Herr Dr. Prickett, wie startet das Zessko in dieses besondere Sommersemester? Stehen inzwischen alle Lehrangebote online zur Verfügung?
Wir planen mit annähernd demselben Lehrangebot wie vor Inkrafttreten des Präsenznotbetriebes. Die meisten Kurse und Seminare des Zessko waren bislang zwar Präsenzveranstaltungen, hatten jedoch immer schon einen hohen E-Learning-Anteil für Aufgaben und zum Selbstlernen. Die Lehrenden verfügen deshalb über viel Erfahrung und sind mit den verschiedenen Funktionen und Tools in Moodle vertraut. Die Umstellung auf Online-Lehre ist dennoch eine große Herausforderung, die dank des großen Engagements der Lehrenden und der Wissenschaftlichen Hilfskräfte, der Mediothekarinnen und Sekretärinnen, der Beschäftigten in IT und Verwaltung bewältigt wird. Zurzeit findet ein reger Austausch unter den Lehrenden statt – auch bereichsübergreifend.
Womit hatte das Zessko besonders zu kämpfen?
Bei der schnellen Umstellung von Präsenz- auf Online-Lehre gab es viele Fragen zu möglichen Lehrszenarien und Prüfungsformaten zu klären, auch in rechtlicher Hinsicht. Einmal mehr habe ich den wöchentlichen Austausch in der Runde der Studiendekane schätzen gelernt. Es ist ein Forum, in dem solche Fragen zentral und schnell geklärt werden. Sehr hilfreich ist, dass vor Semesterbeginn für Zoom die Campuslizenz erworben werden konnte.
Ohne Präsenzveranstaltungen ist es auch schwierig, regelmäßigen Kontakt zu den Studierenden zu halten: Besonders für Studierende aus dem Ausland sind die sprachpraktischen Lehrveranstaltungen und Fachmodule des Zessko wichtige Orte des Austausches.
Und vor welchen Herausforderungen stehen die Studierenden?
Die Frage ist, ob alle Studierenden über die notwendige technische Ausstattung verfügen, um an den Online-Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Und sind sie wirklich „digitally literate“, oder benötigen sie hier die besondere Unterstützung der Lehrkräfte? Auch der Leistungsdruck wegen bevorstehender Prüfungen ist hoch. Studierende aus dem Ausland müssen die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH) bestehen. Andere Studierende wollen und müssen Module abschließen, um in ihrem Studium weiterzukommen. Das erfordert ein besonders Zeitmanagement in den ungewohnten Lernszenarien.
Wie läuft die Vorbereitung auf die DSH?
Das geht nur mit der nötigen Technik. Wer über einen Computer mit Monitor, Mikrofon und Kamera, Zugang zu Drucker und Internet verfügt, kann unser digitales Angebot nutzen, das sich auf den Stundenplan des Präsenzunterrichts bezieht und auch den direkten Kontakt mit den Lehrenden ermöglicht. Es wird vor allem mithilfe der Lehr- und Lernplattform Moodle realisiert.
Und finden die vom Land Brandenburg geförderten Deutsch-Intensivsprachkurse für Geflüchtete online statt?
Ja, die sprachpraktischen Lehrveranstaltungen im Refugee Teachers Program werden weiterhin von den verantwortlichen Lehrkräften hervorragend betreut.
Das Zessko hat zahlreiche Selbstlernangebote, u. a. zum Vortragscoaching. Können diese ebenfalls online abgesichert werden? Wo gibt es Grenzen?
Das Vortragscoaching läuft in etwas veränderter Form. Unsere Beratungstermine finden bis auf Weiteres online statt. Wir arbeiten außerdem daran, einige unserer Workshops in Online-Formate zu übertragen. Andere wurden auf Juni und Juli verschoben – in der Hoffnung, dass zu diesem Zeitpunkt wieder Präsenzveranstaltungen möglich sein werden.
Derzeit schreiben viele Studierende an Haus- und Abschlussarbeiten. Bislang konnten sie zur Unterstützung die Schreibwerkstatt nutzen. Kann das Zessko die Angebote der Schreibberatung aufrechterhalten?
