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Feierliche Rabbinerordination

75 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ordiniert das Potsdamer Abraham Geiger Kolleg erstmals Absolventen in Polen.

Foto: Tobias Barniske
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Foto: Tobias Barniske

Am 2. September 2014 wurden in der Synagoge von Wroclaw Absolventen des Abraham Geiger Kollegs in ihr geistliches Amt eingeführt.  Es war bereits die sechste Ordinationsfeier des liberalen Rabbinerseminars, das der Universität Potsdam und deren School of Jewish Theology angeschlossen ist und Rabbiner und Rabbinerinnen sowie Kantoren und Kantorinnen für ganz Europa ausbildet.

Vier Rabbiner und drei Kantoren wurden in Wroclaw in ihr geistliches Amt eingeführt: 

Fabian Sborovsky wuchs in Paraguay und Israel auf und studierte in den USA und in Schweden. An der Vanderbilt University erhielt er seinen M.A. in Jewish Studies. An der Universität Potsdam promoviert er. Im Zuge seiner Rabbinerausbildung war er bereits in jüdischen Gemeinden in Spanien, in der Schweiz und in Schweden tätig. Fabian Sborovsky engagiert sich im interreligiösen Dialog und in jüdischen Bildungsveranstaltungen. Das Thema seiner Rabbinischen Abschlußarbeit lautet: “The Righteous Among the Nations’ – A View of the Identity and Afterlife of Non-Jews in the Jewish Tradition”.

Julia Margolis wurde in Moskau geboren. Als sie 12 Jahre alt war, wanderte sie mit ihrer Familie nach Israel aus. Dort beendete sie ihre Schulausbildung und diente in der Armee als Lehrer-Offizierin. Nach Ableistung ihres Wehrdienstes 2000 erwarb sie an der Ben Gurion Universität Beer Sheva einen B. A. in Jüdischer Geschichte, Islam und Kunst. Ihren M.A. in Jüdischen Studien erlangte Julia 2005.
Julias Familie ist tief im liberalen Judentum verwurzelt – ihre Mutter war die erste russischsprachige Rabbinerin in Israel und ist heute Rabbinerin in St. Petersburg. Julia hat bereits für eine Reihe von liberalen jüdischen Organisationen gearbeitet, unter anderem bei Sommer- und Wintercamps auf der ganzen Welt. Seit 2009 arbeitet sie mit der liberalen jüdischen Gemeinschaft von Südafrika. Als Teil ihres Praktikums arbeitete sie als Assistenzrabbinerin in Beit Emanuel in Johannesburg; seit 2011 ist sie für die South African Union for Progressive Judaism in verschiedenen Synagogengemeinden tätig.
Julia Margolis beschäftigt sich in ihrer Abschlussarbeit mit Menachem Finkelsteins Buch “Proselytism - Halakhah and Practice”. Sie lebt mit Mann und zwei Töchtern in Johannesburg und wird nach ihrer Ordination als die erste Rabbinerin Südafrikas für die SAUPJ arbeiten.

Jonas Jacquelin ist in Paris geboren und aufgewachsen. Er engagierte sich in der dortigen jüdischen Gemeinschaft  und gab Unterricht für verschiedene Gruppen. An der Sorbonne erwarb er einen Abschluss in Jüdischen Studien und begann dann am Abraham Geiger Kolleg seine Ausbildung zum Rabbiner, die ihn während des obligatorischen Studienjahrs in Israel auch ans Hebrew Union College und das Steinsaltz Institute in Jerusalem führte.
In seiner M.A.-Arbeit ”The Defense of Maimonides by Yom Tov Ben Abraham from Seville in his Sefer ha-Zikkaron” beschäftigt er sich mit philosophischen und mystischen Tora-Kommentaren und die Kontroverse um das Studium der Philosophie im Mittelalter. Nach seiner Ordination zum Rabbiner wird Jonas Jacquelin für die Union Libérale Israélite de France in der Synagoge Rue Copernic in Paris arbeiten. Er ist verheiratet und Vater einer kleinen Tochter.

