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Ehrenamt aus Leidenschaft – Maimouna Ouattara setzt sich für die Belange von ausländischen Studierenden ein

Maimouna Ouattara | Foto: Deutschlandradio
Photo : Deutschlandradio
Maimouna Ouattara
Als Maimouna Ouattara vor 16 Jahren von der Elfenbeinküste nach Deutschland kam, hatte sie viele Fragen. Alles war neu und ungewohnt. Heute betreut und berät sie beim Bundesverband ausländischer Studierender (BAS) selbst Studierende, die mit ganz ähnlichen Fragen zu ihr kommen, wie sie sie damals hatte: Wie kann ich mein Studium finanzieren? Wie finde ich eine Wohnung? Wie sieht der Alltag in Deutschland aus und wie finde ich Kontakt zu anderen Studierenden?

Maimouna Ouattara kann sich noch gut erinnern, wie es am Anfang war, als sie nach Deutschland kam, um an der Universität Potsdam Politikwissenschaften sowie Französische und Spanische Philologie zu studieren. In Berlin lebt ihre Schwester – der Familienanschluss tat ihr gut. „Ich war nicht alleine und kam ganz gut klar, aber vor allem der Studienalltag war anfangs schwer“, erzählt sie. „Ich dachte oft, ich bin die Einzige, die in den Seminaren und Vorlesungen nichts versteht.“ Aber ihre deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen beruhigten sie: „Sie sagten: ‚Du bist nicht die Einzige, wir verstehen auch nichts.‘“

Ouattara kämpfte sich durch, schloss ihr Studium schließlich erfolgreich ab. „Neben dem Studium habe ich immer gearbeitet“, erzählt sie. Sie kellnerte, arbeitete als Reinigungskraft oder im Museum als Hostess. Für ausländische Studierende ist es wichtig, sich selbst zu finanzieren. Denn nur mit einem ausreichenden Einkommen, das sich nach der Höhe des BAföG-Satzes richtet, erhalten sie die notwendige Aufenthaltserlaubnis. Was das für den Alltag und das Studium bedeutet, kann Ouattara aus eigener Erfahrung nachempfinden. Einige schaffen es nicht und müssen das Land verlassen.

Neben dem Studium und der Arbeit nahm sich Maimouna Ouattara immer auch Zeit für soziales und politisches Engagement. Über den AStA der Uni Potsdam lernte sie den Bundesverband ausländischer Studierender kennen und beschloss, dort selbst aktiv zu werden. Gegründet 2002 als Interessenvertretung, engagiert sich der Verband seither vor allem für die Integration und Teilhabe von Studierenden aus aller Welt. 2012 wurde Ouattara in den Vorstand des Verbandes gewählt. Sie weiß, wie wichtig es gerade für Studierende aus dem Ausland ist, gut informiert zu sein.

„Eine unserer vielen Aufgaben ist es, die Ansprechpartnerinnen und -partner der Studierenden zu schulen und weiterzubilden“, erklärt die 36-Jährige. Wer mit einem konkreten Problem kommt, wird telefonisch oder per E-Mail beraten. Häufig seien es Fragen zum Aufenthaltsrecht, zum Visum oder zu notwendigen Dokumenten für die Ausländerbehörde. Manchmal geht es aber auch um Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung und die Frage, wo man sich dazu Hilfe holen kann. „Rassismus gibt es im Alltag, aber auch an den Hochschulen“, weiß Ouattara. „Darüber zu sprechen, ist jedoch nicht so einfach.“ Aktuell ist auch die Wohnungssuche immer wieder Thema. Der Markt ist angespannt. „Die deutschen Studierenden finden auch keine Wohnung, aber ausländische Studierende werden häufig bei der Wohnungssuche zusätzlich diskriminiert“, weiß Ouattara. Jüngst kämpfte sie mit ihren Verbandskollegen gegen die Einführung von Studiengebühren für ausländische Studierende in Nordrhein-Westfalen. Mit Erfolg, die Pläne sind vom Tisch.

Der Verband kann auch an anderen Stellen oft weiterhelfen. Mit ganz konkreten Ansprechpartnern für bestimmte Probleme und dank eines umfangreichen Netzwerks. Wir wichtig gerade Netzwerke sind, kann Ouattara aus eigener Erfahrung berichten. Nach dem Studium habe ihr ein solches für den beruflichen Einstieg gefehlt. „Man muss sich schon während des Studiums Gedanken machen, wo man hin möchte, und die entsprechenden Kontakte knüpfen.“ Den Studierenden rät sie deshalb, sich frühzeitig nach einer Arbeit auf ihrem Fachgebiet – zum Beispiel als studentische Hilfskraft – umzusehen. Für ausländische Studierende, die auch nach ihrer Ausbildung in Deutschland bleiben möchten, sind die Regeln streng. 18 Monate nach dem Studium müssen sie ein festes Einkommen nachweisen, das den Lebensunterhalt sichert. Ansonsten erlischt das Visum.

Maimouna Ouattara ist diesen Weg gegangen, obwohl es ursprünglich anders geplant war. „Nach dem Studium wollte ich eigentlich wieder zurück“, sagt sie. Es kam anders. 2013 schloss sie ihr Studium ab und begann danach eine Promotion am Institut für Romanistik in Potsdam. Sie analysiert Wahlkampfplakate aus dem Jahr 2010, als in der Elfenbeinküste ein neuer Präsident gewählt wurde. „Ich bin immer noch nicht soweit, wie ich es gerne hätte“, sagt sie. Aber der Tag hat nun einmal nur 24 Stunden. Um ihre Promotion kümmert sie sich nach ihrem Vollzeitjob als Projektkoordinatorin bei moveGLOBAL e.V., einem Dachverband für Migrantenorganisationen. Und auch das Ehrenamt beim BAS und in weiteren Vereinen kostet Zeit. Globale Zusammenhänge und Gerechtigkeit, Migration, Flüchtlings- und Entwicklungsarbeit – das sind die Themen, für die sie sich leidenschaftlich interessiert.
Zugunsten ihrer Dissertation bei der Linguistin Prof. Dr. Gerda Haßler wird sich Maimouna Ouattara in der nächsten Zeit allerdings ein wenig von ihren Ehrenämtern zurücknehmen. Zumindest, bis sie ihre Promotion Ende 2020 abgeschlossen hat. „Das Thema ausländische Studierende wird mich aber auf jeden Fall weiter beschäftigen“, betont sie. „Das ist einfach ein ganz wichtiges Feld.“

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2020 „Bioökonomie“.