Unter der Leitung von Prof. Dr. Eva Kimminich findet die» Semiotische Woche« vom 3. bis zum 7. Februar 2020 im Bildungsforum und Filmmuseum Potsdam statt. Kimminich hat den neuen und preisgekrönten Studiengang »Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik« an der Universität Potsdam ins Leben gerufen. Er gilt durch seine kultursemiotische und praxisorientierte Ausrichtung als einzigartig in Deutschland. Bei der Veranstaltungswoche handelt es sich um die Auftaktveranstaltung des neu gegründeten »Zentrums für Kultursemiotik«, welches als Scharnier zwischen Studierendenschaft und Gesellschaft fungieren soll. Die »Semiotische Woche« dient somit auch der Vernetzung und des Austauschs zwischen den Studierenden der Universität Potsdam und potentiellen Arbeitgebern aus Wirtschaft und Kultur.
Doch was ist Kultursemiotik überhaupt? Ein Kleeblatt ist eine Pflanze. Sicherlich. Gleichzeitig bedeutet diese Pflanze für uns etwas. Sie ist ein Glücksbringer. Das Kleeblatt wird zu einem Zeichen – einem Symbol, welches für etwas anderes steht. Mit diesem Phänomen beschäftigt sich die Kultursemiotik: den Zeichensystemen in der Gesellschaft. Das, was wir mit dem Kleeblatt machen, machen wir eigentlich andauernd. Wir bewegen uns in einer Welt voller Zeichen. Gleichzeitig ist unser Verhalten geprägt von den uns umgebenden Zeichen. Das betrifft auch unsere Kleidung: Wenn wir zum Beispiel überlegen, dieses Kleid oder jenes Hemd nicht zu einem Bewerbungsgespräch eher nicht anzuziehen. Oder wenn der Kleidungsstil eines Unbekannten sympathisch auf uns wirkt.
Bei dem Zeichen in der Kultursemiotik handelt es sich also nicht nur um ein sprachliches Zeichen, einen Buchstaben oder eine Zahl, sondern auch mitunter um Gesten, Mahlzeiten oder eben Kleidungsstücke. Ob wir eine Currywurst essen oder Austern bevorzugen: Es wird von anderen Menschen gedeutet und prägt unser Selbstverständnis. Bereits der deutsche Philosoph Ernst Cassirer (1874–1945) sprach vom Menschen als »Animal Symbolicum«: Menschen leben und denken nicht nur in einem symbolischen Universum, sondern sie bringen ebenso Symbole hervor. Sei es das Kleeblatt als Glücksbringer oder der Verzehr von Austern als Zeichen von Wohlstand und Feinschmeckertum.
Die »Semiotische Woche« widmet sich den Zeichensystemen in unserer Gesellschaft. Wie können Werbestrategien der Produktinszenierung dafür eingesetzt werden, Anstöße für eine gesündere Lebensweise zu geben? Wie werden durch Comics, Hollywood-Blockbuster oder TV-Formate wie »Germany’s Next Topmodel« Stereotype konstruiert, verstetigt, variiert oder gar dekonstruiert? Wie lässt sich mit der Vielfalt an Wirklichkeitsdarstellungen umgehen? Und spätestens seit dem postfaktischen Trump-Zeitalter ist wichtig: Wie lassen sich „Fake News“, also falsche Tatsachen, noch von Fakten unterscheiden?
In Workshops, Diskussionsrunden und Vorträgen begeben sich Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf die Suche nach möglichen Antworten auf diese und weitere Fragen. Alle Veranstaltungen der »Semiotischen Woche« sind kostenlos und stehen für Interessierte offen. Das Programm kann unter https://www.uni-potsdam.de/de/kultursemiotik/semiotische-woche/programmuebersicht.html eingesehen werden.
Die Wissenschaftlerin
Prof. Dr. Eva Kimminich hat die Professur für Kulturen romanischer Länder der Universität Potsdam inne. Sie ist Begründerin der Sektion für Jugend- und Subkulturen der »Deutschen Gesellschaft für Semiotik« und rief den preisgekrönten und in Deutschland einzigartigen Studiengang »Angewandte Kulturwissenschaften und Kultursemiotik« ins Leben. Sie ist die Veranstalterin der »Semiotischen Woche«, die vom 3. bis zum 7. Februar 2020 im Bildungsforum und Filmmuseum Potsdam stattfindet.
Dieser Artikel beruht auf einem Interview, das der Autor Pascal Rudolph mit Prof. Dr. Eva Kimminich geführt hat. Der Text ist entstanden im Rahmen des Seminars „Journalistisches Schreiben“ des Career Service der Universität.
Text: Pascal Rudolph
Online gestellt: Matthias Zimmermann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde