Die ersten Sonnenstrahlen des Tages begrüßen uns auf der Dachterrasse beim Frühstück, von wo aus wir den Blick auf den Kinnaur Kailash genießen.
Wieder einmal gibt es Frühstück bereits um 7 Uhr, da im Laufe des Tages einige schwierige Straßenabschnitte im Oberlauf des Sutlej zu bewältigen sind. Kaum eine Stunde unterwegs, erreichen wir den ersten Engpass. Es dauert über eine Stunde, ehe wir den schwierigen Abschnitt zwischen herunterstürzenden Steinen und Straßenarbeitern hinter uns gebracht haben. Zwar ist die Straße fortan weitgehend passierbar, aber wir kommen trotzdem nur mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h voran. Außerdem haben wir alle bald steife Nacken von ängstlichen Blicken hangaufwärts, suchend ob sich nicht doch etwas unerwartet löst. Erst nach einer weiteren Stunde und einer scharfen Umbiegung des Sutlej nach Norden bessern sich die Straßenverhältnisse etwas und wir können uns tatsächlich dem weiteren Studium der aufgeschlossen Gesteinseinheiten widmen.
Am frühen Nachmittag erreichen wir schließlich den Zusammenfluss des Spiti- und des Sutlej-Flusses, nahe der chinesischen Grenze. Beide Flüsse besitzen ausgedehnte und hoch gelegene Einzugsgebiete – der Spiti in Indien und der obere Sutlej in China – und haben im Laufe der Zeit kilometertiefe Schluchten eingeschnitten. Unser weiterer Weg führt uns fortan entlang des Spiti-Flusses. Die kurvenreiche Straße windet sich eng an der steilen Westflanke des Leopargil-Domes vorbei, der mit seinen kristallinen und intrusiven Ganggesteinen deutlich aus der Landschaft emporragt. Fast 1000 Meter höher, bei ca. 3600 Metern, erreichen wir das abgeschiedene und gemütliche Dorf Nako, mit dem sich die Landschaft öffnet und herrliche Ausblicke freigibt.
Unsere Unterkunft liegt direkt an einem kleinen See und deren Betreiber nehmen aktiv am bäuerlichen Dorfleben teil, wo gerade das getrocknete Getreide mit einer altertümlichen Maschine gedroschen wird. Nach der langen Fahrt nutzen wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages um uns die Füße zu vertreten, uns an die zunehmende Höhe anzupassen und einen Ausblick über die trockene Hochgebirgslandschaft zu erhalten. Die kühle und klare Luft tut uns gut und erlaubt uns weite Fernblicke in alle Himmelsrichtungen, von den schneebedeckten Gipfeln des Hohen Himalaya im Süden bis zu den schroffen Gipfeln des Leo Pargil.
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Hinweis: Alle Veröffentlichungen aus dem Online-Tagebuch müssen durch das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Potsdam freigegeben werden.
Kontakt: Dr. Henry Wichura und Dr. Rasmus Thiede
Koordinatoren des Graduiertenkollegs „Interactions between Tectonics, Climate and the Biosphere in the African-Asian Monsoonal Region“
Universität Potsdam
Institut für Erd- und Umweltwissenschaften
E-Mail: graduateschoolugeo.uni-potsdampde
Text: Dr. Henry Wichura und Dr. Rasmus Thiede
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde