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Unterwegs im Iran – 18. September, Die Bergfestung Alamut: Zentrum assasinischer „Selbstmordattentäter“

Interreligiöser Dialog auf der Festung Alamut, Foto: N. Riemer
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Interreligiöser Dialog auf der Festung Alamut, Foto: N. Riemer

Die Bergfestung Alamut, die wir am nächsten Morgen zeitig ansteuern, liegt 70 Kilometer nordöstlich von Qazvin. Da die Strecke sehr kurvenreich ist, nehmen wir statt unseres einigermaßen bequemen Reisebusses zwei Kleinbusse. Aufgrund der phantastischen Aussichten auf die Bergwelt des Elburs-Gebirges scheinen am Abend alle zufrieden zu sein.

Die angeblich um das Jahr 840 in 2100 Metern Höhe errichtete Felsenburg ist vor allem als Hauptsitz der Nizariten (Assassinen) bekannt. Diese sind eine Splittergruppe der Ismailiten (Siebener-Schia) und erreichten den Höhepunkt ihrer Herrschaft vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Ihr politischer Erfolg beruhte vor allem darauf, dass im Falle einer äußeren Bedrohung die Gegner durch als Händler auftretende Gefolgsleute genau studiert wurden, um ihre Eigenarten imitieren zu können. Lagen genügend Informationen vor, setzten die Befehlshaber speziell vorbereitete, nur mit Messern bewaffnete Nahkämpfer auf einen gegnerischen Herrscher an. Da es für die Kämpfer als unehrenhaft galt, ein gelungenes „Attentat“ zu überleben, und sie posthum als „Märtyrer“ verehrt wurden, stellte man sie in den christlichen Berichten – zumeist unter Ausklammerung politischer und religiöser Hintergründe – als gewissenlose „Selbstmordattentäter“ dar.

Hasan-i Sabbah, der Begründer der Nizariten, wählte die als uneinnehmbar geltende Burg zum Hauptsitz der Bewegung und band sie in ein Burgennetz ein, das erst Mitte des 13. Jahrhunderts im Zuge des „Mongolensturms“ zerstört wurde. Der Mongolen-Khan Hülegü nahm Alamat im Jahr 1256 ein und ließ die Bibliothek – ähnlich wie zwei Jahre später in Bagdad – weitgehend vernichten. Gegenwärtig zählen die Nizariten bzw. Ismaeliten zu den friedlichsten und liberalsten Muslimen, die von ihrem Agha Khan, Prince Shah Karim Al Husseini, repräsentiert werden. Angesichts ihrer Vergangenheit mag dies zunächst verwundern, belegt jedoch eindrücklich, wie wandlungsfähig Religionen sein können.

Nach unserer Rückkehr geht es noch rund 250 Kilometer weiter – jedoch wieder in unserem Reisebus – durch die mitternächtlichen Autostaus von Tehran nach Qom. Ankunftszeit: irgendwann nach 2 Uhr morgens.

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Text: Prof. Dr. Nathanael Riemer
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde