„Die Freiheit von Forschung und Lehre ist nicht nur ein Privileg, das es zu verteidigen gilt, sondern ein Garant für Frieden, Fortschritt und Wohlstand“, sagte Prof. Oliver Günther, Ph.D. auf dem Neujahrsempfang der Universität Potsdam in Griebnitzsee. Im Beisein von Wissenschaftsministerin Dr. Martina Münch und Festrednerin Dagmar Ziegler (MdB) forderte er dazu auf, diese Freiheit aktiv zu verteidigen. Wie er nahmen auch die beiden Politikerinnen in ihren Ansprachen Bezug auf die aktuellen Entwicklungen im Land und weltweit.
Oliver Günther rief dazu auf, „gerade in Krisenzeiten die Kooperationen mit den ausländischen Partnern zu stärken“, da sich der Austausch von Forschenden und Studierenden in schwierigen politischen Zeiten oft als wichtige Brücke erwiesen habe. Für den Präsidenten der Universität Potsdam ist die komplexe Weltlage derzeit vor allem Ansporn, um die Werte der Aufklärung, Freiheit und Toleranz hochzuhalten. Nachdenklich zeigte er sich, was die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft angeht. Wie der Politik, den Medien und staatlichen Institutionen misstrauten Menschen zunehmend den Fakten aus der Wissenschaft. Populistische Strömungen verführten dazu, diese weniger als Ratgeber denn als Bedrohung wahrzunehmen.
Nach einer Rückschau auf das ereignisreiche Jubiläumsjahr der Universität Potsdam blickte Oliver Günther auf die anstehenden Herausforderungen: So wird sich die Universität in diesem Jahr an der Exzellenzstrategie des Bundes, der Förderinitiative Innovative Hochschule und der Personaloffensive für den wissenschaftlichen Nachwuchs beteiligen. Als eine der ersten systemakkreditierten Hochschulen will sie das Verfahren der Re-Akkreditierung durchlaufen und erneut den Stand ihrer Internationalisierung begutachten lassen. Nicht zuletzt gilt es 2017, den jüngst gegründeten Gesundheitscampus mit Leben zu erfüllen und die neue sechste, aus dem Hasso-Plattner-Institut hervorgegangene „Digital Engineering Fakultät“ auf den Weg zu bringen.
Wissenschaftsministerin Martina Münch appellierte ebenfalls, die Idee von Freiheit und Toleranz hochzuhalten. Die Universität könne mit Stolz und Zuversicht ins neue Jahr gehen, sagte sie. Die Rednerin würdigte die Hochschule als wichtige Brückenbauerin in die Gesellschaft und Leuchtturm der Wissenschaftslandschaft. Ein ausdrückliches Lob gab es für das seit über einem Jahr existierende Weiterbildungsprogramm für geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer aus den Krisenregionen der Welt. Das Land werde die Universität dabei unterstützen, sich auch künftig erfolgreich zu entwickeln. Mit zusätzlich 100 Millionen Euro bis 2019 sollen an allen Hochschulen Brandenburgs Lehre und Forschung verbessert werden. Festrednerin Dagmar Ziegler beleuchtete das Verhältnis von Politik und Wissenschaft näher, den bevorstehenden Wahlkampf nicht ganz ausblendend. Auf die vorhandene Herausforderung, die Stabilität in der Gesellschaft zu halten, müsse reagiert werden. „Eine Gesellschaft freier Menschen kann nur klappen, wenn sie zusammensteht“, hielt sie fest. Die Wissenschaft sei gefordert, sich zu verhalten, sich einzumischen.
Traditionell bot der Neujahrsempfang den festlichen Rahmen für Ehrungen und Auszeichnungen.
Der mit 500 Euro dotierte Technologietransferpreis von Potsdam Transfer und der UP Transfer GmbH ging in diesem Jahr an apl. Prof. Dr. Harshadrai Rawel vom Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Potsdam für seine kontinuierliche Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Unternehmen. Der Lebensmitteltechnologe arbeitet in der Forschungsrichtung „Interactomics“. Dabei wird die Wechselwirkung zwischen sekundären Pflanzeninhaltsstoffen und Proteinen hinsichtlich des Einflusses auf ernährungsphysiologische und technofunktionelle Eigenschaften von Proteinen erforscht.Potsdam Transfer vergibt zudem alljährlich den ebenfalls mit 500 Euro dotierten Guido-Reger-Gründerpreis. Ihn erhielt das Start-up „PerfAccT“ für eine Innovation im Bereich der Digitalisierung: Das Gründerteam Tobias Jaeuthe, Johannes Spazier und Alexandros Kabbathas hat einen neuen Compiler für die abstrakte Programmiersprache MATLAB©, die häufig im Entwicklungsprozess für Computermodelle eingesetzt wird, entwickelt. Er führt automatisiert und in Echtzeit die Übersetzung des vorhandenen Codes aus. Bisher war es durch den Wechsel auf einen leistungsfähigeren Code zu einem hohen Personal- und Zeitaufwand gekommen. „PerfAccT“ hat mit seiner Innovation nun eine Lösung des Problems gefunden.
Vom Kanzler der Universität, Karsten Gerlof, wurden zwei verdiente Angehörige der Verwaltung für ihre Leistungen geehrt. Die Auszeichnungen konnten Michelle Lechner für ihr Engagement im deutsch-französischen Studiengang Rechtswissenschaften und Gerhard Gräning für seine jahrelange kompetente Betreuung des Internet-Auftritts der Universität Potsdam entgegennehmen.
Die vollständige Rede des Präsidenten der Universität Potsdam, Prof. Oliver Günther, Ph.D., vom Neujahrsempfang 2017 finden Sie hier.
Impressionen vom Neujahrsempfang 2017 finden Sie hier.
Text: Antje Horn-Conrad/Petra Görlich
Online gestellt: Daniela Großmann
Kontakt zur Onlineredaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde