Da die Abreise vom Hotel für 0.30 Uhr nachts angesetzt ist, stehen wir vor der schweren Wahl, am verbleibenden Abend noch einige Geschenke zu besorgen oder doch lieber zu schlafen …
Es ist schwierig, die verschiedenen Eindrücke einer recht großen Reisegruppe zur Zufriedenheit aller zusammenzufassen. Gleichwohl werden die meisten von uns zwei Erfahrungen bestätigen können. Zum einen: Betrachtet man die Welt aus einer anderen Perspektive, sieht sie ganz anders aus. „Wahrheiten“ sind überall relativ. – Eine oft ignorierte Binsenweisheit. Zum anderen: Erst nach einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Menschen, ihren Kultur- und Religionsgeschichte(n) lassen sich die meisten Länder dieser Welt erschließen. Die Reisebeschreibungen couchsurfender Menschen bleiben sehr oberflächlich, wenn die üblichen Stereotype unter dem neuen Label einer selbstgerechten Lifestyle-Kultur vermittelt werden. Aus der Couch-Perspektive werden Land und Leute auf die Gegensätze zwischen diktatorisch-patriarchalischen Mullas und urbanen, internetaffinen Jugendlichen, die es freilich gibt, reduziert – gewürzt mit „orientalischem“ Abenteuerfeeling. Übersehen wird hierbei, dass der Iran über eine facettenreiche multiethnische und multireligiöse Kulturgeschichte mit mehreren, sehr unterschiedlichen Blütephasen verfügt.
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Text: Prof. Dr. Nathanael Riemer
Online gestellt: Agnes Bressa
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