Ringvorlesung: Populismus - Interdisziplinäre Perspektiven: Vortrag „Populismus und Politainment: Von Berlusconi zu Trump“
Der politische Populismus gilt heute als Herausforderung und ernstzunehmende Bedrohung der Demokratie. Insbesondere der rechte Populismus und seine autoritären bzw. gar faschistoiden Facetten sind in den letzten zwei Dekaden zum Gegenstand intensiver Diskussionen in der Politik- und Sozialwissenschaft geworden.
Die Vortragsreihe versucht, die aktuellen Diskussionen zum Phänomen Populismus in interdisziplinärer Perspektive zu verfolgen und einzuordnen. Die Vorträge stellen die aktuellen Forschungsansätze zum Populismus vor und bieten eine historische Kontextualisierung des Phänomens samt seinen Schlüsselbegriffen wie ‚das Volk’ oder ‚die Eliten‘. Einen wichtigen Schwerpunkt der Vortragsreihe bilden Überlegungen zum Verhältnis von populistischen Politiken und kulturellen Prozessen: Welche Kulturpolitiken betreiben die Populisten? Gibt es Wechselwirkungen zwischen politischem Populismus und (populärer) Kultur? Welche Rolle spielen dabei die sozialen Medien?
Rednerin am 9.01.2025: Paula Diehl (Kiel)
Paula Diehl ist Professorin für Politische Theorie, Ideengeschichte und Politische Kultur an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihr Vortrag beschäftigt sich mit dem besonders engen Verhältnis von Populismus und Massenmedien. Der Populismus bedient die Aufmerksamkeitslogik der Massenmedien auffallend gut. Und das gilt sowohl für offline wie für online und soziale Medien. Wir sind inzwischen daran gewöhnt, populistische Politiker und Politikerinnen zu sehen, die sich in Internetblogs, auf Twitter, Facebook, Instagram oder TikTok darstellen. Doch die Allianz zwischen Populismus und Massenmedien begann viel früher als im Internet. Für Perón und Vargas war das Radio das wichtigste Medium. Mit dem Fernsehen wurde der Populismus zunehmend salonfähig, denn die Fernsehbilder brachten eine stärkere Inszenierung der Person mit sich. Silvio Berlusconi baute seine politische Karriere auf dem Fernsehen auf und nutzte dafür sein Medienimperium. Es entstanden die sogenannten hybriden Formate, bei denen sich Fiktion und Realität vermengen, Politik und Unterhaltung zusammengeführt werden und die Unterscheidung zwischen dem Privatem und dem Politischen nicht mehr möglich ist. Politik und massenmediales Entertainment wurden immer mehr vermengt, das brachte das Politainment hervor. Silvio Berlusconi und Donald Trump sind die bekanntesten Fälle. Der Zusammenhang zwischen Medien, Politainment und Populismus macht es möglich zu verstehen, warum Populismus nicht mehr von den politischen Bühnen weg zu denken ist.