16. April, Hongkong
Dass Menschen aus etlichen ostasiatischen Ländern eine überdurchschnittlich hohe Lebenserwartung haben, wird oft nicht nur auf eine gesunde Ernährung und reichlich körperliche Bewegung zurückgeführt, sondern auch auf die asiatische Teekultur.
Heute ist es endlich auch für uns soweit, diese kennenzulernen. Dafür haben wir bereits mehrere Tage im Voraus einen Termin für eine chinesische Teezeremonie vereinbart, bei der wir zwei der zahlreichen Teesorten kosten dürfen.
Im Teehaus angekommen, wird uns jedoch schnell klar, dass wir eher an einer Teeverkostung als einer -zeremonie teilnehmen. Dennoch stellt sich das einstündige Tee-Tutorial als sehr lehrreich und unterhaltsam heraus. Nach kurzen Anweisungen brühen wir in Paaren unseren ersten Tee. Der Jasmintee fällt unter die Oberkategorie Grüntee und hat u.a. eine entgiftende und vitalisierende Wirkung. Zudem lindert er Blutdruckbeschwerden. Und tatsächlich kommt der blumige Geschmack sehr gut bei uns an. Erste interessierte Blicke werden auf die Preise der Teepackungen geworfen. Der zweite Tee, den wir wieder selbst brühen – einige eleganter als andere –, nennt sich Teguanyin Classic, auch bekannt unter dem Namen „Monkey Pick“. Der Name stammt aus einer Legende des frühen 18. Jahrhunderts, die besagt, dass Affen eigens dafür trainiert wurden, die allerfeinsten Teeblätter zu sammeln. Diese sollen anschließend dem Kaiser Qian Long serviert worden sein. Diese Oolong-Teesorte hat einen deutlich stärkeren, beinahe erdigen Geschmack und löst daher nicht bei allen so große Begeisterung wie der Jasmintee. Nichtsdestotrotz hat er nicht minder gesundheitsfördernde Wirkungen. Der Monkey Pick unterstützt die Verdauung und senkt den Cholesterinspiegel. Darüber hinaus wärmt er an kalten Tagen den Körper – definitiv ein Argument für uns deutsche Besucher, auch diesen Tee in Erwägung zu ziehen.
Die Stunde ist nur allzu schnell um. Gerne hätten wir weitere Teesorten probiert, aber ein Treffen mit einer australischen NET-Lehrerin, Mrs Maree Watson, steht an. Außerdem wollen wir uns die Chance nicht entgehen lassen, solche hochwertigen Tees für Freunde und Familie zu kaufen. Und so machen wir uns, um diverse Teesorten reicher und Geldscheine leichter, auf den Weg, um uns mit Mrs Watson und weiteren einheimischen Lehrkräften zu treffen. Bei einem Essen im Nan Lian Garden berichtet sie über ihre Erfahrung als Englisch-Lehrerin – mit allen Vor- und Nachteilen – in verschiedenen Teilen der Welt, wie Hongkong oder der Türkei. Auch die anderen Englisch-Lehrerinnen können uns wertvolle Tipps mit auf den Weg gehen. Das Interesse ist groß und zumindest kurz nach dem Gespräch scheint es so, als würde für einige von uns der Weg bald ins Ausland führen.
17. April, Hongkong
Den nächsten Tag gehen wir zur Abwechslung ein wenig ruhiger an. Da Sonntag der einzige freie Tag der indonesischen „Domestic Helpers“ ist, begeben wir uns am Morgen in den Victoria Park. Heute sind die Wiesen des sonst so leeren Parks schon in aller Frühe voll von indonesischen Frauen, die ihren Hobbys nachgehen oder sich lediglich entspannen. Angeregt unterhalten sie sich bei einem Picknick oder üben Kampfsportarten aus.
Angesteckt von der ungezwungenen und vertrauten Stimmung, beginnen auch wir ein Gespräch mit einer der vielen Indonesierinnen und erfahren einiges über ihre Arbeit und ihr Leben in Hongkong. Einmal mehr werden wir von der Hongkonger Gastfreundlichkeit nicht enttäuscht und begeben uns anschließend gut gelaunt auf eine Erkundungstour durch die weniger bekannten und glamourösen Straßen der Megastadt.
Text: David Bosse/Tugba Oruc
Online gestellt: Daniela Großmann
E-Mail an die Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde
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