Während seines Antrittsbesuchs beim Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dr. Dietmar Woidke, war der französische Botschafter S. E. Philippe Etienne heute zu Gast an der Universität Potsdam. Der Präsident der Universität, Prof. Oliver Günther, Ph.D., hieß die Gäste auf dem Campus Griebnitzsee willkommen. „Wir haben über die sehr gut funktionierenden Kooperationen zwischen der Universität Potsdam und ihren französischen Partnern gesprochen und waren uns einig, dass wir zeitnah über weitere gemeinsame Studiengänge und Forschungsprojekte nachdenken wollen“, so Prof. Günther. In einem Gespräch mit Professoren und Studierenden hatten sich S. E. Philippe Etienne und Dr. Dietmar Woidke über den Deutsch-Französischen Studiengang der Juristischen Fakultät sowie über den Master of European Governance and Administration (MEGA) der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät informiert. „Beide Studiengänge haben in ihrer spezifischen Ausgestaltung Modellcharakter für die Internationalisierung der Lehre an der Universität Potsdam“, sagte Prof. Dr. Ulrike Demske, Vizepräsidentin für Internationales, Alumni und Fundraising der Universität Potsdam.
Der Deutsch-Französische Studiengang Rechtswissenschaften, dessen 20. Geburtstag die Hochschule in diesem Jahr beging, ist ein Erfolgsmodell. Rund 1.650 Deutsche und Franzosen haben das Angebot in den letzten beiden Jahrzehnten wahrgenommen. Es bildet Studierende der Universitäten Potsdam und Paris-Nanterre parallel im deutschen und französischen Recht aus und ermöglicht ihnen ein Auslandsstudium. Dabei ist das jeweils ausländische Recht integraler Bestandteil des einheimischen Jura-Studiums. Die Juristische Fakultät der Universität Potsdam bietet neben dem klassischen deutschen Jurastudium einen Zyklus von zehn Blockveranstaltungen zum französischen Recht in französischer Sprache an, die zumeist von Gastdozenten der Universität Paris Ouest-Nanterre abgehalten werden. Umgekehrt gibt es an der Pariser Universität Lehrveranstaltungen zum deutschen Recht in deutscher Sprache. Die deutschen Studierenden gehen im dritten Jahr ihres Studiums nach Paris und erwerben dort das französische Bachelor-Diplom, die „licence en droit“. Danach kehren sie nach Deutschland zurück und beenden hier ihr deutsches Jura-Studium. In das deutsche Abschlussdiplom (Erste Juristische Staatsprüfung) gehen das deutschrechtliche Jura-Studium zu 70 und das mit der Licence abgeschlossene französischrechtliche Studium zu 30 Prozent ein.
Der Studiengang Master of European Governance and Administration (MEGA) verbindet die hohen Qualitätsanforderungen einer verwaltungswissenschaftlichen und managementorientierten Weiterbildung mit der Bearbeitung aktueller Herausforderungen in Staat und Verwaltung. Das zweisprachige, deutsch-französische Fortbildungsprogramm bietet ein interdisziplinäres und interkulturelles Curriculum an, in dem der zunehmende europäische und internationale Bezug des Verwaltungshandelns besonders berücksichtigt wird. Als ein gelungenes Beispiel praktizierter deutsch-französischer Zusammenarbeit hat der Studiengang durch die Öffnung für weitere Mitgliedsstaaten inzwischen gesamteuropäische Bedeutung erlangt und trägt zum Aufbau eines europäischen Netzwerks leistungsfähiger Führungskräfte bei.
Text: Antje Horn-Conrad
Online Bearbeitung: Silvana Seppä