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Einatmen – Ausatmen - In der Hochschulambulanz der Universität werden Nachwuchsathleten betreut und ihre Gesundheitsprofile wissenschaftlich erforscht

Es ist früher Vormittag. In der Hochschulambulanz der Uni Potsdam herrscht bereits reges Treiben. Auf den Stühlen im Korridor sitzen die ersten Patienten. Fast alle sind Schüler der drei Sportschulen des Landes Brandenburg, die sich in Potsdam, Frankfurt(Oder) und Cottbus befinden. Die Jungen kommen zur Jahresgrunduntersuchung. Die Ambulanz ist lizensiertes Untersuchungszentrum des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Sie betreut die Spitzenund Nachwuchsathleten des Olympiastützpunktes Brandenburg (OSP) – und ist an den Lehrstuhl für Sportmedizin und Sportorthopädie gekoppelt.

Gordon Strähnz gehört zu jenen, die sich heute untersuchen lassen. Er ist Nachwuchsfußballer beim FC Energie Cottbus und spielt in der C-Junioren-Regionalliga. Wie wohl nahezu jeder Junge in diesem Alter träumt er von der ganz großen Karriere. Ob sie ihm gelingt, hängt auch von seiner Gesundheit ab. Zwei bis drei Stunden wird es dauern, bis der Check seines Körpers beendet ist. Gerade ist der junge Mann an Station Zwei, den sogenannten Ruheuntersuchungen, angelangt. Mitarbeiterin Renate Hümbert misst bei ihm Gewicht und Größe, testet sein Hör- und Sehvermögen. Alles läuft wie am Schnürchen. Gleich will sie noch ein Ruhe-EKG anlegen. Gordon Strähnz nimmt die Tests gelassen. Er ist topfit. Falls später doch einmal Beschwerden auftreten sollten, können die Experten vor Ort seine Werte mit denen von 2017 vergleichen, denn der jährliche Check wird genau dokumentiert. Ein Vorteil für beide Seiten: die Aktiven, die sich hier gut aufgehoben fühlen, und die Mediziner und Wissenschaftler, die so die Gesundheitsverläufe der Sportlerinnen und Sportler immer im Blick haben. Die Jahresgrunduntersuchungen sind Pflicht für jeden Nachwuchsathleten. Etwa 400 davon führt das Team der Ambulanz jährlich durch. Weitere 400 nimmt das Personal um den Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Frank Mayer jährlich vor, wenn Kinder – in der Regel nach der sechsten Klasse – in die Sportschulen des Landes Brandenburg wechseln. Hier wird dann festgestellt, ob sie sich unter gesundheitlichem Aspekt dafür eignen, den durchaus anstrengenden Weg eines Schülers zu gehen, der sich parallel zum Spitzenathleten entwickeln soll. Beide Untersuchungen sind inhaltlich im Prinzip identisch aufgebaut. Mit ihnen wird die Gesundheit beurteilt, nicht die Erfolgschancen in der gewählten Sportart. „Es gibt aber Unterschiede im Detail“, erklärt Frank Mayer. Etwa dann, wenn Belastungswerte erhoben werden. So müssen die einen auf das Fahrrad, die anderen auf das Laufband – mit oder auch ohne Blutentnahme. „Das ist die einzige Ausnahme und hat mit der betriebenen Disziplin zu tun“, so der Professor für Sportmedizin und Prävention. Vor ihm und seinen Kollegen stehen regelmäßig Athleten aus rund 20 Sportarten. Insgesamt durchlaufen die Aktiven fünf Stationen: dabei unter anderem die Blutentnahme, ein Herz-Ultraschall, Röntgen und EKG, anthropometrische Messungen und besagter Belastungstest. Die kompletten Ergebnisse bekommen Schüler und Eltern in einem Arztbrief mitgeteilt. Der OSP erfährt, ob das Kind aus medizinischer Sicht weiter Leistungssport betreiben kann oder nicht bzw. im Falle der Einschulung für die duale Ausbildung in einer Sportschule tauglich ist.

Wenn es ein Befund erfordert, den Trainer oder die Schule zu informieren, damit beispielsweise das Training zeitweise umgestellt wird, müssen wir durch die Eltern von unserer Schweigepflicht entbunden werden“, erläutert der Wissenschaftler. Mit der praktischen Arbeit in der Ambulanz ist die Forschung an Mayers Lehrstuhl eng verbunden. Er und seine Arbeitsgruppe betrachten die Gesundheit der Nachwuchsathleten nicht nur im Querschnitt, also etwa zwischen den einzelnen Sportarten und Personen, sondern auch bei jedem Einzelnen im Längsschnitt – und das über viele Jahre. „Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass circa bei einem Drittel der jungen Athleten eine Therapie oder eine weitere Diagnostik nötig ist“, sagt Frank Mayer. Etwa bei der Hälfte würden Präventionsprogramme zur Vermeidung von Problemen – vor allem an der Wirbelsäule – initiiert. „Im Datenlängsschnitt lässt sich zudem erkennen, dass insbesondere beim Beginn der leistungssportlichen Karriere belastungsabhängige Beschwerden auftreten“, so Mayer weiter. Das vorhandene Betreuungssystem sichere, dass die zunehmende Belastung über die Jahre gesund toleriert werden könne.

Text: Petra Görlich
Online gestellt: Alina Grünky
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde

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