Zehn Stunden und mehr arbeiten manche Potsdamer Studierende wöchentlich mit elektronischen Medien. Das hat eine Evaluation des Bereichs Lehre und Medien am Zentrum für Qualitätsmanagement in Lehre und Studium (ZfQ) ergeben. Ziemlich viel Zeit also, und ein Indiz dafür, dass elektronische Medien heute fester Bestandteil des Lernens sind. Die Studierenden wollten zwar nicht auf den Kontakt mit ihren Kommilitonen verzichten, so der Leiter des Bereichs Lehre und Medien beim ZfQ, Jörg Hafer. Aber gerade die schnelle und unkomplizierte Betreuung durch die Lehrenden über digitale Medien schätzten sie.
E-Learning fängt schließlich schon beim Einsatz der Lernplattform Moodle an, die aus dem Universitätsbetrieb nicht mehr wegzudenken ist. „Über die Hälfte der Lehrveranstaltungen nutzt inzwischen Moodle. Die Tendenz ist steigend“, sagt Hafer. Besonders verbreitet ist das Bereitstellen von Texten, das den Studierenden den Gang in die Bibliothek erspart. Eine wichtige Rolle spielt der didaktisch durchdachte Einsatz digitaler Medien in der Lehre. „Ein gescheites Angebot nehmen die meisten Studierenden gerne an“, unterstreicht er. „Die Lehrperson ist jedoch ganz entscheidend.“
Und die Lehrenden springen zunehmend auf den Digitalisierungszug auf. „Missionieren müssen wir nicht mehr“, stellt Hafer fest. Eine Mehrheit des Personals interessiere sich inzwischen für den Einsatz digitaler Medien in der universitären Lehre. Das hängt laut Hafer auch mit dem digitalen Wandel in der Gesellschaft insgesamt zusammen: Arbeit und Freizeit sind heute von Medien bestimmt, der Umgang mit digitalen Formaten gehört zum Alltag. Viele Dozierende kommen daher mit ganz spezifischen Fragen zum Bereich Lehre und Medien. Sie wollen wissen, wie sie ihre Vorlesungen aufzeichnen und für die Studierenden online verfügbar machen können, sie wollen virtuelle Klassenräume gestalten oder die Studierenden elektronisch prüfen.
Gerade dieser letzte Punkt entwickelt sich derzeit stark. Beim Prüfen gibt es einige Vorreiter an der Universität. Sie nutzen digitale Prüfungsformen für Testate, aber auch für ganze Modulprüfungen. Diese müssen aber nach wie vor in den universitären Computerpools stattfinden, um die Identität der Prüflinge festzustellen. „Sonst wissen die Prüfenden nicht, wer auf der anderen Seite vorm Computer sitzt.“ Aber auch für Abiturientinnen und Abiturienten spielen Online-Tests eine Rolle. Mitarbeiter im Universitätskolleg bereiten aktuell E-Tests für die Ernährungswissenschaften und die Rechtswissenschaften vor. Online Self Assessment, kurz OSA, ist das Stichwort: Die Schulabsolventen testen online ihre Studienfacheignung.
Nicht ohne Grund gilt die Universität Potsdam als eine der innovativsten Hochschulen beim E-Learning. Seit Jahren kümmern sich hier viele Akteure um eine zeitgemäße Digitalisierung: das Zentrum für Informationsmanagement (ZIM), das Projekt E-Learning in den Studienbereichen (eLiS), die Universitätsbibliothek und das ZfQ. Allein das Angebot des Bereichs Lehre und Medien ist breit gefächert. Großer Beliebtheit erfreut sich schon seit Längerem der E-Learning-Stammtisch zu aktuellen Fragen digitaler Lehre. Zwei Mal jährlich verschickt das Team um Jörg Hafer zudem seinen Newsletter „UP2Date“, mittlerweile an über 400 Abonnenten. Seit fast zehn Jahren bietet der Bereich ein Weiterbildungsformat zum Einsatz elektronischer Medien in der Lehre an. Und nicht zuletzt unterstützt das Team die Lehrenden mit den bewährten Moodle- Workshops. Die Nachfrage nach all diesen Angeboten weist auf eine gewachsene Akzeptanz digitaler Medien in der Lehre hin.
Am Herzen liegt Jörg Hafer die Änderung der Deputatsregelung mit dem Ziel der Anerkennung von Onlinelehre. So könnten Videos, Online-Aufgaben oder virtuelle Sprechstunden die Präsenzveranstaltungen ergänzen oder sogar ganz ersetzen. Dies würde es zum Beispiel auch Forschenden aus dem Ausland ermöglichen, an der Universität vollgültige Lehrveranstaltungen anzubieten, ohne ständig vor Ort sein zu müssen.
Hafer und seine Kollegen betrachten es als ihre Aufgabe, die Bedingungen für digitale Lehre zu verbessern und zwischen den Lehrenden und der gewachsenen Zahl an elektronischen Angeboten an der Universität zu vermitteln. Die letztes Jahr vom Senat verabschiedete E-Learning- Strategie ist dabei ein Meilenstein: „Das Strategiepapier ist ein Leitfaden für eine Präsenz- Universität in einer digitalisierten Welt.“
Text: Jana Scholz
Online gestellt: Marieke Bäumer
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