14. April, University of Hong Kong
Es Dienstag und sehr schwül und warm in Hongkong. Große Teile der Stadt sind von Wolken und Nebel umhüllt. Heute steht ein Vortrag von Herrn Professor Wolf auf dem Programm, den er an der HKU – der University of Hong Kong – halten wird. Die Gruppe trifft sich gegen Mittag und wir fahren per Bus in Richtung MTR-Station HKU. An der Universität angekommen, merken wir gleich, dass es sich um eine sehr große Hochschule handelt. Die HKU gilt als eine der renommiertesten Universitäten Asiens. Vor dem Vortrag von Herrn Professor Wolf erkunden wir noch den Campus. Wir sehen das alte Hauptgebäude der Universität, dessen Grundstein der berühmte britische Kolonialist Lord Lugard, legte und werfen einen Blick in die Main Library. Danach begeben wir uns in die School of English, wo Herr Professor Wolf seinen Vortrag über Military English and Cultural Linguistics hält. Viele Professoren und Lehrbeauftragte des Instituts sind gekommen, um ihn zu hören. Herr Wolf gibt Einblicke in die Situation des Englischen in transnationalen Organisationen, wie z.B. der NATO. So berichtet er davon, welche Englischstandards verwendet werden, aber auch, wie die Kommunikation zwischen Muttersprachlern und nicht Muttersprachlern innerhalb dieser Organisationen und Außenstehenden stattfindet. Nicht zuletzt wirft er die Frage auf, ob eine verbesserte Kommunikation innerhalb der transnationalen Militäreinheiten und mit der betroffenen Bevölkerung helfen kann, Menschenleben zu retten oder ob auf diesem Weg vor allem das Militär noch effizienter gemacht wird.
Anschließend besichtigen die meisten von uns noch die Waterfront von Hongkong Island, ehe wir ins Hotel zurückkehren.
15. April 2016, Chu Hai College of Higher Education
Heute ist Mittwoch und genau wie gestern ist unser Programm größtenteils akademisch. Wir machen uns am frühen Nachmittag auf den Weg nach Tsuen Wan West, wo sich das Chu Hai College of Higher Education, unsere Partnerhochschule in Hongkong, befindet. Wir haben das College bereits letzte Woche besucht und auch dieses Mal werden wir an zwei Seminaren teilnehmen.
Erneut werden wir von Herrn Professor Thomas Chan begrüßt. Nach einer kleinen Pause gehen wir in den 7. Stock, wo das erste Seminar, ein soziolinguistisches, stattfindet. Frau Cecilia Li erzählt uns vor ihrem Vortrag, dass Sie im Wintersemester 2011/12 mit zwei Studenten in Potsdam war. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der Universität Potsdam und dem Chu Hai College of Higher Education leitete sie ein Seminar am Institut für Anglistik und Amerikanistik. Im heutigen Vortrag von Frau Li geht es vor allem um die sprachliche Situation sowohl in der Volksrepublik China als auch in Hongkong, wobei das Englische – seine Entwicklung und Gegenwart – natürlich eine besondere Rolle spielt. Englisch war zu Beginn der britischen Kolonialzeit die einzige offizielle Sprache in Hongkong, aber nach mehreren Sprachreformen, die vor allem als Antwort auf Proteste der Bevölkerung gedacht waren, sind Englisch und Chinesisch (Putonghua/Mandarin und Kantonesisch) inzwischen gleichgestellte offizielle Sprachen. Dem Vortrag folgt eine rege Diskussion, in der auch wir unsere Erfahrungen über die Situation des Englischen einbringen.
Nach einer kurzen Pause setzen wir uns in die Open Lecture zum Thema Chinese Characters, die von Frau Professor Camila Lai veranstaltet wird. Wir lernen, dass es sich bei den chinesischen Schriftzeichen ursprünglich um Piktogramme handelte, die sich im Laufe der Zeit zu Logogrammen („Schriftzeichen“) entwickelt haben. Piktogramme sind Symbole, die Informationen in vereinfachter Form und grafischer Darstellung vermitteln. Daneben beleuchtet der Vortrag die Probleme, die mit der Modernisierung der Schriftzeichen einhergehen. Im Unterschied zur Volksrepublik China, wo modernisierte und simplere Schriftzeichen verwendet werden, benutzt man in Hongkong noch hauptsächlich die traditionellen und komplexeren Schriftzeichen. Da die einzelnen Schriftzeichen aus kleinen Logogrammen bestehen, die sich aus Piktogrammen entwickelt haben, lernt man durch die traditionellen Schriftzeichen auch viel über die Geschichte und Kultur Chinas. Bei den modernisierten Schriftzeichen fällt vieles davon weg, was dazu führen kann, dass Menschen, die die modernisierten Schriftzeichen lernen, weniger über die Geschichte und Kultur Chinas wissen. Camila Lai merkt zudem an, dass Nutzer der modernisierten Schriftzeichen – vor allem durch Verwechslungen – vermehrt Rechtschreibfehler begehen.
Nach diesen beiden sehr interessanten Seminaren, in denen wir viel sowohl über China als auch Hongkong erfahren haben, machen wir uns auf in Richtung Yuen Long in den New Territories. Am Ende eines langen Tages geht es zurück – ins Hotel.
Text: David Bosse
Online gestellt: Agnetha Lang
E-Mail an die Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde
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