Unter der Überschrift „Netzwerke als Motor der Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre. Vom Peer Review zum Peer Learning“ fand Ende Juni in Berlin eine Tagung des Netzwerks Quality Audit statt, dem auch die Universität Potsdam angehört. 120 Teilnehmer von 55 Hochschulen und 15 hochschulpolitischen Institutionen tauschten sich darüber aus, wie Netzwerke zur Verbesserung von Studium und Lehre beitragen und den Aufbau entsprechender Strukturen, Prozesse und Anreizsysteme befördern können.
Zur Eröffnung sprach Prof. Dr. Dr. h.c. Antonio Loprieno, der ehemalige Rektor der Universität Basel und Vorsitzende des österreichischen Wissenschaftsrats. Er betrachtete die Qualitätsentwicklung im Kontext des Wandels der europäischen Universitäten von Wertegemeinschaften, die auf dem Prinzip der Kooptation beruhen, hin zu Institutionen, die sich als Teil des Wettbewerbs bzw. des „Marktes“ verstehen. Als Alternative zur „unternehmerischen“ Universität plädierte er für die „kritische“ Universität, die ihre eigene Stellung in einer vielfältigen Universitätslandschaft anstrebt, Qualitätsentwicklung als identitätsstiftend begreift und ihr Forschungs- und Lehrangebot ständig überprüft. Prof. (HSG) Dr. Sascha Spoun, Präsident der Leuphana Universität Lüneburg, zog in seinem Vortrag eine Parallele zwischen einem guten Studium und dem organisationalen Lernprozess von Universitäten. So wie ein Studium nicht nur von der Notwendigkeit („Was muss gelernt werden?“), sondern auch von den Möglichkeiten („Was kann gelernt werden?“) her gedacht werden sollte, fordert er die Hochschulen dazu auf, sich nicht mit den Mindeststandards der Programm- und Systemakkreditierung zufrieden zu geben, sondern einen selbstgesteuerten und ambitionierten Lernprozess anzustreben. Netzwerke wie Quality Audit sollten nicht nur für die Überprüfung des Notwendigen, sondern vor allem zum Ausloten des Möglichen genutzt werden.
Prof. Dr. Joachim Härtling, Vizepräsident der Universität Osnabrück, und Prof. Dr. Markus Reihlen, Vizepräsident der Leuphana Universität Lüneburg, erläuterten die Idee des Netzwerks Quality Audit und die konkrete Form der Zusammenarbeit. In der folgenden Förderperiode sollen die vom Projekt entwickelten sogenannten Lernformate „Beratung“, „Benchlearning“ und „Audit“ in „Lernzyklen“ umgesetzt und weiterentwickelt werden. In Workshops diskutierten die Teilnehmenden die Chancen, Bedingungen und Wirkungen der Netzwerkarbeit, die Funktionen unterschiedlicher Netzwerkansätze sowie die Rolle von critical friends.Die Leuphana Universität Lüneburg, die Technische Universität Kaiserslautern, die Universität Potsdam und die Universität des Saarlandes hatten bereits 2011 ein Netzwerk mittelgroßer Universitäten gebildet und sich erfolgreich am Bundeswettbewerb „Für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre“ beteiligt. Das Verbundprojekt „Quality Audit“ unter Federführung der Universität Potsdam erhielt daraufhin eine Förderzusage über bis zu 1,1 Millionen Euro. Ziel der Initiative ist die Weiterentwicklung von Qualitätsmanagementsystemen für Lehre und Studium an Universitäten durch das Modell eines netzwerkorientierten Quality-Audit-Verfahrens. Die erste Förderperiode endet im September 2016. Der Anschlussantrag für die zweite Förderperiode wurde bereits genehmigt. Bis Ende 2020 werden die im vom Verbundprojekt entwickelten Auditverfahren gemeinsam weiterentwickelt. Geplant ist der Wechsel der Geschäftsstelle des Projekts an die Leuphana Universität Lüneburg ab Oktober 2016.
Internet: www.quality-audit.de
Text: Dr. Michael Lohmann
Online gestellt: Daniela Großmann
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