Herr Reschke, seit Anfang März hat uns die Corona-Pandemie fest im Griff. Wie erleben Sie diese außergewöhnliche, herausfordernde Zeit?
Am Anfang war ich sehr beunruhigt. Die Geschwindigkeit der Ereignisse hatte schon etwas Apokalyptisches an sich. Die Einschränkungen empfand ich als gerechtfertigt und waren daher einfach zu akzeptieren.
Haben die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus Sie stark eingeschränkt oder sogar Freiräume geschaffen, sich etwa auf Ihr Studium oder andere Dinge zu konzentrieren?
Weil die Wege zur Uni und zur Arbeit wegfielen, hatte ich tatsächlich am Tag ein bis zwei Stunden mehr Freizeit. Dadurch konnte ich einen „gesünderen“ Schlafrhythmus entwickeln. Statt der mir wichtigen sportlichen Aktivitäten im Verein und Fitnessstudio habe ich dann Heimersatzsport getrieben. Yoga und Heimworkouts machen aber auf jeden Fall deutlich weniger Spaß als Judotraining im Verein.
Worunter haben Sie am meisten gelitten?
Unter der Kontaktsperre. Das man zeitweise nur selten Freunde treffen durfte, war sehr schmerzhaft. Außerdem sind die Besuche bei meinen Großeltern selten geworden, weil wir hier sicher gehen wollten. Gelitten habe ich auch unter der Schließung von Sportvereinen und Fitnessstudios.
Was war unverhofft gut?
Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass Homeoffice keinen Spaß macht, aber funktioniert.
Sie studieren IT Systems Engineering an der Digital Engineering Fakultät. Wie haben Sie die überwiegende Schließung der Universität Potsdam im März/April wahrgenommen?
Ich habe davon wenig mitbekommen. Meine letzte Klausur war Ende Februar und das neue Semester begann verzögert erst Ende April. Was nicht stattfand, waren die Klausureinsichtstermine.
Womit haben Sie diese Zeit verbracht?
Ich bin in der Softwareentwicklung tätig und habe gearbeitet.
Wie erleben Sie das erste digitale Semester an der Uni Potsdam. Ist es für Sie eine große Umstellung?
Nein, ist es nicht. Das HPI ist sehr weich gefallen. Es gab schon vorher viele Vorlesungen in Teletask, mit einem Webplayer, der das Playback in erhöhter Geschwindigkeit ermöglicht. Im jetzigen Sommersemester habe ich nur Projekte belegt, keine Vorlesungen. Dies hatte ich so bereits vor der Pandemie für mich beschlossen. Was zurzeit fehlt, ist die direkte Zusammenarbeit im Projektraum am HPI. Stattdessen machen wir eben Konferenzschaltungen. Das ist nicht das Gleiche, aber auch machbar und nicht weiter schmerzhaft.
Wie fällt Ihr Fazit zur Online-Lehre aus?
Ich habe bisher nichts Negatives von anderen Kommilitonen an meiner Fakultät gehört. Persönlich erlebe ich die Online-Lehre nicht als Einschränkung. Insofern kann ich als Fazit sagen, dass es sehr gut funktioniert.
Sollte das nächste Semester wieder großteils normal verlaufen – was würden Sie gern aus diesem Semester dorthin mitnehmen?
Ich würde mich freuen, wenn in Zukunft alle Vorlesungen auf Video aufgezeichnet und anschließend den Studenten zum Download bereitgestellt werden.
Und was auf keinen Fall?
Nichts, da mein Studium auch im Online-Semester sehr gut funktioniert.
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