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„HollyHood. Hip Hop & Social Justice“ – Studentisches Filmfestival vom 7. bis 12. März im Filmmuseum

Gruppe von jungen Menschen im Kreis, in der einer in der Mitte tanzt.
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Ausschnitt aus dem Film „Bouncing Cats“. (Foto: Red Bull Media)

Hip Hop und soziale Gerechtigkeit stehen im Mittelpunkt des Filmfestivals „HollyHood“, das vom 7. bis 12. März im Filmmuseum Potsdam stattfindet. Thematische Schwerpunkte der Filmbeiträge sind soziale Ungleichheit, Rassismus und Sexismus auf der einen und politisches und emanzipatorisches Potential der Hip Hop Kultur auf der anderen Seite. Ergänzt wird das Programm des Festivals, das von Studierenden eines Seminars am Institut für Romanistik der Universität Potsdam gemeinsam mit dem Filmmuseum organisiert wird, durch Podiumsdiskussionen, Breakdance – und Taggingbattles.

Das Filmfestival betrachtet die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Hip Hop-Kultur und ihrer vier Kunstformen – Breaking, Rapping, DJing und Graffiti, sowie die gesellschaftlichen Kontexte von starker wirtschaftlicher Ausgrenzung und Rassismus. Anhand von Spiel- und Dokumentarfilmen wird das Thema Sexismus im Hip Hop diskutiert, der politische Hip Hop im Senegal erkundet und der Frage „Wem gehört die Stadt?“ nachgegangen. Nicht zuletzt stellt das Rahmenprogramm Möglichkeiten zur Inklusion von Geflüchteten durch Breakdance-Projekte vor. Daneben ermöglichen Konzerte, Tanz- und Sketchbattles, Partys, Filmeinführungen und Diskussionen den Austausch zwischen WissenschaftlerInnen, Hip Hop-Künstler*innen und dem Publikum.

Ziel der studentischen Organisatoren ist es, Jung und Alt dazu anzuregen, Hip Hop aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und zu politischer Reflexion anzuregen. Je Festivaltag werden ein bis zwei Filme – von alt bis neu, von Spielfilm bis Dokumentation – gezeigt, die stets aktuelle Gesellschaftsprobleme thematisieren. Jeder der sechs Veranstaltungstage steht unter einem anderen Leitgedanken, von „Born in the Bronx: Hip Hop Geschichte“ bis hin zu „Break Grenzen! Breakdance & Inklusion von Geflüchteten“.

Unterstützt wird das Festival von zahlreichen Partnern, wie der Versammlung der Fachschaften, dem AstA, der Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Potsdam, dem Studentenwerk Potsdam und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg.

Das Programm und weitere Informationen finden Sie unter

https://www.uni-potsdam.de/romanistik-kimminich/team/aktuelles/festival-hollyhood.html

Beteiligt an der ehrenamtlichen Organisation waren die Studierenden des Seminars “Hip Hop and Social Justice!” des Lehrstuhls für Kulturen romanischer Länder am Institut für Romanistik: Antonia Dengel, Jan Engelhardt, Brenda Geckil, Linda Mertens, Diana Müller, Anissia Orto, Ella Schilling, Hanna Steiner, Tobias Wieczorek und Rahul Yadava. Außerdem wurde das Team unterstützt durch Anna Albert (Design) Robert Segner & Bernd Schöneberg (Support), Christine Handke & Sachiko Schmidt (Filmmuseum Orga) und Saman Hamdi (Dozent & Orga).

Das Programm im Einzelnen

Dienstag, 7. März 2017: „Born in the Bronx: Hip Hop Geschichte“

Zum Auftakt des Festivals geht es um den Ursprung und die Entstehungsgeschichte der Hip Hop Kultur. Dazu werden die Filmklassiker „Rubble Kings“ und „Beat Street“ gezeigt. Die authentische Dokumentation sowie der Hollywood Spielfilm führen die Zuschauer auf unterhaltsame und soziologische Art und Weise an den Entstehungskontext heran. Die Anmoderation übernehmen der Berliner Choreograf Kadir „Amigo“ Memiş („Flying Steps“), sowie Prof. Dr. Michael Rappe, der an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln Seminare zur Geschichte und Entwicklung des Hip Hop leitet. Als Special Guests werden der Potsdamer Rapper Camufingo, sowie die Berliner Kombi Rapkreation ein Konzert geben.

Mittwoch, 8. März 2017: „Queens of the Culture: Frauen und Sexismus im Hip Hop“

Kommerzielle Rapmusik ist bekannt für ihre machistischen Texte und klischeehafte Posen harter Männlichkeit. Was viele Rap-Hörer*innen nicht wissen: es waren von Anfang an viele Frauen an der Kultur beteiligt und nutzen nach wie vor die Hip Hop Kunstformen, um dem Sexismus die Stirn zu bieten und sich von gesellschaftlicher Unterdrückung zu befreien. Die Beispiele reichen von Queer Rap über Graffitimalerinnen, bis hin zu Bgirls, die im Breaking starke Weiblichkeit unter Beweis stellen. Der Fokus auf die „Queens of the Culture“ am Weltfrauentag findet Ausdruck in den beiden  Dokumentationen „Girl Power“ und „Martha & Niki“. Beide Filme setzen sich mit der Rolle von Frauen innerhalb der Hip Hop-Kultur auseinander, namentlich im Graffiti und im Tanz. Bei einer Podiumsdiskussion zum Tagesthema erklären die Berlinerin DJ Freshfluke vom Politlabel TicktickBoom, die Streetworkerin Ines Grzyb von Outreach, sowie die Gründerin des Instituts für diskrimierungsfreie Bildung Josephine Apraku die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichem Sexismus, Hip Hop und Empowerment.