Nils Ederberg wurde in Hannover geboren. Nach seinem Schulabschluss in Großbritannien studierte er in Tübingen, Jerusalem, Heidelberg und Berlin. Er schrieb seine M.A.-Arbeit in Judaistik  an der Freien Universität Berlin 2006 über „Die Debatte über das Wesen des Judentums um 1900”; in seiner Rabbinischen Abschlussarbeit ”The Problem of Mamzerut and Modern Repoductive Medicine” widmet er sich der Frage, wer bei künstlicher Befruchtung, In Vitro-Fertilisation, Samenspende, Eizellspende und Leihmutterschaft nach jüdischem Recht die Eltern sind. Nils Ederberg ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Aviv Weinberg hat am Kantorenseminar des Abraham Geiger Kollegs studiert und hat den Masterstudiengang  Jüdische Studien an der Universität Potsdam mit einer Arbeit zum Thema ”Between Two Worlds: Israeli and American Influences on Selected Works by Aminadav Aloni“ abgeschlossen. Sie war Stipendiatin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks. Vor ihrem Kantorenstudium hat sie einen Bachelorabschluss in Musik an der Rubin Academy for Music and Dance in Jerusalem erlangt. 
Sie hat im Laufe ihres Studiums Gelegenheit gehabt, mit einer Reihe von  Kantoren aus Israel und den USA zusammen zu arbeiten (darunter u. a. Professor Dr. Eliyahu Schleifer, Dr. Josee Wolf, Danny Maseng, Israel Goldstein, Roslyn Barak). Frau Weinberg hat Praktika in den liberalen Jüdischen Gemeinden von Göttingen, München, Hannover und Hamburg sowie in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin absolviert und daneben bereits eine Vielzahl von öffentlichen Auftritten bestritten, darunter eine Gedenkfeier zur Erinnerung an Rabbiner Prof. Dr. Dr. Leo Trepp, aber auch die Prinzenhochzeit 2011 in Potsdam.

Alexander Zakharenko wurde in Russland geboren. Er schloss 1992 sein erstes Studium am Historischen Institut der Universität Tyumen ab und  war 1993 Mitbegründer der liberalen jüdischen Gemeinde „Madregot“. 1997 wanderte er in Israel ein und studierte an der Rubin Academy of Music in Jerusalem. Von 2001 bis 2003 arbeitete er für die Jewish Agency als Schaliach in Russland.
Im Jahr 2008 begann er sein Studium am Kantorenseminar des Abraham Geiger Kollegs. Das Thema seiner Masterarbeit in Jüdischen Studien lautet: “Lithuanian Jewish Chants in the Berlin New Synagogue: Aron Friedmann - Cantor and Musicologist”. Alexander Zakharenko ist Mitglied der European Cantors Conference und wird nach seiner Investitur er in der Jüdischen Landsgemeinde Thüringen in Erfurt als Kantor arbeiten.

Sofia Falkovitch wurde in Moskau in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Sie wuchs in Berlin auf und studierte Musik, Kunst und Journalismus in Deutschland und Kanada, außerdem trat sie immer wieder bei internationalen Festivals und Konzerten auf. Sie verfügt über eine klassische Gesangsausbildung und weist ein breit gefächertes musikalisches Interesse auf.
Während ihres Studiums am Abraham Geiger Kolleg verbrachte sie ein Jahr in Jerusalem und studierte dort an der School of Sacred Music am Hebrew Union College und am Steinsaltz Institute. Sie war Stipendiatin des Ernst Ludwig EhrlichStudienwerks (ELES) und beschäftigte sich in ihrer Abschlussarbeit mit Samuel Naumburg und dessen Einfluss auf die Synagogalmusik. 
Sofia Falkovitch ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. Nach ihrer Investitur wird sie in der Liberalen Jüdischen Gemeinde von Luxembourg als erster weiblicher Kantor amtieren.

Text: Hartmut G. Bomhoff (Abraham Geiger Kolleg), Online gestellt: Silvana Seppä