Mit der Premiere von TEDxUniPotsdam am 28. Januar im Filmmuseum Potsdam machte die weltweit stattfindende Vortragsreihe „TEDxTalks“ nun erstmals Station in der Landeshauptstadt. Die von elf Potsdamer Studierenden organisierte Veranstaltung lud unter dem Motto „Seeking Discomfort“ dazu ein, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich herausfordernden Fragen zu stellen. Wie gelingt die Loslösung von festen Arbeitsräumen und -zeiten? Mit welchen Mitteln kann ich für meine mentale Gesundheit sorgen? Wie kann man Menschen in Entwicklungsländern am effektivsten unterstützen? Was kann jeder Einzelne tun, um geflüchteten Frauen in Deutschland zu helfen, die von sexistischer und rassistischer Diskriminierung betroffen sind? Zu diesen und anderen Themen sprachen unter anderem ein Digital Health-Forscher, eine Journalistin und eine Menschenrechtsaktivistin.
Die Tickets für das erste TEDxUniPotsdam waren in weniger als einer Minute ausverkauft. Ein großer Teil des Publikums waren Studierende, von denen nicht wenige mit dem Online-Format TEDx schon vertraut waren und nun die Chance nutzten, einmal live dabei zu sein. Das ebenfalls aus Studierenden bestehende elfköpfige Organisationsteam hatte zusätzlich zum Vortragsprogramm vier „Stationen“ vorbereit, an denen Gäste aus ihrer Komfortzone gelockt werden sollten. So konnten u.a. auf dem „Board of Discomfort“, einer Tafel, kurze Geständnisse des Unbehagens festgehalten werden, z.B. „ich fürchte mir vor Spinnen“. An einem „Leckereien-Stand“ lagen frittierte Heuschrecken, Maden, Mehlwürmer und Grillen zur Verkostung bereit, was etliche Besucher Überwindung kostete.
Die Vorträge machten dem Motto des Abends alle Ehre und brachten unbequeme Themen auf die Bühne. So sprach Dietmar Roller, der Leiter des Vereins International Justice Mission, über das Phänomen der modernen Sklaverei. Es gebe gegenwärtig weltweit rund 40 Millionen Sklaven, die dem Sklavenhandel rund 150 Milliarden Dollar Gewinn pro Jahr bringen. Die Zuschauer mussten erfahren, dass für jeden Deutschen im Schnitt 60 Sklaven arbeiten. „Wir können uns von der Sklaverei nicht entkoppeln. Es ist die größte Tragödie unserer Zeit, wenn Menschen zur absoluten Ware werden“, so Roller.
Aber es gab auch Gutes zu vermelden: Die Menschen werden immer älter, viele heutige Jugendliche werden ihren 100. Geburtstag feiern. Statt des negativen Bildes einer überalternden Gesellschaft, das in den Medien häufig gezeichnet wird, warf Journalistin und Bestsellerautorin Margaret Heckel einen positiven Blick auf die steigende Lebenswartung. So hob sie den Wert der sogenannten „kristallinen Intelligenz“ älterer Menschen hervor, die aufgrund ihrer Lebenserfahrung zielgerichteter lernen und effizientere Lösungen finden könnten. Zudem achteten inzwischen schon junge Menschen häufiger auf eine ausgewogene Work-Life-Balance, die es ermöglicht, gesünder alt zu werden.
Die Schirmherrin der Veranstaltung, Katharina Hölzle, Professorin für Innovationsmanagement und Entrepreneurship an der Universität Potsdam, zeigte sich zufrieden mit der Premiere von TEDxUniPotsdam: „Es ist toll, dass gleich beim ersten Mal alles perfekt gelaufen ist. Das ist vor allem dem großen Team engagierter Freiwilliger zu verdanken, die TEDxUniPotsdam durch ihre positive Einstellung getragen haben. Dank gilt auch der technischen Unterstützung durch das Filmteam der Uni Potsdam und natürlich den Speakern, von denen ich heute Abend viele neue Anregungen bekommen habe.“
Einen Film des ZIM zum ersten TEDx-Event in Potsdam gibt es hier.
Text: Carolin Krafzik
Online gestellt: Carolin Krafzik
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