Solarzellen bauen, Rotkohlsaft grün und blau färben, Flaschenteufel basteln, glitzernden Glibberschleim produzieren: Das alles und noch viel mehr ist Wissenschaft zum Anfassen. Selbst Krabbelkinder sind nicht zu jung, um die Welt zu entdecken. Das wissenschaftliche Mitmachmuseum Extavium im Zentrum Potsdams hat es sich deshalb auf die Fahnen geschrieben, große und kleine Besucher zum Forschen anzuregen.
Das Angebot des Extaviums ist breit und vielfältig: Experimentierkurse, Interaktive Ausstellung, persönliche Betreuung durch Fachpersonal. Seit 2006 haben 700.000 Besucher diese Offerten genutzt. Die Gäste loben immer wieder die Mischung aus angeleitetem Experimentieren und freiem Erkunden. Die Tutorinnen und Tutoren nehmen sich viel Zeit für die Kinder und erklären auch komplizierte Zusammenhänge altersgerecht. Spielerisch nähern sich die Kinder wissenschaftlichen Phänomenen und lernen Zusammenhänge zu erkennen. Sie frieren Schatten ein, sehen unsichtbares Licht, bauen Brücken, bringen Schokoküsse zum Platzen, errichten ein Labyrinth für Mäuse und fassen den Satz des Pythagoras an. „Die Kinder sind so schnell zu begeistern, lassen sich leicht an Wissenschaft und komplexes Denken heranführen, und sie experimentieren gerne“, sagt Anna Leetz vom Extavium. „Wir wollen mit ihnen ins Gespräch kommen und sie für unsere Themen sensibilisieren. Wir fragen beispielsweise die Besucher, wie viel Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre vorhanden ist.“ Die Antworten bewegen sich fast ausnahmslos zwischen 50 und 80 Prozent. In Wahrheit sind es jedoch nur 0,04 Prozent, also verschwindend wenig. Doch weil das Thema so brisant ist, entsteht eine falsche Wahrnehmung. Hier ist Aufklärung und Information immens wichtig. Ganz praktische Themen stehen damit im Zusammenhang, zum Beispiel das Nachdenken darüber, ob Auto oder lieber Fahrrad genutzt wird.
Die 15 Beschäftigten des Extaviums sind mit Herzblut bei der Sache und ständig auf der Suche nach neuen Ideen für Experimente und Kooperationspartnern. Mit Prof. Dr. Andreas Borowski von der Uni Potsdam hat Anna Leetz gerade über gemeinsame Projekte diskutiert. Der Professor für Didaktik der Physik zeigt sich sehr interessiert an der besonderen Art der Vermittlung von Wissenschaft im Extavium. Studierenden soll in Zukunft ermöglicht werden, an diesem außerschulischen Lernort ein Praktikum zu absolvieren. „Wie wir hier Lernen vermitteln, unterscheidet sich wesentlich von der Art und Weise, wie es in Schulen gehandhabt wird“, sagt Anna Leetz. Der Hochschullehrer und die Biologin sind sich einig, dass Wissen praktisch, individuell und kommunikativ vermittelt werden sollte – so, wie es im Extavium bereits geschieht. „Je praktischer die Studierenden das Vermitteln erleben, umso besser ist es für den Schulbetrieb, für die Stadt und das Land, in dem sie als Lehrerinnen und Lehrer dann eingesetzt werden“, ist sich Anna Leetz sicher. Die Mitarbeiter des Extaviums wollen den Studierenden in Zukunft auch Themen für Masterarbeiten anbieten.
Auch Mark Lawrence, wissenschaftlicher Direktor am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam und Honorarprofessor an der Universität Potsdam, findet das Konzept des Extaviums „super“. Er unterstützt das Anliegen, mithilfe einfachster Experimente aktuelle wissenschaftliche Fragestellungen zu erklären. Das IASS und die Uni arbeiten an der Entwicklung von Exponaten. Erstmals war das Extavium in diesem Jahr Ende September bei der Kinder-Uni an der Universität Potsdam dabei. An diesem Tag konnten Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen Hochschulluft schnuppern und in die Rolle von Studierenden schlüpfen. Die Kinder konnten selbst Trockeneisnebel herstellen und bunte Küchenchemie ausprobieren.
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal 2/2019.
Text: Dr. Barbara Eckardt
Online gestellt: Sabine Schwarz
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde