Mit einem kräftigen Frühstück starten wir in den Tag und werden von unserem freundlichen Fahrer Jerry zum Campus gefahren. Bevor wir uns mit den Master und PhDStudierenden treffen, besprechen wir wie üblich den Ablaufplan des Tages in der Cafeteria „Books & Beans“, in der es den bisher besten Kaffee der Gegend und immer frische Snacks gibt.
Wie jeden Tag treffen wir uns in dem kurz vor unserer Ankunft fertiggestellten Meetingraum, mit Computerlab und Küchenbereich, den wir als erste Nutzer einweihen dürfen. Wie am Vortag stellen wir uns alle erst einmal vor und erläutern den Studierenden unsere Forschungsprojekte. Anschließend wird die Projektarbeit fortgesetzt.
Im zweiten Block des Tagesarbeiten wir von 14 bis 16 Uhr mit Deutsch und Französischstudierenden zusammen. Aus der Vorstellungsrunde ergeben sich viele Diskussionen, da es unter den südafrikanischen Studierenden viele unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, ob es ein Standard Afrikaans gibt. Eine Studentin argumentiert, dass nicht einmal die Afrikaaner das Afrikaans perfekt beherrschen, da es eine nicht fest umrissene Sprache sei. Sie erklärt uns, dass es kein StandardAfrikaans gebe, sondern nur zwischen dem formalen und umgangssprachlichen Afrikaans unterschieden werde. Wir wollen das Zusammentreffen nicht ausschließlich für die Projektarbeit nutzen, sondern auch für einen kulturellen Austausch. Eine Studentin zeigt uns auf zwei Onlinekanälen verschiedene traditionelle, aber auch moderne Musikinterpreten sowie Komiker aus der Region. Die Musik begeistert uns dank ihres mitreißenden Rhythmus sehr. Das Besondere an der Komikerin Suzelle Diy ist, dass sie Englisch mit einem sehr amüsanten Dialekt spricht, der, wie uns eine Studentin bestätigt, den Dialekt der Afrikaaner widerspiegelt, die „versuchen Englisch zu reden“.
Phonetisch auffällig bei den bilingualen Afrikaans/Englischsprechern ist z.B. die Variation der Phrase as well. Die britische Variante spricht sich ['æzwәl], die von den bilingualen Afrikaans/Englischsprechern hingegen [әz'wәl]. Ein weiteres Beispiel eines kulturellen Unterschiedes in Wortwahl und Aussprache erwartet uns jeden Tag bei Frühstück und Abendbrot in unserer Unterkunft. Die Angestellten, die der ethnischen Gruppe der Sotho angehören, antworten auf ein freundliches thank you unsererseits statt mit dem uns bekannten you're welcome mit dem eher gewöhnungsbedürftigen pleasure [plɛʒa:], „Vergnügen“ – eine Antwort, die dem traditionellen Verständnis der Sotho, demzufolge Hilfe als Pflicht nicht als Vergnügen aufgefasst wird, zuwiderläuft.
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Kontakt: Prof. Dr. Hans-Georg Wolf
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