betriebene Einrichtung für die Veranstaltungsreihe „Kinder-Uni unterwegs“ öffnen, in der die Forschenden vor Ort ihre Vorlesungen halten werden. „Ich freue mich über die enge Kooperation mit der Universität Potsdam. Dass wir die Auftaktveranstaltung der, Kinder-Uni unterwegs‘ ausrichten können, passt sehr gut zu uns“, meint die Hortleiterin. „Schließlich arbeiten wir nach einem gesundheits- und bewegungsfördernden Konzept, das ursprünglich einmal an der Universität Potsdam entwickelt wurde.“
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