Sansibar – die Hauptstadt der gleichnamigen Insel vor der Küste Ostafrikas – ist seit 2017 durch eine Städtepartnerschaft mit Potsdam verbunden. Vor diesem Hintergrund unterstützt die brandenburgische Landeshauptstadt die Entwicklung der Infrastruktur in Sansibar. Dazu gehört auch die Wiederbelebung des örtlichen Botanischen Gartens, der über viele Jahre nicht bewirtschaftet wurde. Nun gibt es einen regen Austausch mit dem Pendant der Universität Potsdam. Der neue Kustos in Sansibar, John Otieno Ndege, ist derzeit in Potsdam zu Gast.
John Ndege hat große Pläne für Sansibars Botanischen Garten. Bis zum Sommer 2020 soll die brachliegende Fläche wieder instand gesetzt werden. Die Anlage an der Westküste der Insel wurde 1870 durch den britischen Konsul Sir John Kirk gegründet. Dieser hatte als Botaniker den Entdecker David Livingstone durch Ostafrika begleitet. Später verfiel der Garten aber nach und nach. Im Oktober 2018 begann der neu eingestellte Kustos John Ndege mit der Bestandsaufnahme. Mittlerweile hat er eine sehr genaue Vorstellung davon, wie der Garten aussehen soll. Mit der Unterstützung der Potsdamer Kollegen, vor allem durch Kustos Dr. Michael Burkart, erarbeitet er gerade einen detaillierten Aktionsplan, den er bei seiner Rückkehr in Sansibar präsentieren wird. Burkart selbst war im Rahmen der Städtepartnerschaft bereits dreimal auf der ostafrikanischen Insel.
Das fruchtbare Gelände des Gartens liegt direkt am Meer, durchschnitten von einer Straße, die entlang der Küste verläuft. Die größere Hälfte landeinwärts umfasst zwei Hektar. Ndege plant, die originale Baumbepflanzung aus der Zeit Queen Victorias wiederherzustellen. Über 180 Pflanzenarten aus dieser Zeit hat er bereits entdeckt. Ursprünglich sollte den Einheimischen hier der Gartenbau demonstriert werden. „Die Fläche ist ideal für einen Botanischen Garten, sogar in der Trockenzeit ist der Boden feucht und die Pflanzen bleiben grün.“ Der Garten soll die Vegetation Sansibars abbilden in Kombination mit exotischen Pflanzen aus aller Welt. Auf der Insel herrscht ein heiß-feuchtes Klima mit zwei Regenzeiten im Jahr. Etwa 1.000 Arten will Ndege pflanzen, vor allem Schatten gebende Bäume, Sträucher, Kräuter und Schlingpflanzen aber auch Früchte und Blumen. „Der Garten soll vielfältig werden, ich möchte dort auch die Struktur des heimischen Waldes imitieren.“
In Potsdam sucht er am Beispiel eines vollentwickelten Botanischen Gartens nach weiteren Anregungen für den Neuanfang in seiner Heimat. Vor allem die Kinderprogramme wie das „Klimafrühstück“ haben es ihm dabei angetan. Inspiriert durch das vielfältige Angebot plant er, praktisches Wissen zu vermitteln und die lokale Bevölkerung miteinzubeziehen. So wird er heimische Kräuter und Früchte anpflanzen, um deren kulinarische Nutzung zu vermitteln. Aus der Schlingpflanze Bungo beispielweise lässt sich ein schmackhafter Saft gewinnen, der an Orangensaft erinnert. „Die Einheimischen kennen die lokalen essbaren Pflanzen häufig nicht und geben viel Geld auf Märkten für eingeführtes Obst und Gemüse aus. Ich möchte, dass sie essen und schätzen, was in ihrer Umgebung wächst.“ In der Zukunft soll zudem der Verkauf von essbaren Pflanzen den Garten mitfinanzieren.
Bereits jetzt helfen rund 40 Freiwillige bei der Instandsetzung. Das ist nicht selbstverständlich, denn „in Afrika wurde Botanik lange belächelt und nicht als sinnvolle Tätigkeit wahrgenommen“. John Ndege motiviert seine Helfer, wo er nur kann. Er ist sich sicher, dass die Erfahrungen, die sie im Botanischen Garten sammeln, später dabei helfen werden, Arbeit als Gärtner auf den momentan aus dem Boden sprießenden Anwesen in Sansibar zu finden. Seine Begeisterung für dieses botanische Großprojekt ist ansteckend. In seiner Familie gibt es eine lange Tradition der Kräuterheilkunde, dank der er früh begann, sich für Pflanzen zu interessieren. Als Kustos des Botanischen Gartens kann er nun seine umfangreichen Kenntnisse weitergeben und für die Wichtigkeit botanischer Arbeit werben.
Text: Carolin Krafzik
Online gestellt: Carolin Krafzik
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