Am Morgen des sechsten Tages begrüßt uns das „Cachi“ Tal mit einem fantastischen Sonnenaufgang über dem Bodennebel am Talgrund. Der aufkommende Herbst sorgt in den Nächten auf einer Höhe von 2200 Metern über dem Meeresspiegel bereits für empfindlich kalte Nächte. Selbst, wenn die Temperaturen am Tag auf über 30°C steigen.Der Nebel lichtet sich, als wir uns auf den Weg nach Norden in Richtung „La Poma“ machen und verspricht einen weiteren sonnigen Tag. Im Bus begleitet uns das Tal durch den gleichnamigen Musiktitel der direkt aus „La Poma“ stammenden Sängerin Eulogía Tapia.Das „La Poma“-Tal öffnet sich nördlich des „Cachi“-Tals auf 2900 Metern Höhe und verengt sich zunehmend, bis es auf 3900 Metern im Norden gegen die Berge der „Abra de Acay“ ausläuft. Es ist bekannt, dass das Tal bis zur Zeit der Kolonisierung durch die Spanier intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde. Bis heute findet man Kornspeicher und Mühlplätze aus der Inka-Zeit.Das zentrale geologische Element des Tals sind die beiden Vulkane „Los Gemelos“ – „die Zwillinge“. Die Lava, die bei dem Ausbruch der Zwillingsvulkane südlich in das „La Poma“-Tal hinabfloss, bildete bei ihrer Abkühlung einen natürlichen Damm, der vor 32000 Jahren einen See in dem Tal aufstaute. Seitdem hat der „Calchaquí“-Fluss wieder einen natürlichen Abfluss geschaffen.Auf unserem Weg durch das Tal halten wir an verschiedenen Aufschlüssen, die den Ausbruch der Vulkane, die Aufstauung des Sees und den Durchbruch des natürlichen Dammes durch den „Calchaquí“ Fluss verdeutlichen. Im Anschluss an die wohlverdiente Mittagspause unter der stechenden Höhensonne, gewinnen wir – nach einer kleinen Wander- und Klettertour auf einen Hügel im zentralen Teil des Tals – einen Überblick über das gesamte Tal und jene geologischen Puzzleteile, die wir uns im Laufe des Vormittags Stück für Stück erarbeitet haben. Außerdem werfen wir nach dem gestrigen Tag einen zweiten Blick auf die älteren, unter der erstarrten Lava befindlichen Sedimentgesteine der „Mealla“- und der „Yacoraite“-Formation.Am frühen Nachmittag fahren wir nach einem erfrischenden Bier für die einen oder Kaffee für die anderen in der kleinen Ortschaft „La Poma“ zum geotouristischen Ausflugsziel „Puente del Diablo“: der „Brücke des Teufels“. An der „Puente del Diablo“ hat der Calchaquí-Fluss sich in einem tief eingeschnittenen Canon unterhalb der mächtigen, roten „Los Colorados“-Formation einen Durchfluss geschaffen, über welche die Gesteine der Formation wie eine Brücke ragen. Der Tunnel lädt zu einer erfrischenden Klettertour durch das Flussbett ein. Wir nehmen die Chance wahr und besehen uns die beeindruckenden Tropfsteine, die sich an der Decke und den Hängen des Tunnels gebildet haben, aus der Nähe.Erfrischt von der Klettertour durch das Flussbett und dem kalten Gebirgswasser kehren wir zurück zu den Bussen für den letzten Aufschluss des Tages in den länger werdenden Schatten der Berge der früh untergehenden Sonne.
Hintergrundinformationen zur Reise der Potsdamer Geowissenschaftler gibt es hier.
Videoimpressionen zum Tag gibt es hier.
Text: Wera Schmidt, Antoine Auzemary, Juan Pablo Villalba Ulberich
Online gestellt: Matthias Zimmermann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde
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