Skip to main content

Zehn Fragen für ein Buch – „HiN – Alexander von Humboldt im Netz“

Prof. Dr. Ottmar Ette und Dr. Tobias Kraft. Foto: Dr. Andreas Kennecke
Photo :
Prof. Dr. Ottmar Ette und Dr. Tobias Kraft. Foto: Dr. Andreas Kennecke

10 Fragen für ein Buch, gestellt an Ottmar Ette, Professor für Romanische Literaturwissenschaft (Spanisch/Französisch) und Initiator der Zeitschrift „HiN – Alexander von Humboldt im Netz“, und Dr. Tobias Kraft, der die Zeitschrift, die im Universitätsverlag erscheint, seit der vierten Ausgabe redaktionell betreut hat.

Was steht in Ihrem Buch – in drei Sätzen?

Kraft: Das Buch ist eigentlich ein Schuber, und der hat es in sich. Er enthält die ersten 35 Ausgaben der internationalen Fachzeitschrift „HiN – Alexander von Humboldt im Netz“. Rund 4.000 Seiten Humboldt-Forschung in Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch, 270 Beiträge, 132 Autorinnen und Autoren.

Hat Ihr Buch eine Geschichte? (Wie ist es entstanden: aus einer Tagung, einem Projekt, einer Dissertation?)

Kraft: HiN gibt es schon seit dem Jahr 2000. Die Zeitschrift ist entstanden infolge einer großen Ausstellung zum 200-jährigen Jubiläum von Humboldts amerikanischer Forschungsreise. Das ist jetzt 20 Jahre her. Und trotzdem fiel damals die mutige Entscheidung, eine wissenschaftliche Zeitschrift zu Alexander von Humboldt zu gründen, die ausschließlich digital erscheinen sollte. HiN stand für Open Access noch bevor der Begriff und die damit verbundenen Publikationswege im wissenschaftlichen Feld breit diskutiert wurden. Die leichte Verfügbarkeit der Texte machte HiN schnell zu einem in der internationalen Humboldt-Forschung weit verbreiteten und weltweit gelesenen Fachorgan. Im Laufe der Jahre gelang es, die Zeitschrift gestalterisch und technisch zu modernisieren. 2017 fingen wir an, über eine Schuber-Edition nachzudenken.

Warum ist Ihr Buch wie kein anderes?

Kraft: Weil HiN eigentlich nie als Druckerzeugnis geplant war. HiN ist die erste Open-Access-Zeitschrift, die sich modernisiert, indem sie auch im Druck erscheint. Wir glauben daran, dass es für beides ein Publikum und eine Leserschaft gibt.

Sie veröffentlichen im Universitätsverlag Potsdam – und damit open access. Warum?

Kraft: HiN ist eine gemeinsam von der Universität Potsdam und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene Publikation. Potsdam ist also die Heimat der Zeitschrift. Zudem, und das ist ganz wichtig, steht der Universitätsverlag Potsdam für das Prinzip hybrider Publikationen. Die Vorteile beider Vertriebsformen werden vereint: frei verfügbare, digitale und langzeitarchivierbare Ressourcen bereitstellen, das ist die eine Seite. Wer aber Wert legt auf einen hochwertigen Druck, der weiß, dass die konzentrierte und vertiefte Lektüre weiterhin am besten mit dem Buch gelingt, oder - wie hier - mit den Jahrgängen einer Schuber-Edition unserer Zeitschrift.

Wer sollte Ihr Buch lesen – und wann?

Kraft: Alle, die sich für Alexander von Humboldt begeistern können. Die gesammelten Ausgaben seit 2000 zeigen ein enorm vielseitiges Bild der internationalen Humboldt-Forschung und sind für sich genommen ein großartiger Einblick in die sich wandelnde Forschungslandschaft der letzten 20 Jahre.

Was lesen Sie selbst?

Ette: Eigentlich habe ich früher alles gelesen, was mir in die Finger kam. Dann kam eine Phase, in der sich alles auf die wissenschaftliche Arbeit konzentrierte: Und die war breit. Ich könnte nicht nur an einer einzigen Autorin oder einem einzigen Autor arbeiten, wie dies etwa in der englisch- oder französischsprachigen Welt weitverbreitet ist. Lesen heißt Leben, die Literaturen der Welt eröffnen Welten – und das tut Körper und Seele gut und bringt den Kopf immer wieder in Schwung!

Was hat Spaß gemacht beim „Buchmachen“ – und was eher nicht?

Ette: Bücher machen macht immer Spaß! Es ist eine Lust am Text! Und wie in jeder Lust, gibt es auch ein Element des Schmerzes, auch beim Büchermachen. Das ist die Seite des Akribischen, des Formalen. Aber dieser Schmerz ist sofort wieder weg und vergessen, sobald das Resultat in der Hand oder auf dem Tisch liegt. HiN in print: Das ist wirklich ein Traum, an den zu Beginn nicht zu denken war. Aber jetzt steht der Schuber da und bildet eine Art Enzyklopädie der Humboldt-Forschung, wunderschön und sinnlich-haptisch erfahrbar.

Auf einer Skala von 1 bis 10: wie gut ist Ihr Buch?

Ette: Das ist gar keine Frage: es ist so gut wie seine Autorinnen und Autoren, es ist so gut wie die Artikel, die sie verfasst haben. Und es sind mehr Autor*innen und Artikel als in jedem anderen Buch. Auf dieser Skala würde ich also ganz bewusst 11 wählen. Denn HiN ist auch eine Geschichte und ein Buch, die weitergehen, die Zukunft vorrätig halten.

Wenn Sie könnten: Würden Sie sich für das Buch einen Preis verleihen – und wenn ja, welchen?

Ette: Na, wenn es einen Preis für HiN gäbe, dann wäre dies ein Preis für ein gesamtes Team. Denn in HiN ist nicht der einzelne Autor, die einzelne Autorin, sondern das gesamte Team der Star. Ich würde also einen Preis für Teamwork, für die Zusammenarbeit zwischen Autor’innen, Redaktion, Herausgebern, vor allem den „Machern“ der Zeitschrift, ihrem Editorial Board, ihren vielen Menschen im Umfeld und vor allem auch im Universitätsverlag – im Grunde ist HiN weit größer als eine Radsportmannschaft. Und wir sind nicht gedopt.

Und nun noch 3 Sätze zu Ihnen …

Tobias Kraft und Ottmar Ette arbeiten seit der vierten Nummer der Zeitschrift zusammen. Sie haben in einer Zeit mit dieser Zusammenarbeit begonnen, in der außerhalb der Akademie von einer institutionalisierten Alexander von Humboldt-Forschung nicht die Rede war. Dann gab es an der Universität Potsdam gemeinsam mit der Staatsbibliothek in Berlin ein BMBF-Projekt zur Erforschung der Tagebücher und schließlich ein Langzeitvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu Humboldt. Unsere Zusammenarbeit hat also eine lange Geschichte, ging durch verschiedene Phasen und stellt immer neue Herausforderungen: Diese Geschichte ist einfach spannend – und offen.


„Zehn Fragen für ein Buch“ öffnet die Tür zum Potsdamer Universitätsverlag und stellt regelmäßig Neuerscheinungen vor. Sämtliche Ausgaben der Zeitschrift „Humboldt im Netz (HiN)“ sind hier online verfügbar – oder hier gedruckt einzeln und hier  gesammelt im Schuber als Buch zu bestellen.

Weitere Neuerscheinungen aus dem Universitätsverlag

* Den Autorinnen und Autoren steht es frei, welche der zehn gestellten Fragen sie beantworten wollen. Deshalb kann es passieren, dass letztlich nicht zehn Fragen und Antworten veröffentlicht werden.

Text: Matthias Zimmermann
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde