John Ndege hat uns erneut nach Kilimani in den botanischen Garten geladen, um Bäume zu pflanzen und mit den Gärtnerinnen und Gärtnern den Fortschritt im Garten zu feiern. Es sind fast noch mehr Menschen vor Ort als am Samstag und wir werden wieder sehr herzlich mit Handshake und Umarmung begrüßt.
Bevor es ans pflanzen geht, stellt John die Bäume und Sträucher, die er ausgesucht hat vor. Er erzählt z.B., dass die giftigen Blätter eines Strauches früher verwendet wurden, um wilde Hunderotten zu dezimieren. Andere Arten sind auf Sansibar heimisch, gefährdet oder dienen als Heilpflanzen. Die zahlreichen Gäste lauschen interessiert und es wird deutlich, dass die Auswahl der Pflanzen gezielt dazu dient, die Nutzerinnen und Nutzer, aber perspektivisch auch die Besucher fundiert über die Bedeutung und Nutzungsmöglichkeiten zu informieren. Unterstützt von vielen fleißigen Händen machen wir uns dann daran, die Pflanzen in die Erde zu bekommen, wobei die Gärtner freundlicherweise schon die Löcher ausgehoben haben. Zu jeder Pflanzung holt jemand frische Erde sowie Gießkannen mit Wasser und wir verteilen Mahdgut um den Stamm herum, um die Verdunstung zu reduzieren. Alles wird mit Handy oder Kamera dokumentiert, alle wollen mit aufs Foto und wir notieren viele Mailadressen, um die Aufnahmen später auszutauschen.
Nachdem wir gut ein Dutzend Bäume gepflanzt haben, gehen wir zum Unterstand und Treffpunkt. Dort erwartet uns der Koch, der mit Zutaten aus dem Garten – hauptsächlich Wasserspinat – eine Mahlzeit gekocht hat und das Rezept und die Zubereitung erläutert. Die Idee dahinter ist, eine Sammlung von Rezepten mit typischen Gemüsesorten und Kräutern zusammenzustellen, damit die Familien, die Zeit im Garten verbringen, die „richtigen“ Zutaten ernten und zubereiten bzw. auch im eigenen Garten anbauen.
Dann wird es richtig aufregend: Zwei junge Männer klettern auf die Kokospalmen, um Kokosnüsse für uns herunterzuholen. Dazu wickeln sie sich Streifen alter Plastiksäcke um die Füße und erklimmen so – ohne Sicherung – mit Händen und Füßen die Palmen, die durchaus 20 Meter hoch sind. Die Umstehenden sorgen mit Rufen und Handzeichen dafür, dass wir nicht in den Bereichen stehen, wo die Kokosnüsse von oben heruntergeworfen werden. Mr Mzee erläutert uns, dass nicht jeder einfach so auf die Palmen klettern kann und darf, sondern dass dies nur geübte und erfahrene Männer machen und so ihre eigenen Kokospalmen ernten. Als die Kletterer wieder am Boden sind, schneiden sie mit scharfen Messern die Kokosnüsse zurecht und öffnen sie, sodass wir die frische Kokosmilch trinken können. Und dann schnitzten sie aus der Schale der Kokosnüsse einfache Löffel, mit denen wir das weiße Fleisch abschaben und essen. Köstlich!
Anschließend müssen wir schon wieder weiter, da wir noch mit dem Lord Mayor, dem Bürgermeister, verabredet sind. Auch er begrüßt uns herzlich und freut sich, einige von uns wiederzusehen. Er erinnert sich an seinen letzten Besuch in Potsdam, bei dem er ein Fußballspiel im Karl-Liebknecht-Stadion verfolgt hat, und wünscht sich, dass die guten Kontakte zwischen beiden Städte weiter gepflegt werden. Seinen Vorschlag, eine „Sansibarwoche“ in Potsdam zu initiieren, nehmen wir mit nach Hause.
Der nächste Termin ist ein Besuch im Museum of Natural History, wo wir uns die – teilweise recht traurige – Sammlung anschauen und mit der sehr engagierten Museumsleiterin diskutieren, welche Möglichkeiten es gibt, die Sammlung und insbesondere das hier geführte Herbarium zu bewahren, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Spontan laufen wir hinüber ins zuständige Ministerium für Kultur und Tourismus. Der anwesende Staatssekretär begrüßt uns zwar kurz, hat aber dann doch keine Zeit, unser Anliegen anzuhören.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier: https://www.uni-potsdam.de/de/umwelt/forschung/ag-landschaftsmanagement/forschungsprojekte/nakopa.html
Text: Dr. Torsten Lipp
Online gestellt: Matthias Zimmermann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde