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Unterwegs in Sansibar – Tag 2: Seife aus Seegras

Potsdamer Wissenschaftler auf Forschungsreise in Ostafrika

Demonstration des Seaweedanbaus. Foto: Dr. Torsten Lipp.
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Demonstration des Seaweedanbaus. Foto: Dr. Torsten Lipp.

Am heutigen Sonntag fahren wir an die Ostküste der Insel, um uns über das „Seaweed farming“ zu informieren. Begleitet werden wir von Abdulla Hamad von der State University of Zanzibar (SUZA). Abdulla hat in Kopenhagen studiert und spricht hervorragend Englisch. Unser Fahrer wiederum spricht nur Kishuaheli, die Alltagssprache hier auf Sansibar, die wir auch hören, wenn wir auf dem Markt oder auf der Straße unterwegs sind. Oft rufen uns die Menschen dann ein freundliches „Jambo“ zu. Wir passieren Stone Town, die Hauptstadt der Insel, auf breiten, aber oft mit Schlaglöchern gespickten Straßen, wo Autos, Busse, Taxis, Mopeds und Fahrräder scheinbar wild durcheinanderfahren. Weiter im Landesinneren werden die Straßen schmaler und nicht unbedingt besser, allerdings lässt der Verkehr bald nach. Die Fahrt über die Insel gibt einen intensiven Eindruck über die Herausforderungen, die sich hier stellen. Infolge des Bevölkerungswachstums von rund drei Prozent pro Jahr werden zunehmend naturnahe und bewaldetet Flächen für Siedlung und Verkehr in Anspruch genommen, illegale Brunnen gebohrt und Abfall in der Landschaft entsorgt. Wir sehen Lagunen, die mit Plastik vermüllt sind, gerodete und fast devastierte Areale und zahlreiche im Bau befindliche Gebäude sowie viele, oft bunt gekleidete Menschen. Auch der zunehmende Tourismus macht sich bemerkbar, insbesondere an den Hotspots, wie z.B. dem Jozani Forest National Park, wo die endemischen Red Colobor Affen zu Hause sind und eine Attraktion für Besucher aus aller Welt darstellen. Wir passieren den Eingangsbereich des Schutzgebiets, wo Schilder warnen:„Red Colobos crossing!“ Wir bekommen allerdings keine Affen zu Gesicht.

Als wir die Ostküste, die dem indischen Ozean zugewandt ist, erreichen und aus unserem klimatisierten Großraumtaxi steigen, machen uns die Temperatur von über 30 °C und die Luftfeuchtigkeit von knapp 80 Prozent zu schaffen, vor allem, weil es absolut windstill ist. Wir entdecken zahlreiche Beach Hotels, Surf- und Kiteschulen sowie Restaurants, die sich nicht wesentlich von entsprechenden Stränden am Mittelmeer unterscheiden. Wir laufen durch enge Gassen zum Zanzibar Seaweed Center, wo die dicht am Strand „angebauten“ und geernteten Pflanzen – die botanisch eigentlich Algen sind – veredelt werden. Froh, dass wir uns in den Schatten setzen können und frisch gepressten Mangosaft bekommen, hören wir interessiert zu, wie das „Seaweed“ angebaut wird: Die Farmer spannen bei Ebbe Seile im flachen Wasser und befestigen daran die Algen, die hier natürlicherweise vorkommen, nachdem sie diese in kleinere Teile geteilt haben. Anschließend lassen sie diese maximal zwei Monate wachsen, ehe sie geerntet werden. Die eigentlichen Farmer sind die „Mamas“, die die Pflanzen versorgen und ernten. In der Kooperative des Zanzibar Seaweed Centers sind knapp 20 Frauen beschäftigt, die sich um den Anbau und die Ernte sowie die Veredelung kümmern. Das Hauptprodukt ist Seife, die aus getrocknetem und zerkleinertem Seaweed, Honig und Gewürzen hergestellt wird. Seaweed gilt als sehr hautverträglich und hilft, ihren Alterungsprozess zu verlangsamen. In der Kühlkammer, wo die fertig geformten Seifenblöcke getrocknet werden, sind die Temperaturen so angenehm, dass wir am liebsten dort bleiben würden. Zum Abschluss der Führung durch die Produktionshalle überreicht uns unser Guide einen leckeren Saft – auf Seaweed-Basis, der uns jung und gesund halten soll. Wir sind beeindruckt von der gut organisierten und grundsätzlich nachhaltigen Produktion, haben aber auch Verbesserungsvorschläge wie den Verzicht auf Plastikschnüre oder die Installation von Solarpaneelen für die Energieversorgung der Kühlkammer.

Während unsere Botaniker noch ins Feld gehen, um die heimische Vegetation zu erkunden, verbringen wir anderen die letzte Stunde des Tages am Strand und genießen den Blick auf den Ozean, wo einige Daus mit ihren dreieckigen Segeln unterwegs sind. Erst als die Sonne untergegangen ist und es schnell dunkel wird, fahren wir zurück und erreichen nach abenteuerlicher Fahrt unser Hotel. 

Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier: https://www.uni-potsdam.de/de/umwelt/forschung/ag-landschaftsmanagement/forschungsprojekte/nakopa.html

Text: Dr. Torsten Lipp 
Online gestellt: Matthias Zimmermann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde