10. April, Evangelische Gemeinde deutscher Sprache
Heute ist Sonntag und passend dazu besucht ein Teil unserer Gruppe die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Hongkong, die es schon seit 65 Jahren gibt. Die Gemeinde ist eigentlich in Causeway Bay ansässig, was ganz in unserer Nähe liegt. Allerdings findet der Gottesdienst heute in Tai Wai statt, einem Stadtteil, der sich in den New Territories und somit im Norden von Hongkong befindet. Eine wilde Taxifahrt bergauf, bei der es wie aus Eimern schüttet, und wir sind dort. Nach kurzer Orientierung finden wir den deutschen Pfarrer, Jan Martin Depner, der die deutschsprachige Gemeinde betreut. Leider gibt es heute aufgrund des schlechten Wetters keinen deutschsprachigen Gottesdienst. Stattdessen sind wir Teil eines lutherischen Gottesdienstes, der in Kantonesisch durchgeführt wird. Kantonesisch ist die Sprache, die in Hongkong und Macao gesprochen wird und sich teilweise stark vom Mandarin unterscheidet, der Sprache, die in weiten Teilen des chinesischen Festlandes verbreitet ist. Die Gemeindemitglieder sind sehr aufgeschlossen, fragen uns, woher wir kommen, und helfen uns, den Gottesdienst zu verfolgen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie das evangelische Christentum hier praktiziert wird. Anschließend treffen wir noch einmal Herrn Depner. Wir sitzen am Tisch und reden über verschiedene Dinge, vor allem aber über die Situation des Christentums in Hongkong und Festland China. Wir erfahren, dass es ein reges Interesse am Christentum und eine große Nachfrage an theologischer Ausbildung gibt. Depner selbst arbeitet als Lehrbeauftragter am Lutheran Theological Seminary, das ebenfalls auf dem Gelände ansässig ist. Zum Abschied begleitet er uns noch zum Fuße des Berges und wir reisen wieder Richtung Hotel- um eine interkulturelle Begegnung reicher.
11. April, Lantau Island
Nachdem wir die vergangenen beiden Tage einige der prominentesten Tempel Hongkongs besichtigt haben, geht es heute weiter mit der spirituellen Erkundung. Dafür machen wir uns schon früh auf den Weg nach Lantau, wo sich der Tian Tan Buddha – auch “Big Buddha” genannt – befindet. Knappe zwei Stunden dauert es bis zur größten freistehenden Buddha-Statue der Welt, doch schon die wilde Fahrt mit dem Bus durch die grüne Berglandschaft ist ein Abenteuer für sich. An der Bergspitze angekommen, sehen wir sofort die gigantische Buddha-Statue auf einem mehrstufigen Altar. Der Tian Tan Buddha ist ein Symbol des harmonischen Verhältnisses zwischen Mensch, Natur und Religion. Die rechte Hand der Statue ist erhoben als Zeichen der Abweisung jeglichen Leides, während die linke auf seinem Schoß ruht und das Geben symbolisiert. Auf der Brust ist das Swastika-Zeichen zu sehen, das besonders deutschen Besucher ins Auge fallen dürfte, da man es hierzulande als das Symbol des Nationalsozialismus, das Hakenkreuz, kennt. Im Buddhismus sowie im Hinduismus und Jainismus wird die Swastika allerdings schon seit Jahrtausenden als Glückssymbol verwendet. Und auch wir hoffen, dass wir durch den Besuch unser Glück vergrößern.
Text: David Bosse & Tugba Oruc
Online gestellt: Agnetha Lang
E-Mail an die Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde
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