Donnerstag, 9. März 2017: „Wem gehört die Stadt? Ausgrenzung, Kunst und öffentlicher Raum“

Über das ursprüngliche „Style Writing“ bzw. Graffiti eroberten sich benachteiligte Kids den öffentlichen Raum zurück. Durch das Hinterlassen des eigenen Namens trotzten sie der Ausgrenzung und Marginalisierung in einer immer weiter durchprivatisierten Stadt. Automatisch stellt also diese Hip Hop-Kunstform die Frage danach, wem der öffentliche Raum gehört. Street Artist Banksy treibt dieses politische Element in der Dokumentation „Banksy does New York“ auf die Spitze. Im Vorfeld gibt es einen Tagging Workshop, sowie ein Battle im Foyer des Filmmuseums, bei dem Jung und Alt sich in der Graffitikunst ausprobieren können. Nach dem Film diskutiert André Tomzcak, Vertreter der Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“ mit dem Publikum darüber, wem Potsdam gehört und was für eine Stadt Mensch sich wünscht. Im Anschluss daran zeigt der französische Filmklassiker „La Haine“ von Mathieu Kassovitz auf, wie Jugendliche aus der Pariser Banlieue im neoliberalen Großstadtbetrieb einen ständigen Kampf um Selbstbehauptung und gegen Ausgrenzung führen.

Freitag, 10. März 2017: „Ghetto Stories: Gangsta-Rap und soziale Ungleichheit“

Die Autoren von „Fear Of A Kanak Planet – Hip Hop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap“ Hannes Loh und Murat Güngör setzen sich seit über 25 Jahren als aktive Mitglieder der Hip Hop-Szene mit der gesellschaftlichen Relevanz der Kultur und insbesondere von Rap auseinander. Am heutigen Abend geben die beiden Aktivisten und Hip Hop Forscher einen Vortrag zum Thema „Vom Gastarbeiter zum Gangsta-Rapper – Hip Hop Migration und Empowerment“.
Direkt im Anschluss läuft „Straight Outta Compton“– eine spannende Verfilmung des Auf- und Abstiegs von N.W.A., der Rapcrew, die Gangsta-Rap auf kommerziell im amerikanischen Musikmarkt etablierten. Sinnbildlich setzt sich der Film einerseits mit dem „American Dream“ auseinander, andererseits mit der ausweglosen Situation vieler Jugendlicher innerhalb des Ghettoalltags.
Abschließend findet im Cafe 2 des freiLand Potsdam eine Afterfilmparty mit Open Mic und Tanzbattles statt.

Samstag, 11. März 2017: „Break Grenzen! Breakdance & Inklusion von Geflüchteten“

Der Samstag beginnt mit einem Workshop und einem Nachwuchsbattle mit der „Break Grenzen Crew“, der Magdeburger Tanzgruppe von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Fluchthintergrund. Die Kurzdokumentation „breakn“ gibt Einblicke in die Breakingszene in Potsdam.
In der anschließenden Podiumsdiskussion erörtern ein Experte für Migration, Flucht und Asyl, Prof. Dr. Michael Rappe von der Kölner Hochschule für Musik und Tanz, Valerie Schmitt und Alexander Wassilenko (die Trainer der Break Grenzen Crew), Berliner Tänzer und Kulturaktivist Kadir „Amigo“ Memis, sowie der Potsdamer Aktivist und Tänzer Robert Segner das Thema „Breaking und Inklusion“.
Abschließend ist der Film „Bouncing Cats“ zu sehen: die inspirierende Geschichte eines Mannes, der mithilfe von Breaking und Hip Hop Kindern im bürgerkriegsgebeutelten Uganda ein besseres Leben ermöglicht.

Sonntag, 12. März 2017: „Wir haben genug! Senegalesischer Hip Hop als soziale Bewegung“

Der letzte Tag des Filmfestivals beginnt mit der Dokumentation „The Revolution Won’t Be Televised“, in der die senegalesische Widerstandsbewegung „Y’en A Marre“, gegründet von Rappern und einem Journalisten, und ihr Kampf gegen korrupte Herrschaftsverhältnisse dokumentiert wird. Der Film zeigt ein Land im Umbruch, in dem zwei Drittel der Bevölkerung unter 25 Jahre alt sind – und sich nach einem Neubeginn sehnen. Zu Gast im Filmmuseum sind drei hochkarätige Kulturaktivisten aus dem Senegal: Sister Fa ist senegalesische Rapperin und Politaktivistin, die sich u.A. mit Rapprojekten gegen Beschneidung von Frauen im Senegal einsetzt, Matador ist Politrapper erster Stunde und gründete zusammen mit dem dritten Gast Amadou Fall Ba die Hip Hop Akademy. Dieses inspirierende Großprojekt mit über 1500 Mitgliedern zeichnet sich etwa durch Hip Hop Rehabilitierung von vormals straffälligen Jugendlichen aus, die über Hip Hop Kunstformen eine Ausbildung vermittelt bekommen. Außerdem wird Frau Prof. Dr. Eva Kimminich, Kulturwissenschaftlerin und Romanistin an der Universität Potsdam von ihrer langjährigen Forschung zu senegalesischem Hip Hop berichten. Moderiert wird das Abschlusspodium von Festivalorganisator Saman Hamdi.

Text: Saman Hamdi/Tobias Wieczorek
Online gestellt: Katharina Zimmer
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde