Insgesamt 34 Master-Studierende aus 13 Ländern nahmen an einer zehntägigen geologischen Exkursion durch die Türkei teil, um aktive Verwerfungen, Plateaubildungen und Auswirkungen tektonischer Hebungsprozesse und Vulkanablagerungen zu untersuchen. Die Reise vom 19. bis 29. September 2017 wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Istanbul und der Universität Grenoble Alpes organisiert und wurde geleitet von den Potsdamer Geowissenschaftlern Prof. Dr. Manfred Strecker, Prof Dr. Roland Oberhänsli und Prof. Taylor Schildgen, Ph.D.
Weite Teile der Türkei befinden sich im Einflussbereich der Anatolischen Platte, die von der Nordanatolischen Störungszone (NASZ) im Norden und der Ostanatolischen Störungszone (OASZ) im Osten begrenzt wird. Beide Störungszonen sind seismisch aktiv und verzeichnen immer wieder zerstörerische Erdbeben.
Der erste Teil der Exkursion führte entlang der NASZ in Richtung Osten. An dieser Störungszone bewegt sich die Anatolische Platte mit über 25 Millimeter pro Jahr nach Westen und verursacht Erdbeben, deren Auswirkungen sich auch in der Geologie und der Landschaftsentwicklung widerspiegeln. Seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurde dabei eine mehr oder weniger systematische Westwärtsbewegung der Erdbebenlokalitäten mit Magnituden von 7 oder höher beobachtet. Nach den Erdbeben von Düzce und Izmit im Jahr 1999 bedroht diese Erdbebensequenz insbesondere Istanbul - den größten Ballungsraum der Türkei mit mehr als 20 Millionen Einwohnern. Durch seine Nähe zum Marmarameer und zum Schwarzen Meer könnte die türkische Metropole im Fall eines zukünftigen Bebens zusätzlich Tsunamis ausgesetzt werden. Diese Problematik sowie die Auswirkungen vergangener Erdbeben in der Landschaft wurden von den Teilnehmern intensiv studiert und diskutiert. Darüber hinaus ergab sich ein besonderes geologisches Interesse an den Mechanismen wiederkehrender Erdbeben, da die NASZ sehr viele Ähnlichkeiten mit der San-Andreas-Störung in Nordamerika aufweist.
Ziel des zweiten Teils der Exkursion im Süden waren die Salzsee-Region des Zentralanatolischn Plateaus und dessen südliche Ausläufer im Taurus-Gebirge. Dort wurden auf kleinstem Raum Prozesse zur Plateaubildung sowie die vulkanisch geprägte Region Kappadokien untersucht. Selten sind Phänomene derartig vielfältiger Prozesse auf kleinem Raum so leicht zugänglich und erfahrbar für die Studierenden. So konnten wir uns von der jungen Heraushebung von Anatolien nach sieben Millionen Jahren am Südrand des Plateaus auf Höhen von über 1500 Metern durch fossilhaltige Ablagerungen des Mittelmeers überzeugen.
Nicht zuletzt führten das interkulturelle Arbeitsumfeld unserer Gruppe, die zahlreichen Kontakte mit Einheimischen, die klimatischen Bedingungen sowie die türkische Gastfreundschaft zu unzähligen positiven und wertvollen Erfahrungen.
Text: Luisa Hoße/Christoph Manthey
Online gestellt: Matthias Zimmermann
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