Die Schreibberatung für deutsche und englische Texte werden vorerst via Skype, per Telefon oder Mail durchgeführt. Auch wird es semesterbegleitend wieder eine Schreibwerkstatt geben. Aufgrund der aktuellen Situation beginnt dieser Kurs am 23. April 2020 und wird wöchentlich donnerstags von 16 bis 18 Uhr online durchgeführt. Die Teilnehmenden werden nach Einschreibung umgehend über den veränderten Ablauf informiert. Wichtig ist, sich mit Campus.UP vertraut zu machen. Voraussichtlich wird auch Zoom genutzt. In acht Terminen werden alle fünf Stufen eines Schreibprozesses erklommen, denn am Ende soll eine abgabereife Hausarbeit stehen. Es werden Methoden vorgestellt, ausprobiert und diskutiert sowie Arbeitsziele zum individuellen Weiterarbeiten definiert. Um den Arbeitsfortschritt zu dokumentieren und auch den Austausch innerhalb der Gruppe bzw. zwischen Feedbackpartnern über die Treffen hinaus zu fördern, arbeiten wir mit Campus.UP.
Wie werden in diesem besonderen Sommersemester die Sprachprüfungen abgenommen?
Das Wissenschaftsministerium hat mündliche videobasierte Prüfungen vorübergehend bewilligt: Somit dürfen mündliche Prüfungen online absolviert werden. Auch Moodle bietet viele Möglichkeiten, Prüfungen online durchzuführen.
Für die UNIcert®-Zertifikatsprüfungen gilt das hingegen nicht. Sie können in diesem Sommersemester nur erfolgen, wenn die zugehörigen Lehrveranstaltungen ab 15. Juni bis zum Ende des Vorlesungszeitraums wieder durchgängig im Präsenzbetrieb laufen. Sollten sie nur im Online-Format stattfinden können, wird die Zertifikatsprüfung im August oder September als Präsenzprüfungen angesetzt, sofern dies möglich ist. Eine Verschiebung in das Wintersemester ist nicht möglich. Studierende, die für eine Bewerbung zu einem Masterstudiengang ein UNIcert®-Zertifikat vorlegen möchten, sollten sich rechtzeitig in der Zulassungsordnung bzw. beim zuständigen Prüfungsausschuss des Wunschstudiengangs über die Anerkennung weiterer Zertifikate informieren. Über coronabedingte Anpassungen bei der Masterbewerbung wird regelmäßig auf den Internetseiten zur Masterbewerbung bzw. bei Corona und Studium und Lehre informiert.
Wie steht es um das Kursangebot zu den Schlüsselkompetenzen? Was wird sich im Bereich Studiumplus ändern?
Zur Interkulturalität gibt es semesterbegleitende Kurse via E-Learning, synchron und mit Lehrmaterialien und Aufgaben im Moodle. Die Blockseminare werden zu einem späteren Zeitpunkt im Semester durchgeführt. Auch die Lehre für den Erwerb des Zertifikats für interdisziplinäre Geschlechterstudien und die Ausbildung von Tutorinnen und Tutoren finden online statt. Derzeit werden standardisierte Lehrmaterialien für die Selbstreflexion und Planung vorbereitet, die die Tutorien unterstützen sollen. Außerdem ist geplant, noch vor dem Beginn des Wintersemesters Präsenzveranstaltungen in Form der Blockseminare anzubieten.
Und wie arbeiten die studentischen Projekte in Zeiten der Krise?
Die Studierenden haben die Initiative ergriffen und zum größten Teil Online-Lösungen gefunden. Das Pangea-Projekt, das den Austausch zwischen Menschen mit und ohne Fluchthintergrund fördert, hilft ab sofort online bei Hausaufgaben und organisiert digitale Kommunikationstreffen. Auch der Debattierklub führt bereits Online-Debatten durch, bereitet sich auf ein Turnier vor und nimmt neue Studierende auf. Weitere Angebote wie „Antirassismus in der Praxis- ein Reflexionsprojekt“, „Das Spiel der Könige / Der König der Spiele“, „Franz Rosenzweig und die Kunst der Weltdarstellung“, der „Polnische Filmclub“ und „Sacred Space II – Raum des Seins“ finden im E-Learning statt. Fest steht, dass für das Wintersemester wieder neue Projekte ausgeschrieben werden. Wer einen Antrag stellen möchte, den unterstützen wir mit einem Webinar zum Projektmanagement.
„Sanssouci avec Shakespeare“, das Integrationstheater für Vielfalt und Toleranz, kann derzeit leider nicht auftreten. Wir hoffen aber, dass es seine aktuelle Inszenierung von Brechts „Leben des Galilei“ bald noch einmal zeigen kann.
Weitere Informationen zum Semesterstart:https://www.uni-potsdam.de/de/zessko/service/nachrichten-archiv/semesterstart-online
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