Nach dem Frühstück starten unsere lange Reise um 8 Uhr morgens auf das über 4000 Meter hohe Puna-Plateau. Wir fahren zu den „Medeiros„, den Vorlandhügeln der Anden, und finden Beweise, dass diese seit dem Pleistozän vor einer Million Jahren gehoben wurden. Die Hebung führte im Laufe der Zeit zu einer Umorientierung eines Flusses und veränderte die Entwässerungssystematik in dieser Region. Danach besuchen wir den künstlichen „Quijano“-Staudamm. Wir besprechen den Charakter des umliegenden, stark bewaldeten Gebirgssystems und diskutieren die Beziehungen zwischen Erdbeben, Hangrutschungen, Klima und der daraus resultierenden Hebung des Gebirges. Dabei spielt eine besondere Rolle, dass „Quijano“ ein aktives Erdbebengebiet ist. Es konnten in der Vergangenheit bereits eine Vielzahl seismischer Ereignisse beobachtet werden, wie zum Beispiel im Jahr 2010, als ein Erdbeben mit einer Magnitude 6.3 die Region um Salta erschütterte.
Wir fahren weiter hinein in das Tal „Quebrada del Toro“, das für den „Tren de las nubes“ („Zug in den Wolken“) berühmt ist und dessen Schienensystem das gesamte Tal durchquert. Auf unserem Weg sehen wir etliche der unzähligen Zugbrücken. Wir studieren alte Ufer des Toro-Flusses. Diese zeigen uns zwei interessante Gegebenheiten: Zum einen wächst das Gebirge immer weiter in die Höhe und zum anderen muss es immer wieder verschiedene Phasen von kompletter Talverfüllung und erneuter Flusseinschneidung gegeben haben. Aktuell befinden wir uns in einer aktiven Phase der Talverfüllung, die als Folge des Klimawandels in der Region angesehen werden kann. Außerdem beobachten wir sehr viele Hangrutschungen und Überreste historischer Bergstürze an den Hängen des Tals, die zu der hohen Produktion sedimentären Materials führ(t)en. Nach dem Essen diskutieren wir einige interessante Störungen und verfaltete Sedimentstrukturen, zu deren Entstehung alle aus der Gruppe eigene Ideen beisteuern. Schlussendlich einigen wir uns auf ein Szenario, mit dem jeder leben kann. In einem anderen Bereich des „Quebrada del Toro“-Tals sehen wir Ablagerungen ehemaliger Seen, die entstanden, als vor 90.000 bis 21.000 Jahren große Hangrutschungen den Toro-Fluss aufgestauten.
Am Abend überqueren wir auf 4060 Metern über dem Meeresspiegel den Pass zum Puna-Plateau. Das Besondere: Das Plateau ist ein Becken, dessen Flüsse keine Verbindung zu den Ozeanen haben. Außerdem zeichnet es sich durch eine relativ flache Oberfläche, eine durchschnittliche Höhe von 3700 Metern und sehr trockenes Klima aus. Wir erreichen San Antonio de los Cobres, während die Sonne am Horizont verschwindet. Wir beschließen den sehr langen Tag mit einem Blick auf die wunderschöne Landschaft und einem regionalen Abendessen in unserem Hotel.
Hintergrundinformationen zur Reise der Potsdamer Geowissenschaftler gibt es hier.
Text: Martin Zeckra, Sara Figueroa Villegas, Louis Desanois
Online gestellt: Matthias Zimmermann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde
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