Botanische Gärten und invasive Pflanzenarten
Eine Bestandesaufnahme und Empfehlungen zur Prävention
Die Botanischen Gärten Deutschlands kultivieren rund 50.000 Pflanzenarten (VBG 2018); das entspricht etwa 18 Prozent aller bekannten Arten an Blütenpflanzen. Diese Sammlungen sind für die Forschung, Lehre und Bildung unentbehrlich. In den letzten Jahren ist aber auch zunehmend klar geworden, dass manche der kultivierten Arten leicht verwildern und sich in naturnahen Lebensräumen außerhalb der Botanischen Gärten etablieren. Viele der kultivierten Arten sind zudem aus anderen Ländern bereits als verwilderte und invasive Arten bekannt, wo sie im Naturschutz und in der Landschaftspflege zu einem Problem geworden sind. Um das Verbreiten invasiver Pflanzenarten durch Botanische Gärten zu verhindern, bedarf es Informationen und der Ausarbeitung von Maßnahmen zum Umgang mit solchen Arten, ganz im Sinne von "Prävention ist die beste Kontrolle".
Was sind invasive Arten?
In fast allen Regionen der Erde existieren neben einheimischen Arten auch solche, die durch den Menschen eingeführt oder eingeschleppt wurden und sich spontan ausbreiten. Letztere werden gebietsfremde Arten oder Neobiota genannt.
Gebietsfremde Arten sind Tier-, Pilz- oder Pflanzenarten, die unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein Gebiet außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes gelangt sind und dort wild leben oder gelebt haben (CBD 2018, Nehring et al. 2015).
Invasive Arten sind gebietsfremde Arten, die in ihrem neuen Areal die Biodiversität (Vielfalt der Lebensräume, Arten und Gene) gefährden (CBD 2018).
Gebietsfremde Pflanzen werden auch als Neophyten bezeichnet. Nicht alle Neophyten eines Gebietes sind problematisch und gelten als invasiv, meist ist es nur ein kleiner Teil.
Auswirkungen invasiver Pflanzen
Gebietsfremde Pflanzenarten, die zur Bildung von Massenbeständen neigen, verdrängen und vermindern die lokale Artenvielfalt an anderen Pflanzen und Insekten. Die ökologischen Auswirkungen hängen dabei stark von der Art und vom Lebensraum ab. Manche invasive Pflanzenarten verändern grundlegende Vorgänge in einem Lebensraum; so führen Bestände der Robinie (Robinia pseudoacacia) oder der Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus) zu einer Zunahme des Stickstoffgehaltes im Boden, was empfindliche Arten stickstoffarmer Böden benachteiligt. Andere Arten verändern die Vegetationsstruktur und beeinträchtigen dadurch die natürliche Fauna und Flora, wie im Falle der Kartoffel-Rose (Rosa rugosa) an vielen Stellen der Küste.
In Deutschland gelten etwa 35 Arten an Gefäßpflanzen als etablierte und invasive Neophyten.
Quellen
CBD (2018) Convention on Biological Diversity. COP 6 Decision VI/23. Alien species that threaten ecosystems, habitats or species. www.cbd.int/decision/cop/default.shtml (Zugriff 12. Februar 2018)
Nehring S., Essl F., Rabitsch W. (2015) Methodik der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Arten. Version 1.3. BfN-Skripten 401, Bundesamt für Naturschutz, Bonn.
VBG (2018) Verband Botanischer Gärten. www.verband-botanischer-gaerten.de (Zugriff 12. Februar 2018)