Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), deren stellvertretende Vorsitzende Prof. Dr. Katharina Hölzle von der Universität Potsdam ist, hat heute ihr aktuelles Jahresgutachten an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben. Die EFI leistet wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt regelmäßig Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor.
Auf der Basis neuester wissenschaftlicher Untersuchungen bewertet die EFI die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandortes Deutschlands. Außerdem enthält das Gutachten stets Optimierungsvorschläge für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik. Im Fokus des diesjährigen Gutachtens stehen Analysen und Maßnahmenvorschläge zur Cybersicherheit, dem Wissens- und Technologietransfer zwischen Deutschland und China sowie der aktuellen Innovationsleistung Ostdeutschlands.
Die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung bieten den Gutachtern zufolge neue Angriffspunkte auf innovative Unternehmen. Innovative Unternehmen seien von Gefahren durch Cyberangriffe direkt betroffen und es ergäben sich aus Cyberangriffen mittelbar negative Auswirkungen auf das wirtschaftliche Wachstum Deutschlands. Die Cybersicherheit sei selbst wiederum Gegenstand von Innovation und trage mit ihren Produkten und Dienstleistungen zum wirtschaftlichen Wachstum und Wohlstand Deutschlands bei. Allerdings liege die Rate der Patentanmeldungen im Bereich Cybersecurity deutlich hinter den USA sowie Japan und China. Um den Mangel an Fachleuten mit Cybersicherheitskompetenz, der eine Steigerung von Cybersicherheit erschwert, zu verringern, empfiehlt die Kommission ein Maßnahmenbündel für deren Ausbildung.
Auch zum Wissens- und Technologietransfer zwischen Deutschland und China nimmt das Jahresgutachten Stellung. So merkten die Expertinnen und Experten an, dass der Umfang deutscher Direktinvestitionen in China elfmal so hoch sei wie der von chinesischen Investitionen in Deutschland. Zugleich gebe es immer noch Beschränkungen für deutsche Direktinvestitionen in China und auch die Wissenschaftskooperationen stellten für deutsche Forschende eine Herausforderung dar. Die Expertenkommission empfiehlt der Bundesregierung deshalb, sich nachdrücklich für gleiche Wettbewerbsbedingungen bei Direktinvestitionen für deutsche und chinesische Unternehmen einzusetzen sowie eine zentrale Kompetenzstelle zur Beratung deutscher Wissenschaftler einzurichten.
Anlässlich des 30. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung nimmt das Gutachten zudem die aktuellen Innovationsleistungen Ostdeutschlands und ihre Entwicklungen über die letzten Jahre in den Blick – auch im Vergleich zu denen Westdeutschlands. Dabei stellte die Kommission fest, dass ost- und westdeutsche Unternehmen weitgehend auf Augenhöhe seien, wenn man Unternehmen mit ähnlichen Strukturmerkmalen vergleiche. Die Expertinnen und Experten befürworten deshalb die Abkehr von einer besonderen Forschungs- und Innovationsförderung ostdeutscher Unternehmen und empfehlen stattdessen die Förderung exzellenter Innovationsprojekte sowie strukturschwacher Regionen in Ost- und in Westdeutschland gleichermaßen. Der Anteil an innovationsaktiven Unternehmen solle erhöht und Unternehmen sollen bei der Markteinführung von Innovationen unterstützt werden. Zudem gelte es, weiterhin verstärkt Anreize für überregionale und internationale Kooperationen zu setzen.
Kontakt: Prof. Dr. Katharina Hölzle, Digital Engineering Fakultät, Professur für IT-Entrepreneurship
E-Mail:katharina.hoelzleuuni-potsdampde
Text: Magda Pchalek/Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI)
Online gestellt: Sabine Schwarz
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